Hickhack geht weiter

BERNKASTEL-KUES/MORBACH. Der VdK-Kreisverband Bernkastel-Zell kommt nicht zur Ruhe. Im Mai fand in Gonzerath ein turbulenter Kreisverbandstag statt, der Kritiker auf den Plan rief. Jetzt befasste sich der Vorstand des Verbands mit Ausschlussanträgen gegen die so genannten Rebellen.

Dem Vorstand des VdK Kreisverbands Bernkastel-Zell liegen Ausschluss-Anträge gegen Cornelia Johann, Antje Justen und Wolfgang Tilsner, die Vorsitzenden der Ortsverbände Morbach, Blankenrath und Veldenz-Gornhausen, vor. Begründet werden sie mit Presseveröffentlichungen, die angeblich das Ansehen des Vereins schädigen. Dies teilte die Vorsitzende des Kreisverbands (KV), Annemarie Staudt, den dreien mit und gab ihnen Gelegenheit, sich schriftlich dazu zu äußern. Die Angegriffenen gingen in die Offensive und beantragten ihrerseits Staudts Ausschluss "wegen der Besorgnis der Vorteilsnahme". Staudt habe sich über einen nicht genau zu beziffernden Zeitraum 18 Mark (etwa 9,20 Euro) Honorar pro Stunde und monatlich 80 bis 90 Stunden für ihre ehrenamtliche Tätigkeit bewilligt. Besonders pikant: In einer Jubiläums-Festschrift hatte sie zuvor nach ihrem Ausscheiden als Kreisverbands-Geschäftsführerin 1988 angekündigt, künftig ehrenamtlich und ohne Aufwandsentschädigung für den Verband tätig sein zu wollen. Dieser Sachverhalt war beim Kreisverbandstag in Gonzerath zur Sprache gekommen. Bei dieser Sitzung war Staudt nur knapp mit 30 von 73 Stimmen vor ihren Gegenkandidaten Tilsner (28) und Hans-Erich Winter aus Wolzburg (15) wiedergewählt worden. Der Wahl vorausgegangen war eine turbulente Sitzung. Johann, Justen und Tilsner monierten im Nachhinein, dass Fragen zur Kassenprüfung - unter anderem über die Verwendung von rund 13 000 Euro - nicht geklärt werden konnten, ebenso wie die Tatsache, dass die Entlastung mit den Stimmen des noch amtierenden Vorstands erfolgt war. Die Staudt-Kritiker forderten eine Wiederholung des Kreisverbandstags, bislang vergebens. Der Landesverbandsvorsitzende Andreas Peifer sagte eine Prüfung zu. Zurück zu den Finanzen: Grundsätzlich hätte Kreisgeschäftsführer Günther Fetzer in Gonzerath Auskünfte geben müssen. Doch das konnte er aus zwei Gründen nicht. Fetzer ist seit Januar krank geschrieben. Als Grund führt sein Arzt eine "soziale Anpassungsstörung auf dem Hintergrund einer massiven beruflichen Auseinandersetzung" an. Der Wederather selbst nennt es "Mobbing". Zudem hatte der Geschäftsführer nach eigener Aussage keinen Einblick in die Finanzen des Verbands: "Ich habe nie einen Konto-Auszug gesehen." Personal-Unterlagen, Rechnungen und Protokolle seien für ihn unter Verschluss gewesen. Zudem habe es ständig wegen Nichtigkeiten Querelen mit der KV-Vorsitzenden gegeben. Dennoch sei ihm nicht verborgen geblieben, dass Staudt vor dem Jahr 2000 ein Entgelt bezogen habe. "Und zwar schwarz", wie Fetzer versichert. Über die genaue Höhe kann er keine Angaben machen. Später seien die Dinge in einer Krisensitzung beim Landesverband in Koblenz bereinigt worden. Staudt habe sich selbst beim Finanzamt angezeigt und die Steuern nachgezahlt, erklärt Fetzer. Dass Staudt als ehrenamtliche Kreisvorsitzende vom VdK Einkünfte bezogen haben soll, bestätigt der damalige Kassierer und heutige Vorsitzende des Ortsverbands Hoxel, Edgar Klein. Er und das frühere Vorstandsmitglied Hans-Erich Winter hätten damals die finanzielle Regelung nicht mittragen wollen, sagt Klein. Auf dem Kreisverbandstag im Mai sei das Thema im Rahmen der Personaldebatte zur Sprache gekommen. Doch statt der Kreisvorsitzenden hätten plötzlich Winter, der bei der Wahl zum Kreisvorsitz gegen Staudt antrat, und er in der Schusslinie gestanden. Sie beide hätten plötzlich "dagestanden wie Verbrecher". Über die Vorgehensweise von Johann, Justen und Tilsner ist Klein dennoch nicht glücklich. Die KV-Vorsitzende habe sich in mehr als 30 Jahren Verbandszugehörigkeit auch Verdienste erworben. Die 73-Jährige selbst hat nach eigener Aussage ein reines Gewissen: "Ich habe nichts bekommen, was mir nicht zugestanden hat." Zur angeblichen Selbstanzeige beim Finanzamt sagt sie: "Das ist alles längst erledigt." Zu weiteren Vorwürfen will sie sich mit Hinweis auf ihren schlechten Gesundheitszustand nicht äußern und verweist auf den Landesverbandsvorsitzenden. Der aber weilt in Urlaub und ist laut Kristina Jochum, Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Landesverband, für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Sie erklärt, dass es sich um ein schwebendes Verfahren handelt, zu dem sie sich nicht äußern könne. Inzwischen ist der Beschwerdeaussschuss des Landesverbands eingeschaltet. Der Bundesverband ist informiert.

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