Hilfe kommt zu spät

ACHTELSBACH. (kas) Ein sechsjähriges Mädchen wurde am Samstagnachmittag bei einem Verkehrsunfall in Achtelsbach von einem Traktor überrollt und tödlich verletzt (der TV berichtete).

Tragisch endete ein Verkehrsunfall am Samstag gegen 15 Uhr auf der Hauptstraße in Achtelsbach: Auf Höhe der alten Schule überrollte ein Traktor ein sechsjähriges Mädchen aus Brücken, für das jede Hilfe zu spät kam. Das Kind, das Ende August eingeschult werden sollte, spielte mit anderen am Straßenrand und lief plötzlich auf die von einer Allee gesäumte Fahrbahn. "Jessica und ihre Mutter waren erst seit fünf Minuten bei uns zu Besuch", äußerte sich die Gastgeberfamilie fassungslos. Neben Notarzt und Rettungswagen wurde auch der Rettungshubschrauber alarmiert. Ein Notfallseelsorger kümmerte sich um die Angehörigen. Am Steuer des in Richtung Brücken fahrenden Schleppers, der auf zwei Anhängern Stroh - einer der 18 jeweils 340 Kilo schweren Rundballen fiel bei der Vollbremsung auf die Straße - geladen hatte, saß ein polnischer Erntehelfer, der erst am Vortag seine Arbeit auf einem landwirtschaftlichen Großbetrieb begonnen hatte. "Der Mann, der offensichtlich unter Schock stand, machte sich sofort aus dem Staub", berichtete der Leiter der Polizeiinspektion Birkenfeld, Klaus Atz: "Von ihm war auf dem Gehöft nur der Vorname bekannt." Weil ihn ein Bekannter auf dem Weg Richtung Frankreich abgesetzt hatte, hegten die Beamten zunächst die Befürchtung, der 26-Jährige könnte sich mit seinem Landsmann in Verbindung setzen und ins Ausland fliehen.Fahrer macht sich aus dem Staub

Daher informierte die Polizei die benachbarten Dienststellen und die Autobahnstationen - und warnte via Radio davor, auf der A 62 zwischen Birkenfeld und Nonnweiler einen Anhalter aufzulesen. Neben fünf Diensthunden der Polizei waren 104 Feuerwehrleute aus Achtelsbach, Abentheuer, Birkenfeld, Brücken, Buhlenberg, Ellweiler, Hoppstädten-Weiersbach und Meckenbach mit 13 Fahrzeugen im Einsatz. Sie fuhren die Wege in der Umgebung bis zur Autobahn ab und durchkämmten zu Fuß den Wald. Außerdem wurde ein Polizeihubschrauber aus Koblenz angefordert, der noch gegen 19 Uhr über der Umgebung kreiste. "Wir haben niemanden erspäht, auf den die Beschreibung passte", resignierte Wehrleiter Bernhard Schneider nach zweistündiger Suche. Wenig später nahmen die Gendarmen den nach vier Stunden Irrweg auf dem Hof eingetroffenen Polen fest, der den Ermittlungen zufolge nicht die erforderliche Fahrerlaubnis besitzt. Bei der Vernehmung war er auf eine Dolmetscherin angewiesen. Mangels eines festen Wohnsitzes in Deutschland blieb er über Nacht in Gewahrsam in Idar-Oberstein. Am Sonntagmorgen wurde er dem Haftrichter in Bad Kreuznach vorgeführt, der Fluchtgefahr sah und Untersuchungshaft in der JVA Rohrbach in Wöllstein anordnete. Wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung ermittelt die Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach - das Verfahren soll so schnell wie möglich abgeschlossen werden. Vier Stunden gesperrt war die L 167; Brandschützer wiesen den Verkehrsteilnehmern den Weg durchs Neubaugebiet. So lange untersuchten die Polizei und der Sachverständige, dessen Gutachten der Inspektionschef in spätestens zwei Wochen erwartet, den Unglücksort.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort