Kampf gegen die "stille Rezession"

Wer führt meinen Betrieb einmal weiter, wenn ich nicht mehr kann? Diese Frage kommt früher oder später auf jeden Firmenchef zu. Im "Forum ländlicher Raum" ging es um die besten Antworten und wer dabei helfen kann, den Übergang möglichst reibungslos zu gestalten.

 Rita Zimmer führt als ehemalige Reiseverkehrskauffrau das Morbacher Schuhhaus Roth. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Rita Zimmer führt als ehemalige Reiseverkehrskauffrau das Morbacher Schuhhaus Roth. TV- Foto: Herbert Thormeyer

Morbach. Die Frage nach der Unternehmensnachfolge kommt in jeder Firma so sicher wie das Amen in der Kirche. In Rheinland-Pfalz suchen nach Erhebungen des Wirtschaftsministeriums rund 18 700 Betriebe nach einem neuen Chef oder einer Chefin. "Rund 1600 werden es voraussichtlich nicht schaffen. Damit gehen wertvolle Arbeitsplätze verloren, und Know-How verlagert sich in die Ballungszentren", schätzt Professor Axel Lorig vom Wirtschaftsministerium, der das "Forum ländlicher Raum" organisiert hat. Die vorhandene Wirtschaftskraft und Zahl der Arbeitsplätze zu stabilisieren sei noch wichtiger als die Bemühungen um Neuansiedlungen.

Knapp 160 Teilnehmer waren in die Morbacher Baldenauhalle gekommen, davon jeweils rund die Hälfte Unternehmer und Gestalter von Rahmenbedingungen wie Kammern, Kommunen oder das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR).

"Der ländliche Raum muss ein Lebensraum mit Qualität bleiben", forderte Rolf Pietrowski vom Wirtschaftsministerium. Deshalb fördere die Landesregierung nicht nur die Infrastruktur, sondern vor allem auch Einzelfälle, denn das sei genau die Schwachstelle des Mittelstands.

"Die Frage der Unternehmensnachfolge ist ein sensibles Geschäft, und sie stellt sich todsicher", weiß Unternehmensberaterin Maria Wirtz aus Köln. Sie erlebte diese Situation im elterlichen Betrieb, einem Autohaus, am eigenen Leib.

Sich Hilfe vom Fachmann holen



Der Anteil an familieninternen Regelungen sinke von Jahr zu Jahr. Nur noch sechs Prozent der Betriebe erreichen die vierte Generation.

Wirth rät dazu, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Am besten erst einmal vom eigenen Steuerberater, der den Betrieb in- und auswendig kennt. Den heutigen, nicht mehr ganz so jungen Chefs riet die Beraterin: "Lassen sie los und entwickeln sie Visionen für die Zeit danach!"

Wie die Nachfolge gelingen kann, obwohl in ein berufsfremdes Terrain eingestiegen wird, beschrieben Rita Zimmer, die als ehemalige Reisekauffrau jetzt das elterliche Schuhhaus Roth führt, und Johannes Klein, der als Banker den Fleischgroßhandel Kaas übernommen hat. Für beide Morbacher Betriebe gelte: Mehr Wissen, wie es bei diesem Forum vermittelt wurde, hätte die Sache vereinfacht.

"Die Landesregierung bleibt am Thema der Unternehmensnachfolge dran", kündigte Mechthild Kern vom Wirtschaftsministerium an. Bei der "Gründeroffensive 2010" werde die Suche nach neuen Chefs ein Schwerpunktthema sein.

Extra Wer hilft durch den Förderdschungel? Die Investitions- und Strukturbankempfiehlt als erste Orientierung die Internetseite www.isb.rlp.de/ foer der finder. Ganz wichtig ist der eigene Steuerberater, der sich neben der Hausbank mit Beratungs- und Förderprogrammen des Landes auskennt. Speziell für Landwirte ist das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Mosel (DLR) der richtige Ansprechpartner. Die Starterzentren von IHK und HWK begleiten Betriebe ebenfalls auf dem Weg in die nächste Generation. (doth)

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