Kalter "Jahrhundertsommer"

Ausgerechnet im Jubiläumsjahr hat das Morbacher Freibad die schlechteste Saison seit 1982 erlebt. Der kalte Sommer hat bei den Betreibern für viel Frust gesorgt.

Morbach. Rekordverdächtig ist er schon, der diesjährige Freibadsommer. Nur nicht im positiven Sinn, bedauert Schwimmmeisterin Katja Gilcher. Knapp 19 000 Besucher verzeichne das Morbacher Freibad 2007. Das sei knapp die Hälfte dessen, was in einem mäßigen Sommer drin sei: "Die Saison war die schlechteste in 25 Jahren." Ein Blick in die Statistik bestätigt die traurige Bilanz. Im Schnitt hatte das Freibad in den vergangenen 25 Jahren jeweils 41 170 Besucher. Rekordjahre im positiven Sinn waren 1983 (65 000 Besucher) und 2003 (60 350). Selbst im bisher schlechtesten Jahr 2000 hatten sich immerhin noch 26 000 Freibadgäste im Bad getummelt. Dabei hatte 2007 ein ganz besonderes Freibadjahr werden sollen. "Die Prognosen waren eigentlich sehr gut", erinnert sich Gilcher an den hoffnungsvollen April, der vergleichbar gewesen sei mit dem März 2003. Ein "Jahrhundertsommer" sei 2007 auch geworden, "aber leider in entgegengesetzter Richtung". Tag für Tag und Woche für Woche hätten sie gehofft. Aber das sommerliche Wetter habe sich nur einen oder vielleicht auch mal zwei Tage gehalten.Für das Morbacher Freibad ist das doppelt schade. Denn für dieses Jahr, das 25. nach der umfassenden Sanierung 1982, waren etliche Veranstaltungen geplant. So sollten etwa einmal im Monat Angebote wie Sektfrühstück, Grillen oder Schwimmen bei Kerzenschein die Leute locken. "Einen Glühweinstand hatte ich leider nicht in der Planung", sagt Gilcher.

Fast alle Aktionen sind sprichwörtlich ins Wasser oder der Kälte zum Opfer gefallen. Diejenigen, die stattfinden konnten, litten unter den Temperaturen. Als Beispiel nennt Gilcher das gut organisierte Open-Air-Kino des Morbacher Jugendparlaments. "Wenn die Leute dasitzen und schnattern, kommt halt kein Flair auf."

Mitarbeiter sind frustriert

Nur wenige haben dem seltsamen Sommer getrotzt. So wie ein Dutzend Stammgäste, die noch bei 17 Grad Außentemperatur im auf 21,5 Grad beheizten Wasser ihre Runden drehten. Die Massen strömen allerdings erst ab 28 Grad im Schatten herbei. Und die waren nur wenige Tage drin. Manchmal sei es so kalt gewesen, erzählt Gilcher, dass sie in dem dampfenden Wasser die Schwimmer nicht mehr habe ausmachen können. Da sei selbst den Mitarbeiten die Motivation abhandengekommen: "Für uns war das auch frustrierend - man hat natürlich keinen Elan mehr." So oft wie in diesem Jahr hätten sie noch nie mähen müssen.

Abgesehen vom Spaß, der Freibadfans in diesem Jahr entgangen ist, seien vor allem die Freibadbetreiber die Geschädigten. Denn von den Kosten her sei es unerheblich, ob der Sommer gut oder schlecht sei. "Ich muss immer den gleichen Aufwand betreiben - egal wie viele Leute kommen." Und eigentlich müsse auch beständig investiert werden, spricht Gilcher die problematischen Fliesen des Bades an. "Wir bräuchten mal einen richtigen Sommer." Es sei ein Glück, dass Morbach finanziell "nicht so wacklig" dastehe. Für manch andere Kommunen sei ein solcher Sommer schlicht eine Katastrophe.

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