Holzindustrie hofft auf Erhalt

MORBACH. Rund vier Monate sind seit der Entscheidung, das Morbacher Forstamt aufzulösen, ins Land gegangen. Doch die Kritik der Entscheidung des Landes verebbt nicht. Kommunalpolitiker verschiedener Couleurs setzen weiter alle Hebel in Bewegung, um die Schließung zu verhindern.

 Junior-Chefin Brigitte Decker-Wilbert (links) und ihre für den Rundholzeinkauf zuständige Schwester Annette Decker schätzen den direkten Draht des Unternehmens Eugen Decker zum Morbacher Forstamt.Foto: Ursula Schmieder

Junior-Chefin Brigitte Decker-Wilbert (links) und ihre für den Rundholzeinkauf zuständige Schwester Annette Decker schätzen den direkten Draht des Unternehmens Eugen Decker zum Morbacher Forstamt.Foto: Ursula Schmieder

"Wir sind in der Sägeindustrie in Deutschland unter den ersten zehn", betont Brigitte Decker-Wilbert. Die Morbacherin sitzt mit ihrem Vater und Firmengründer Eugen Decker in der Geschäftsleitung des Familienunternehmens. Die Position im deutschen Leimholzbereich schätzt die Unternehmerin sogar auf einen der vorderen fünf Ränge. Der Exportanteil liege bei 60 Prozent. Laut der Junior-Chefin ist das Forstamt Morbach das größte, mit dem das Unternehmen zusammen arbeitet. Die sehr gute Zusammenarbeit habe häufig ein schnelles Reagieren auf Kundenanfragen ermöglicht. "Fünf Prozent des gesamten Einkaufs gehen über das Forstamt", stellen Decker-Wilbert und ihre Schwester Annette Decker - im Haus zuständig für den Rundholzeinkauf - fest.Abgeordneter Licht spricht von "fadem Beigeschmack"

Die Einkaufsexpertin hebt den "direkten Draht" des Unternehmens zum Amt hervor. "Wenn das Forstamt wegfallen sollte, sind wir nur noch eine Nummer", befürchtet sie. Denn Kempfeld werde ebenfalls geschlossen, und in Dhronecken hätten sie seit fünf oder sechs Jahren kein Holz gekauft. Was aber nicht von der Firma beeinflussbar sei. Denn der gewünschte Zukauf wird vorab der Landesforstverwaltung gemeldet, die wiederum die Forstämter bittet, ihre Mengen anzugeben. Um die im Mittelpunkt der größten Konzentration rheinland-pfälzischer Holzindustrie zu erwartende Problematik zu verdeutlichen, hatte der CDU-Ortsverband zu einem Gespräch auf dem Firmengelände eingeladen. Unter den Gästen begrüßte Hans-Georg Gröber den Brauneberger Landtagsabgeordneten Alex Licht. Dieser bemängelte, dass es bei der Forstverwaltungsreform nicht nach sachlichen Gesichtspunkten gegangen sei. Auch am Rhein seien drei Forstämter am äußeren Rand des Distriktes zusammen gelegt worden. Gleichzeitig habe es - obwohl kommunale Grenzen einzuhalten seien - kreisübergreifende Zuteilungen gegeben. Die Zuordnung einer außerhalb der Grenzen des künftigen Dhronecker Forstamtes liegenden Zeltinger Forst-Enklave sei inzwischen revidiert worden. Selbst in dieser Frage werde jedoch nicht etwa ein Fehler eingeräumt, sondern von einem "Übertragungsfehler im System" gesprochen. Einen ähnlichen Fall gebe es beim Forstamt Kastellaun. Dieses habe sich vom neuen Simmerner Amt eine nicht direkt zugängliche Staatsforstfläche "geholt". "Und da muss man dann nur genauer gucken, wer wo wohnt", meinte Licht und meint den Bucher Ortsbürgermeister, den SPD-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Joachim Mertes. Einen faden Beigeschmack hinterlasse auch die Entscheidung, von den 45 neu auszuschreibende Forstamtsstellen der ursprünglich 88 Dienststellen nur 44 auszuschreiben. Für das Forstamt Hachenburg, Wohnort von Henrik Hering, dem Staatssekretär Umwelt und Forsten Rheinland-Pfalz, sei keine Ausschreibung erfolgt. Weiter sprach Licht von Problemen hinsichtlich der Einkaufs-Konzentration. Diese hätte zur Folge, dass von den Förstern vor Ort teilweise "völlig falsche Einschlagszahlen" gefordert würden. Als Mitglied des Ausschusses Umwelt und Forsten weiß Licht um diese Dinge. Eine Möglichkeit der Einflussnahme auf die Reform hatte er dennoch nicht. Selbst der Ausschuss habe erst mittwochs per Fax vom Vorstellen der Reform am folgenden Tag erfahren. "Wir haben über die Reform selbst bisher nicht geredet." Lichts Ausführungen ließen für Morbachs Bürgermeister Gregor Eibes nur den Schluss zu: "Das ist reine Willkürpolitik." Auch die SPD-Gemeinderatsfraktion und der SPD-Ortsverband sind in der Sache nicht untätig gewesen. Die Sozialdemokraten hatten an die Umweltministerin Conrad geschrieben und haben auch Antwort erhalten. In ihrem Schreiben äußert die Ministerin Verständnis für die Haltung der örtlichen SPD, die sich für das heimische Forstamt einsetzt. Einen konkreten Gesprächstermin hat sie nicht vorgeschlagen. Die SPD will dranbleiben. "Wir lassen nichts unversucht", erklärte Marcus Heintel im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund .

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort