Heulende Sirenen und Hilfeschreie

HAHN. Wie gut sind die Rettungskräfte auf einen Großunfall am Flughafen Hahn vorbereitet? Dies herauszufinden, war der Zweck der bisher größten Übung in der Geschichte des Zivilflughafens. Rund 300 Feuerwehrleute, Sanitäter, Seelsorger und "Verletzte" beteiligten sich daran.

Heulende Sirenen, rasende Feuerwehrwagen - dazwischen Hilferufe aus einem Reisebus. Der Flughafen Frankfurt-Hahn war am Samstag Schauplatz eines Szenarios, wie es sich alle Tage dort ereignen könnte. Allerdings war der Einsatz nur inszeniert. Eine Notfallübung, wie sie die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) auf Verkehrsflughäfen vorschreibt.Das angenommene Unglück: Ein Kleinflieger rammt einen Reisebus. Die Zahl der "Verletzten": 48. Parallel dazu ein Brand und ein Gefahrgutunfall.Die vordringlichste Aufgabe der Einsatzkräfte waren die Sicherstellung der Rettungskette von der Bergung über die Einordnung der Schwere der Verletzungen bis zum Krankenhaus-Transport.Und damit waren die Helfer vollauf beschäftigt. Denn die Verunglückten zeigten abgesehen von realistisch präparierten Verletzungen und schmerzverzerrten Gesichtern zum Teil beängstigend realistische Verhaltensweisen. Während einer stöhnte: "Warum hilf mir denn keiner?", riss ein anderer sich von einem Helfer los und schrie in Panik: "Wo ist meine Freundin?" Reaktionen, die Volker Goergen zufrieden registrierte.Bei einer früheren Übung sei jemand mit einer angenommenen Schädelfraktur einfach gegangen, erzählte der Übungsleiter. "Da sind die natürlich besser", lobte Goergen, der als Schiedsrichter auf Fehler hinweist. Der übungserfahrene Referent für Brand- und Katastrophenschutz, Kreisverwaltung Bad Kreuznach, bringt dafür die nötige Erfahrung mit bringt. So weiß er genau: "Wenn die Hektik losgeht, meint man schon, das wäre ernst."Das verwunderte bei den plastisch geschminkten Verletzungen inmitten arg in Mitleidenschaft gezogener Kleidung nicht. Das Schminken von Verbrennungen, Frakturen oder einer Bauchwunde war Sache von Helfern wie dem Angestellten Peter Benke. Eine Begabung, die dem Sanitätshelfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) angeboren ist.Organisatoren der Übung: "Hervorragend gelaufen"

Für die Notfall-Nachsorge standen andere parat. Dagmar Brenner, Kindertagesstätten-Leiterin aus Boppard, war psychosoziale Mimin. Andreas Nehls war schon bei einer der beiden früheren Übungen auf dem Hahn als Seelsorger dabei, der Veldenzer Pastor Georg Singer diesmal als Beobachter eingesetzt. "Die Übung ist hervorragend gelaufen", bilanzierte Winfried Wöllstein, Leiter der Flughafenfeuerwehr. Alles sei sehr diszipliniert abgelaufen, Leistung und Kommunikation "genial" gewesen. Darauf war es bei der "Flugunfallübung 2003", der bisher größten auf dem Hahn angekommen. "Das Zusammenspiel der Kräfte soll ja mit dargestellt werden, und das hat sehr gut geklappt", so Wöllstein. Um die 300 Personen waren an der Großübung beteiligt. Darunter rund 100 Mitarbeiter des DRK und 150 Feuerwehrleute der Berufsfeuerwehr Frankfurt-Hahn sowie der freiwilligen Wehren der Umgebung. Dies waren Blankenrath, Sohren-Büchenbeuren, Gemünden, Kastellaun, Kirchberg, Lautzenhausen, Rhaunen, Rheinböllen, Simmern. Mit ihnen waren Malteserhilfsdienst und Polizei im Einsatz sowie Hahn-Mitarbeiter von "Medical Airport Services" (MAS) und des Sicherheitsdienstes "FIF".Die Freiwillige Feuerwehr Morbach hatte wegen Ausbildungswochenende und Höhenrettungsübung nicht teilnehmen können.

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