Kahlschlag im Kaisergarten

THALFANG/BÄSCH. Bei Routinearbeiten am Bäscher "Kaisergarten" hat eine Fremdfirma, die im Auftrag des Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerks (RWE) routinemäßig das Astwerk zurückschneiden sollte, ein über 100 Jahre altes ortsbildprägendes Ensemble nachhaltig beeinträchtigt. Das ruft Bäscher Bürger auf den Plan, die das nicht hinnehmen wollen. Bei RWE ist man "an einer schnellen Lösung des Problems interessiert".

Der Bäscher "Kaisergarten" wurde im Jahre 1899 von Mitgliedern des Bäscher Männergesangvereins zu Ehren von Kaiser Wilhelm gepflanzt. Es handelt sich um ein Baumensemble mit einer Eiche in der Mitte, die von Mehlbäumen umpflanzt ist. Die Grünfläche prägt in Bäsch das Ortsbild. Die Eiche wurde jetzt drastisch gekappt. Mit einer großen Portion Wut im Bauch stehen Michael Klee und weitere Bäscher Bürger fassungslos vor dem "Kaisergarten". Es fallen Begriffe wie "Ortsverschandelung", "Vandalismus" und "blinde Zerstörungswut". Was ist passiert? Da unweit der Grünfläche am Bürgerhaus eine elektrische Oberleitung verläuft, begann am Donnerstagmorgen eine Fremdfirma im Auftrag des Elektrizitätsunternehmens mit dem Zurückschneiden des Astwerks der 107 Jahre alten Eiche, damit die Äste nicht in die Oberleitung gelangen. "Die Äste waren noch rund einen Meter von der Leitung entfernt und wurden jetzt um mehrere Meter rücksichtslos zurückgeschnitten", kritisiert Michael Klee die Vorgehensweise der Fremdfirma. Die Firma war offenbar angewiesen, die Äste auf einer Länge von sechs Metern Abstand zur Leitung zurückzuschneiden. "Wir haben sie lediglich im Abstand von nur vier Meter abgeschnitten", sagt ein Arbeiter dem TV. Das können die Bäscher aber nicht nachvollziehen. Augenzeugen berichten, dass die Äste, ohne dass der Abstand zu gemessen wurde, einfach mit der Motorsäge abgetrennt wurden. Ortstermin mit Vorsteher anberaumt

Auch Thalfangs Ortsbürgermeister Gasper ist nicht glücklich mit dem, was er sieht. "Das ist aber ganz schön viel, was hier abgeschnitten wurde", sagt er unmittelbar nach seinem Eintreffen am "Kaisergarten". Der Ortschef war über die Routinearbeiten informiert und erklärt, "dass diese Arbeiten alle paar Jahre selbstständig von RWE durchgeführt werden". "Wir stellen uns der Situation und sind an einer schnellen Lösung des Problems interessiert", sagt Rolf Lorig vom Unternehmen am Freitagmorgen auf TV-Anfrage. Um den genauen Sachverhalt zu klären, wird nach Angaben von Pressesprecher Lorig ein Lokaltermin mit Ortsvorsteher Burkhard Graul vereinbart. Zumindest für die Zukunft scheint es eine Lösung zu geben. "Die Oberleitung muss nur um einige Meter verlegt werden, dann ist das Problem zukünftig gelöst", sagt Michael Klee. Dies ist aber laut RWE und Gasper mit Kosten verbunden.

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