Ideen für den Umbruch

WEIPERATH. (urs) Das Hunsrücker Holzmuseum findet weltweit Beachtung. Beispielsweise in Japan. Die beispielhafte Umnutzung fand eine Delegation von Denkmalpflegern aus Fernost durchweg positiv.

Professor Hidetoshi Saito, Direktor des Staatlichen Instituts für Denkmalpflege in Tokio, war beeindruckt. Der Architekt hatte sich mit zwei Kollegen im Hunsrücker Holzmuseum, ehemals Grundschule Weiperath, umgesehen. Die Umnutzung sei "ein ganz vorzügliches Beispiel" und "wichtig für die Identität des Ortes". Die freiwilligen Leistungen zeigten, dass die Restaurierung eine gute Gelegenheit sei, zusammen zu kommen, wodurch das Gebäude zu einem "Symbol für die Gemeinde" werden könnte. Denn Denkmalschutz hätte verschiedene Bedeutungen und sei nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht wichtig, sondern auch für die Leute vor Ort. Professor Tsutomu Kimura sah eine starke Bindung, die Helfer und Besucher zu dem schönen Schulhaus in der kleinen Gemeinde aufgebaut hätten. Die erkennbare Mühe, dieses zu erhalten, habe ihn berührt. Seinem Kollegen Yasuo Nakauchi waren die leicht verständliche und in großen Teilen Kinder ansprechende Ausstellungen aufgefallen. Die Führung der japanischen Gäste durch und um das historische Anwesen hatte Architekt Peter Schmitt übernommen. Ein Detail, das die Besucher besonderes interessiert hatte, sei die Buchenholzschalung gewesen. Die gespaltene, statt gesägte Buchenholzschalung ist in einem Abstellraum unterm Dach sichtbar. Darüber hinaus eben "alles, was wir retten konnten" - wie der alte Fliesenbelag im Flur oder die erhaltenen Rundbogenfenster der Schule. Die staatliche Denkmalpflege, basierend auf einem Gesetz von 1897, hat in Japan eine lange Tradition. Da das Hauptaugenmerk aber auf besonders hochwertigen Bauten, buddhistischen Tempeln oder Shinto-Schreinen, lag, sind im Vergleich zu Deutschland nur wenige Objekte geschützt. So stehen einer Million deutscher Baudenkmäler gerade mal 10 000 japanische - davon zwei Drittel Sakralbauten - gegenüber. Die zudem bisher dort ausschließlich als Museen "eingefroren und erhalten" und nicht etwa in neuer Funktion genutzt wurden. Seit 1996 ist dies jedoch im Umbruch. Nach einer Gesetzesnovelle stellt Japan jährlich 500 Bauten, meist aus dem 19. und 20. Jahrhundert, unter Denkmalschutz. Die Erfahrungen beider Länder finden seit 1976 in einem Austausch mit dem Wiesbadener Landesamt für Denkmalpflege Berücksichtigung. Eine Kooperation, von der beide Seiten profitieren, wie Kunsthistoriker Christoph Henrichsen erklärt. "Auf deutscher Seite interessiert man sich dafür, wie Holzarchitektur erhalten wird", erklärt Henrichsen. Die Japaner seien da eine Klasse besser, weil bei ihnen bis vor 100 Jahren nur in Holz gebaut worden sei.Besinnung auf die Tradition

Dafür erhofften sie sich Anstöße zu Weiter- und Umnutzung historischer Gebäude. Schwerpunkt der zweiwöchigen Fachreise der japanischen Gäste durch Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen war die ländliche Architektur. Weshalb sich der von der Bitburger Architektur-Professorin Marie-Luise Niewodniczanska angeregte Besuch des Holzmuseums geradezu anbot. Für 2005 ist in Japan eine Publikation geplant, in der eine Auswahl der seit 2000 untersuchten Nutzungen vorgestellt werden soll.

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