"Hier wird ganz schön gerast"

MORBACH. Die Zahl der LKW-Unfälle auf der Hunsrückhöhenstraße hat sich nach der Einführung der Autobahn-Maut erhöht. Durch ständige Kontrollen versucht die Morbacher Polizei, der Raserei ein Ende zu setzen. Der TV war bei einer dieser Kontrollen dabei.

Der Verkehrslärm ist fast unerträglich. Stoßstange an Stoßstange rasen die Fahrzeuge am Parkplatz "Stumpfer Turm" an der Hunsrückhöhenstraße vorbei, fast jedes dritte ist ein LKW. "Hier wird ganz schön gerast", sagt Walter Könen, während er den vorbeifahrenden Verkehr beobachtet. Könen kontrolliert zusammen mit seinen Kollegen Hans-Georg Gröber und Jürgen Dietzen von der Morbacher Polizei auf dem Parkplatz LKW. "Seit der Hahn da ist, hat der LKW-Verkehr zugenommen", sagt Könen, "auch sonntags." Die Autobahn-Maut habe ihr übriges dazu getan, die Zahl der LKW auf der Hunsrück-Strecke zu erhöhen. Seit Beginn der Kontrollen weniger LKW-Unfälle

Dietzen winkt einen LKW von der Straße. Da die Strecke vom Parkplatz gut einsehbar ist, erkennen die Polizisten von weitem, wer ein potenzieller "Kandidat" für eine Kontrolle ist. Nicht lange bleiben die Polizisten unbemerkt. "Länger als zwei Stunden können wir selten hier stehen. Dann hat es sich rumgesprochen", sagt Dietzen. "Seit wir hier kontrollieren, sind die LKW-Unfälle zurückgegangen", sagt Hans-Georg Gröber. Vorher seien sie leicht gestiegen. Der erste Blick bei der Kontrolle der Laster geht nach dem Anhalten der Fahrzeuge auf die Tüv- und Schutzplakette, dann wird das Profil der Reifen geprüft. Anschließend müssen die Fahrer Führerschein, Fahrzeugpapiere und Tachoscheibe vorzeigen. "Die LKW-Fahrer müssen die Tachoscheibe des letzten Arbeitstags der Vorwoche und der aktuellen Woche dabei haben", sagt Gröber. Anhand der Aufzeichnungen auf der Scheibe lässt sich nicht nur die Lenkzeit, sondern auch die Geschwindigkeit erkennen. "Ohne jetzt päpstlicher zu sein als der Papst, aber hier sind sie schneller als 60 gefahren", sagt Gröber zu dem Niederländer am Steuer. Mehr als 60 Stundenkilometer dürfen die Laster auf der Landstraße nicht fahren, auf der Autobahn sind es 80. Die Scheibe zeigt, dass der Fahrer knapp 80 Stundenkilometer seit dem Die mit der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz in diese Richtung unternommenen Anstrengungen bewertet er positiv: "Wir sind da auf einem guten Weg."erlassen der Autobahn gefahren ist. "Sechs Stundenkilometer werden bei der Geschwindigkeitskontrolle durch die Tachoscheibe als Toleranz abgezogen", sagt der Polizist. An diesem Tag hält allerdings fast keiner die Höchstgeschwindigkeit ein. Von den zirka 20 in gut zwei Stunden kontrollierten Fahrzeugen waren nur fünf ohne Beanstandung. "Vor kurzem hatten wir einen, der ist über 100 gefahren", sagt Gröber. "Das ist allerdings selten. Ich hatte bisher nur zwei LKW, die mehr als 100 gefahren sind", ergänzt sein Kollege Dietzen. "Einen PKW haben wir an dieser Stelle aber auch schon mit 174 Stundenkilometern geknipst. Da war der Führerschein weg." 65 Euro muss der von Gröber kontrollierte niederländische Fahrer bezahlen. An Ort und Stelle. "Das müssen aber nur die ausländischen Fahrer", sagt Gröber. Da der Niederländer - mit landestypischen Holz-Clocks an den Füßen - nicht genug Bargeld dabei hat, begleitet Gröber ihn zum nächsten Bankautomaten. Gröbers Kollegen kontrollieren in der Zeit weiter Fahrzeuge. Maximal drei Laster passen auf den Parkplatz am "Stupfen Turm". "Größere Parkplätze haben wir nun mal nicht", sagt Jürgen Dietzen. Hier oder am Berghof bei Thalfang seien die besten Plätze, um diese Kontrollen zu machen. Neuer "Gast" ist ein deutscher Fahrer auf dem Weg zum Sägewerk. Seine Lenkzeiten entsprechen den vorgegeben viereinhalb Stunden - vor allem am Vortag. "Da war ich in Frankreich unterwegs, da kann man sich so was nicht leisten", sagt der Fahrer. "Fünf Minuten zu viel kosten da 500 Euro." Regelverstöße sind in Deutschland günstig

"Und wenn die Fahrer dann zu uns nach Deutschland kommen, schreien sie ,hurra' , weil hier Regelverstöße verhältnismäßig günstig sind", ergänzt Gröber, mittlerweile mit den 65 Euro Bußgeld des Niederländers zurückgekehrt. Das Verwarnungs- und Bußgeld wird von den Polizisten an die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich weitergeleitet. Wie viel die Polizisten bei den Kontrollen "einnehmen", können sie nicht genau sagen. Eines ist jedoch sicher: Die "Kundschaft" wird den Morbachern vorerst nicht ausgehen. Denn trotz der regelmäßigen Kontrollen der Morbacher Polizisten fahren immer wieder LKW zu schnell. Walter Könen beobachtet weiter den Verkehr - und schüttelt bei dem einen oder anderen wegen der hohen Geschwindigkeit und der Überholmanöver verständnislos den Kopf.

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