Jahrgang 1909, 6. Dezember, Rhaunen/Stipshausen: Ein Vorkommnis, das unter Umständen böse Folgen hätte haben können, spielte sich gestern in Stipshausen ab. Rittergutsbesitzer Haniel zu Schloss Walburg im Elsass hatte vor einiger Zeit zwei ungarische Hirsche in seinem Jagdrevier Vierherrenwald ausgesetzt. Einer dieser Hirsche, auf den Namen "Hans" getauft, konnte sich nun dort nicht recht heimisch fühlen. Er durchstreifte das Revier und belustigte die Waldarbeiter anfänglich. Gestern nun brach er aus, stattete dem Orte Stipshausen einen Besuch ab und lenkte die Aufmerksamkeit der Dorfbewohner auf sich. Letztere wollten den Ausreißer nun wieder nach dem Gatter zurückbringen. "Herr Hans", sich seiner so gewonnen Freiheit freuend, ließ sich dies aber nicht gefallen, den Förster nahm er auf und warf ihn mehrere Meter von sich in eine Dornenhecke. Er nahm nun seinen Weg nach den Hottenbacher Mühlen, zertrümmerte dort an einem Hause die Fenster und stieß einen Müller dortselbst derart an, dass dieser ins Haus getragen werden musste. Auch soll sich der Mann von seinem Schrecken noch nicht wieder erholt haben. Doch die Strafe folgte auf dem Fuße. Einige beherzte Männer griffen den Hirsch, banden ihn und luden ihn auf einen Wagen, um ihn nach dem Walde zurückzubringen. Unterwegen wurde er von dem inzwischen hinzugekommenen Förster Löh aus Schauren erlegt. "Hans" soll ein Gewicht von annähernd vier Zentner haben. Der Autor ist Berthold Staudt vom Morbacher Hunsrückverein. Wenn auch Sie eine historische Anekdote kennen, den Namen eines Hauses oder einer Straße erklären können oder zu einem historischen Ereignis eine persönliche Geschichte zu erzählen haben, schreiben Sie unter dem Stichwort "Ortsgeschichten" mit Namen, Adresse und Telefonnummer an die E-Mail-Adresse hunsrueck@volksfreund.de. Wichtig ist, dass Ihre Geschichte höchstens 60 Druckzeilen (à 30 Anschlägen) umfasst.