Hei juja - jetzt geht's los!

Für viele Frauen ist der "Weiberdonnerstag" wohl einer der höchsten "Feiertage" im Jahr. Wochenlang haben sie sich auf ihn gefreut und vorbereitet. Männern und Autofahrern hingegen sei geraten, sich an diesem Tage dezent im Hintergrund zu halten, will man keinen finanziellen oder modischen Verlust erleiden.

 Dauner Möhnen vor ehemaligem Landratsamt, 1953. Foto: Sammlung Alois Mayer

Dauner Möhnen vor ehemaligem Landratsamt, 1953. Foto: Sammlung Alois Mayer

Morbach. In der Eifel, im Husrück und im Rheinland wird der Donnerstag vor dem Fastnachtssonntag Weiberfastnacht oder "Weibadunneschdech" genannt. Andere Bezeichnungen sind unter anderem "kleine Fastnacht, fetter oder schwerer Donnerstag". Dieser Tag wurde von Frauen, zumindest im letzten Jahrhundert, im bunten Fastnachtstreiben am intensivsten gepflegt. Er war für sie eine der wenigen Möglichkeiten, in ihrem harten Arbeitsleben Frohsinn, Ausgelassenheit und närrisches Verhalten der dominierenden Männerwelt entgegenzusetzen.In den meisten Dörfern schlossen sich Frauen auf freiwilliger Basis zu "Möhnen" zusammen, wobei es kein festgeschriebenes Alter gibt. Vor dem letzten Krieg waren es wohl meist ältere Frauen, während es heute einer jeden erwachsenen Frau frei gestellt ist, mitzuwirken. Diese wählen oder bestimmen eine als "Obermöhn", die dann als "Präsidentin" für die Organisation und den Ablauf des Weiberdonnerstages verantwortlich ist. Sie lädt die Frauen (meist schon ausgangs des letzten Kalenderjahrs) zu Besprechungen über Termine, Örtlichkeiten, Gestaltung und vor allem über die Verkleidung ein.Und wenn dann der "Donnerstag der Weiber" da ist, ziehen die Möhnen in ihren hübschen altmodischen Trachten nach dem Mittagessen los. Zur Begrüßung, gegen die Kälte oder um in Stimmung zu kommen lässt man die Schnapsflasche kreisen und zieht dann lustig singend von Haus zu Haus. Ein beliebtes und recht altes Lied lautet: "Hei Juja, hei Juja, jetzt geht's wieder Juja; jetzt geht's los. Dreng 'em poar, dreng 'em poar mot'm Reemen, ech honn dem Mädjen neijst jedohn, ech wollt se nur ees kreien!" Spendierfreudig wird den Daheimgebliebenen ebenfalls ein Schnäpschen kredenzt und dafür deren Geldspende gerne entgegen genommen. Erblicken sie jedoch ein männliches Wesen, gleich ob zu Fuß oder im Auto, wird es angehalten, und es lernt dann die ganze Macht der fastnachtlichen Weiblichkeit kennen. Sie "kastrieren" seine männliche Würde, schneiden den Schlips ab. Sie knien sich sogar vor ihm nieder und putzen mit einer Bürste oder Lappen flüchtig dessen Schuhe, sagen ironisch den Spruch: "Dir zu Ehre, uns zu Nutzen, wollen wir dir die Schuhe putzen!" Von wegen Ehre! Teuer muss dieser Dienst bezahlt werden. Äußerlich lachend, innerlich knirschend, spendiert der so Hereingelegte eine dicke Münze oder einen Schein, wofür er aber dann auch das Recht auf einen Schnaps oder ein "Küsschen" hat.Nach dem dörflichen Umzug geht es in den Gemeindesaal oder in eine Gaststätte, wo ordentlich Kaffee getrunken wird. Abends dürfen dann die Männer wieder zu ihrer "Möhn". Gemeinsam verbringen alle den Rest des Tages bei Essen, Trinken, Scherz und Spiel, bei Büttenreden, Musik und Tanz. Doch die "Regierungsmacht" der Möhnen endet nicht mit Ablauf des Weiberdonnerstages. In vielen Dörfern wird deren Engagement das ganze Jahr über geschätzt, leisten sie doch für die Gemeinschaft viel Positives. Sie organisieren und helfen mit bei Ausflügen und Altentagen, bei weltlichen und kirchlichen Festen, spendieren Kaffee und Kuchen, nehmen sich vieler sozialer und karitativer Aufgaben an. Wie gut, dass es Möhnen gibt!

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