Hotel Strassberger bleibt Ruine

Der Flughafen Hahn entwickelt sich rasant, und alle wollen ein Stück von der Torte abhaben. Besonders die an den Hahn angrenzenden Gemeinden unterliegen der Problematik, zwischen Segen und Fluch des Flughafens einen vernünftigen Mittelweg zu finden.

 Um Bestandsschutz zu haben, sollen die Grundmauern des ehemaligen Hotels Strassberger bis auf weiteres stehen bleiben. Rechtsanwalt Dirk Wachendorf (links) und Prokurist Rupert Mittelstädt von der RM Invest sind trotzdem zuversichtlich, dass ihr Hotelneubau realisiert wird. Foto: Werner Dupuis

Um Bestandsschutz zu haben, sollen die Grundmauern des ehemaligen Hotels Strassberger bis auf weiteres stehen bleiben. Rechtsanwalt Dirk Wachendorf (links) und Prokurist Rupert Mittelstädt von der RM Invest sind trotzdem zuversichtlich, dass ihr Hotelneubau realisiert wird. Foto: Werner Dupuis

Lautzenhausen. (tor/wd) Ein geplantes Hotelprojekt auf Lautzenhausener Gemarkung stößt auf den Widerstand der Gemeinde. Dabei war die RM-Invest mit Lautzenhausen schon fast einig, wie Mitgesellschafter Dirk Wachendorf erklärt.Objekt der Begierde ist das ehemalige Hotel Strassberger. Kein ankommender Fluggast, der über die Straße den Hahn verlässt (also alle), kommt umhin, die wenig ansehnliche Bauruine auf Lautzenhausener Gemarkung in Augenschein zu nehmen.Die oben genannte Investgesellschaft hat das Gelände gekauft. Nach ihren Plänen soll dort auch wieder hin, was dort einmal war: ein Hotel. Der Gemeinde wurden Pläne unterbreitet. Man einigte sich auf einen Entwurf, wie Dirk Wachendorf berichtet. Mittlerweile hat der Gemeinderat sich allerdings dagegen ausgesprochen, dass aus dem unansehnlichen Strassberger-Bau in absehbarer Zeit ein Vier-Sterne-Hotel mit 110 Betten entsteht, das 20 Arbeitsplätze bieten würde."Wir haben uns im Einvernehmen mit dem Rat auf einen Entwurf geeinigt. Einige Pläne erschienen den Lautzenhausenern zu hoch. Wir haben nachgebessert, Alternativen unterbreitet, und der Rat hat sich einverstanden erklärt", so Wachendorf.Vier-Sterne-Hotel nicht als Konkurrenz gedacht

Doch Lautzenhausen wollte sich offenbar seinerseits als waches Dorf erweisen und verwies auf die beschlossene Bauleitplanung. Am 19. Februar reichte die Investgesellschaft bei der Kreisverwaltung ihren Bauantrag ein. Die Antwort an die Investoren: "So werden Sie es nicht bekommen."Nun tut sich erst mal gar nichts. Die Investoren vermuten, dass die Gemeinde den neuen Hotelkomplex ablehnt, damit ein bestehender Hotelbetrieb im Dorf keine Konkurrenz vor die Nase gesetzt bekommt. "Das wäre aber doch gar nicht der Fall. Wir wollen nicht in Wettbewerb zu bestehenden Familienunternehmen treten. Unser Vier-Sterne-Haus würde dem gutgehenden Hotel im Dorf keine Gäste wegnehmen, weil wir eine ganz andere Kategorie anbieten wollen", erklärt Wachendorf. Gerade weil man Einvernehmen mit der Bevölkerung wünsche, sei man an die Gemeinde herangetreten und habe die Entwürfe mit dem Rat abgestimmt."Wir verstehen nicht, warum man einerseits mit uns einen Entwurf abgesegnet hat und uns nun daran hindern will, hier etwas Neues entstehen zu lassen", wundert sich der Prokurist Rupert Mittelstädt. "Wir wollen hier etwas bauen, was es noch gar nicht gibt. Also sehen wir auch keine Konkurrenz", ergänzt Dirk Wachendorf.Zurzeit sieht es so aus, als würde das besondere Entree Lautzenhausens noch eine Weile Bestand haben. Die Investoren wollen die Ruine stehen lassen, um den Bestandsschutz zu wahren. Wo ein Hotel steht - auch wenn es keines mehr ist - darf auch wieder eins hin.Auch wenn während der begonnenen Abrissarbeiten einige Personen die Gelegenheit wahrnahmen, Schallschutzfenster aus dem Bau mit nach Hause zu nehmen, obwohl die Investoren dafür bereits Käufer hatten. Auch wenn ein Carport nach einem Wochenende plötzlich nicht mehr vorhanden war. Und auch wenn Pflastersteine auf einmal verschwunden waren: Die Investoren werden keine Anzeige erstatten."Wir sind doch an einem guten Miteinander interessiert. Wir haben im Einvernehmen mit der Gemeinde schon unsere geplante Zimmerzahl von 150 auf 110 reduziert -und damit die Anzahl der möglichen Arbeitsplätze. Dennoch möchten wir weiter vertrauensvoll mit dem Rat zusammenarbeiten. Zum Wohl der Gemeinde und nicht dagegen", bekräftigt Wachendorf den Standpunkt der Investgesellschaft.Lautzenhausens Ortsbürgermeister Siegward Bongrad war überrascht von den Vorwürfen. "Wir sind nicht auf dem Trip, Neues zu verhindern", betonte er. Bisher sei man stets bemüht gewesen, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Er bestätigte die unterschiedlichen Auffassungen bezüglich der Größe und der Höhe des Hotelneubaus. Der Dialog sei jedoch niemals abgebrochen worden.Angesichts der Tatsache, dass in unmittelbarer Nachbarschaft des Neubau Strassberger bei der Gemeinde ein weiterer Bauantrag für ein zweites Hotel in ähnlicher Größenordnung eingegangen ist, sei die Aufstellung eines Bebauungsplanes für eine geordnete Weiterentwicklung des Dorfes von größter Notwendigkeit.Rahmenbedingungen für Oberdorf gefasst

Der Gemeinderat habe bereits den Aufstellungsbeschluss "Lautzenhausen Oberdorf" gefasst. Darin sollen die endgültigen Rahmenbedingungen in diesem Quartier genau definiert werden. Bongard rechnet mit einem Abschluss des Verfahrens im Frühjahr 2008. Bis dahin liegen beide Hotelprojekte wohl auf Eis.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort