Heimat Hunsrück

Nach mehrjähriger Pause malt sie endlich wieder, die Morbacherin Henriette Nehren. Eine Auswahl ihrer jüngsten Werke - die eine völlig neue Handschrift tragen - ist demnächst in der Morbacher Ölmühle zu sehen.

 Mit ihrem Zeichenblock in der Hand oder an der Staffelei: So richtig in ihrem Element ist die Morbacher Künstlerin Henriette Nehren nur, wenn sie malt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Mit ihrem Zeichenblock in der Hand oder an der Staffelei: So richtig in ihrem Element ist die Morbacher Künstlerin Henriette Nehren nur, wenn sie malt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Morbach/Horath. (urs) Es sind großformatige, farbenfrohe Bilder. Riesige Blüten in orange und rot bannen den Blick der Besucher. Und von einer hellgrünen Wiese aus schauen ihnen braun-weiß gescheckte Kühe erwartungsvoll entgegen. Wer die früheren Werke von Henriette Nehren kennt, so etwa ihre Porträts oder detailgetreue Zeichnungen historischer Gebäude, ist sicher etwas überrascht. Denn mit ihren jüngsten Arbeiten präsentiert sich die Morbacher Künstlerin von einer völlig anderen Seite.Vor etwa einem Jahr hat die 68-Jährige ihre rund zehnjährige künstlerische Pause beendet. Die Pflege ihrer Mutter und anschließend ihres Sohnes, die beide verstorben sind, hatte ihre ganze Kraft beansprucht. Vor dieser Unterbrechung hatte Nehren sich nicht nur einen Namen gemacht mit ihren Bildern, die auf Postkarten und in Kalendern ebenso zu finden sind wie in diversen Chroniken. Aus Tschechien über Bayern nach Horath

Die Künstlerin hatte auch Kurzgeschichten und Erzählungen veröffentlicht, von denen einige im Kreisjahrbuch oder in der "Hott" erschienen sind. Inspirierend war zudem die Zusammenarbeit mit dem tödlich verunglückten Gerd Szèll, der mit ihr kleine Hefte mit Gedichten oder Geschichten heraus gebracht hatte. Das erste Büchlein dieser Art - "Abschied vom Pflug" mit Beiträgen des Bischofsdhroners Antonius Klein - hatte sie 1991 sogar selbst herausgegeben.Geboren ist Nehren in Tschechien, das sie nach dem Krieg mit ihrer deutschen Mutter hatte verlassen müssen. Über Bayern kam sie Mitte der 50er Jahre nach Horath, wo ihre Mutter, deren einziges Kind sie war, eine Stelle als Lehrerin angenommen hatte. Das Dorf ist für sie bis heute ein Stück Heimat: "Wenn ich nach Horath fahre, fahre ich wie Nachhause". Auch im Nachbarort Haag hat sie noch viele Freundinnen. Als ihre Mutter versetzt wurde, zog sie mit ihr nach Merscheid. Nehren besuchte die Frauenfachschule in Trier und erlernte den Beruf der Näherin. Ihr Traumberuf war jedoch der der Modezeichnerin, für den sie auch das erforderliche Talent mitgebracht hätte. Denn abgesehen von ersten Grundkenntnissen der Malerei, die sie bei Professor Ruzicka erworben hatte, einem Kunstmaler aus Tschechien, hatte sie in Trier eine gute Lehrerin. Doch die damalige Zeit war nun einmal nicht die günstigste, um - zumal auf dem Land - einen solchen Werdegang zu nehmen. Stattdessen lebte die Mutter dreier Kinder mit ihrem Merscheider Mann in der Morbacher Erbachstraße, wo sie ein Haus gebaut hatten. So wie heute, mitten im Ort zu leben, gefällt ihr allerdings viel besser. "Ich bin gern unter Leuten", erzählt die mehrfache Großmutter. Vor allem aber sei sie froh, im Hunsrück "gelandet" zu sein, der ihr längst zur Heimat geworden ist.Eine Auswahl der jüngsten Werke von Henriette Nehren, deren Bilder auch in Nordrhein-Westfalen gefragt sind, ist am Sonntag, 4. Mai, in der Morbacher Ölmühle zu sehen.

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