Im Stall wird heute Blasmusik gespielt

RAPPERATH. (urs) Im Rahmen der Wendalinus-Kirmes feiert Rapperath den 50. Geburtstag seines Gemeindehauses, das sich das Dorf vor einem halben Jahrhundert vom Holzgeld fürs Munilager geleistet hat.

50 Jahre sind eine lange Zeit. Innerhalb einer solchen Zeitspanne dreht sich nicht nur das Rad der Geschichte immer weiter - auch die kleinen alltäglichen Dinge wandeln sich. Und das teils auf recht amüsante Weise, wie die Geburtstagsfeier für das Rapperather Gemeindehaus vor Augen führt. Denn wer käme heute noch auf die Idee, bei der Planung eines solchen Hauses Duschmöglichkeiten für die Bürger zu berücksichtigen. Anno 1956 war das jedoch nicht ungewöhnlich, wie auch andere Gemeindehäuser beweisen. Überhaupt war die Konzeption des Rapperather Anwesens der Zeit weit voraus, erzählt Ortsvorsteher Egon Schabbach. Sogar die Tageszeitung habe über das für damalige Verhältnisse sehr aufwändig gebaute Haus berichtet: "Das war eins der modernsten Gemeindehäuser weit und breit." Was sicher nicht zuletzt an den vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des Hauses lag. Nicht nur, dass dort über Jahre der örtliche Kindergarten untergebracht war. Das Haus verfügte auch über eine Hausmeisterwohnung und natürlich einen großen Saal samt Bühne. Daneben gab es Vorkühlräume, Gefriertruhe, den Stierstall des Dorfes samt Heuboden und Haferkammer - und eben besagte öffentliche Duschen. Dass der Ort sich Mitte der 50er- Jahre einen solchen Bau leisten konnte, kam laut Schabbach nicht von ungefähr. "Das Gebäude ist vom Holzgeld fürs Munilager bezahlt worden", erzählt der Gemeindechef. Als die Amerikaner damals zwischen Wenigerath und Rapperath ihr Munitionslager einrichteten, seien dem Ort 90 Hektar Waldfläche verloren gegangen. Einzig die Entschädigung dafür hatte das Dorf in die Lage versetzt, in Sachen Gemeindehausbau Zeichen zu setzen. Nach Umbauarbeiten Mitte der 90er-Jahre präsentiert sich das Anwesen heute nach wie vor von seiner besten Seite - allerdings mit zeitgemäßer Nutzung. So probt im ehemaligen Stierstall heute der Musikverein, und statt der alten Bühne gibt es nun eine bewegliche, die je nach Bedarf aufgebaut wird. Auch die Kühltruhen sind gewichen und haben das Feld für die Jugend geräumt, die demnächst vielleicht den leer stehenden Kindergarten nutzen darf. Zuvor wird das Haus an diesem Wochenende aber wieder mit Leben gefüllt wie in alten Zeiten. Denn im Rahmen der Herbstkirmes wird auch der Geburtstag des Gemeindehauses gefeiert - und der Abschluss der Arbeiten in der Kirche.

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