Honigsüß und hart: Keltisches Konfekt

WEDERATH. Mit einem spannenden Vortrag und einer Kostprobe des Wederather "Keltenringlis" eröffnete der Archäologiepark Belginum in Wederath das neue Veranstaltungsjahr.

 Rosemarie Cordie und Robert Sausen vor der Vitrine mit dem in Belginum entdeckten "Ur-Ringli", auf dessen Rezeptur die Keltenringli des Bäckers basieren.Foto: Ursula Schmieder

Rosemarie Cordie und Robert Sausen vor der Vitrine mit dem in Belginum entdeckten "Ur-Ringli", auf dessen Rezeptur die Keltenringli des Bäckers basieren.Foto: Ursula Schmieder

Über 70Personen waren der Einladung ins Museum gefolgt. Aus feinstemgemahlenen Dinkelmehl - vermischt mit Honig und Eiweiß - war dasim Grab 1700 entdeckte Ringgebäck hergestellt worden. Der Funddes Jahres 1980 war eine kleine Sensation und öffnete denArchäologen ein weiteres Fenster in das unbekannte Alltagslebender Kelten. Dabei hatte es sich bei dem flachen, nur zwei Zentimeter großen, ringförmigen Stück um einen unscheinbar wirkenden Fund gehandelt. Doch die Analyse der Grabbeigabe von Belginum, die etwa auf das Jahr 120 vor Christus datiert, brachte in der Schweiz Erstaunliches an den Tag. Denn obwohl Brotfunde in der Archäologie keine Seltenheit sind, handelte es sich hier zweifelsfrei um etwas Besonderes, das in Feinheit und Form dem heutigen Konfekt gleichzusetzen ist. Mit der Vorstellung des "Keltenringlis" startete der Archäologiepark Belginum erfolgreich in das neue Veranstaltungsjahr.

Mehr als 70 Personen waren der sonntäglichen Einladung gefolgt, um Näheres über die Lebensweise ihrer keltischen Vorfahren zu erfahren. Außerdem war es verlockend, das nach historischer Rezeptur gebackene Gebäck zu probieren. "Ich bin der Meinung, dass wir in Belginum immer Keltenringlis reichen sollten", schloss Rosemarie Cordie ihren Vortrag über diese Entdeckung, bei der erstmals Gebäck in einem keltischen Grab hatte nachweisen können.

Brot dagegen habe bei den Kelten zum Toten-Ritual gehört. Die Opferung verschiedener Sorten an Gottheiten oder verstorbene Ahnen - zerbröckelt und in die erlöschende Glut geworfen - war keine Seltenheit. Ebenso wenig das Leichenmahl an den Grabstätten, bei dem später die Reste in den Aschengruben deponiert wurden. Im Anschluss an den Vortrag reichte Robert Sausen vom Morbacher Hochwald-Café frisch gebackene Keltenringlis. Angenehm süß, aber etwas zu hart für die dritten Zähne, lautete die Bewertung der Kostprobe. "Die Geister scheiden sich schon mal an der Festigkeit des Gebäcks", erklärte Cordie. Eine Frau wunderte sich über das Geschick der Kelten, die den Ringlis offensichtlich ohne Förmchen zu ihrem Aussehen verholfen hatten. "Haben die den Dinkel hier angebaut oder importiert", wollte ein Mädchen wissen. Laut Cordie stammte vermutlich nicht nur das Getreide aus der Umgebung, sondern auch der Honig. Für die Ringlis 2003 verwandte Bäcker und Hobby-Imker Sausen Honig aus eigener Wederather Produktion.

Der Archäologiepark Belginum will in diesem Jahr an jedem ersten Sonntag im Monat eine kostenlose Führung anbieten, bei der herausragende Funde oder aktuelle Ausgrabungsergebnisse vorstellt werden sollen.

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