Held auf vier Pfoten: Balou findet vermissten Senior auf Wiese bei Leisel

Leisel · Einen ganzen Abend und eine ganze Nacht lang liegt ein 70-Jähriger nur 700 Meter von seinem Wohnhaus in Leisel (Landkreis Birkenfeld) entfernt hilflos im nassen Gras, kommt nicht mehr von der Stelle und ist völlig ausgekühlt. Dann, um 8 Uhr am Sonntagmorgen, kommt die Rettung.

Manuel Moog, Hundeführer der Rettungshundestaffel Hennweiler, und sein Labradormix Balou entdecken den vermissten 70-Jährigen, der bei einem Spaziergang in einer völlig aufgeweichten Wiese stecken geblieben war.

"Er hat den Kopf gehoben und zu Manuel gesagt: ,Schön dich zu sehen, mein Sohn.' Diesen Satz werde ich nie vergessen", erzählt Annette Schmitt über die Reaktion des Seniors, der jetzt mit einer Unterkühlung im Krankenhaus liegt, auf seine Rettung. Die Stipshausenerin und ihr Mann Thorsten gehören ebenfalls der Rettungshundestaffel an und sind mit ihren Labradoren Angie und Bosco an der Suchaktion in Leisel beteiligt, die Thorsten Schmitt als stellvertretender Staffelführer leitet.

"Unsere beiden Hunde waren noch in einer Ruhephase, weil wir vorher mit ihnen im Wald gesucht hatten", sagt Annette Schmitt und berichtet weiter: Als die Suche aufs freie Feld ausgedehnt wird verhält der zweijährige Balou sich plötzlich auffällig, zieht sein Herrchen mit sich und wird zum Helden auf vier Pfoten. Wenig später ist der Vermisste gefunden. "Dabei hat Balou seine letzte Prüfung erst im November abgelegt, das ist wirklich beachtlich", betont Schmitt. Seit er ein Welpe ist werde der Labradormix, der mit seinem Herrchen in Gemünden lebt, für seine Aufgabe als Lebensretter trainiert und habe bereits im Alter von 15 Monaten die Begleithundeprüfung abgelegt.

Als sich bei den Schmitts in Stipshausen um 5.36 Uhr der Piepser bemerkbar macht, hat Karl Heinz Bittig schon eine unruhige Nacht hinter sich. Der Erste Beigeordnete der Gemeinde Leisel vertritt den verreisten Bürgermeister Wolfgang Schüßler und stimmt die Suchaktion mit Polizei und Feuerwehr ab. "Das hat wirklich gut geklappt", lobt er die Zusammenarbeit. Im Leiseler Gemeindehaus findet Samstagnacht eine private Feier statt. Auch die Ehefrau des Vermissten ist da. "Sie ging irgendwann nach Hause, um nach dem Rechten zu sehen und hat festgestellt, dass ihr Mann nicht von seinem Spaziergang zurückgekehrt war."

Zunächst suchen Bittig und einige Gemeinderatsmitglieder daraufhin selbst die Umgebung nach dem 70-Jährigen ab - erfolglos. Eine bei der Feier anwesende Polizistin verständigt ihre Kollegen. Ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera wird angefordert, der gegen 3.30 Uhr über Leisel kreist, den Vermissten aber nicht aufspürt. "Es war ein großes Glück, dass es in dieser Nacht nicht kälter war. Sonst hätte es böse enden können", sagt Bittig, der über den glimpflichen Ausgang sehr erleichtert ist.

Mit einem Kopfschütteln quittiert der Beigeordnete unterdessen Medienberichte, wonach es sich bei dem Gelände, in dem der Mann feststeckte, um einen Sumpf handelt. "Das ist eine ganz normale Wiese, über die man bei trockenem Wetter gehen kann, ohne nasse Füße zu kriegen", stellt Bittig klar.

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