Karrierestart mit Hindernissen

GONZERATH. Felix Assmann lenkt seit einem Vierteljahrhundert die Geschicke des 1200 Einwohner großen Morbacher Ortsbezirks Gonzerath. Zur Wahl am 13. Juni tritt er nicht mehr an. "Die Demokratie lebt vom Wechsel", ist er überzeugt.

Felix Assmann, hauptberuflich Justizbeamter, machte erst unlängst Schlagzeilen, als er im Amtsgericht in Bernkastel-Kues eine brenzlige Situation entschärfte. Der Gonzerather stürzte sich auf einen 35-Jährigen psychisch Kranken, der im Eingang des Gerichtsgebäudes mit einer Pistole hantierte. Geistesgegenwärtig drängte er den Mann vor die Tür. Die öffentliche Aufmerksamkeit war Assmann nicht recht. Doch das beherzte Eingreifen sagt einiges aus über den Charakter des Mannes, der seit 25 Jahren die Geschicke des Morbacher Ortsteils Gonzerath leitet. Assmann geht Problemen nicht aus dem Weg. Auch in seiner Wortwahl ist er nie zimperlich, spricht die Dinge deutlich an: Jedem nach dem Mund reden, das könne er nicht, so Assmann über Assmann. "Die Leute sind davon nicht immer angetan." Aber er habe oft nach Auseinandersetzungen erlebt, dass der Kontrahent später gesagt habe, eigentlich habe der Ortsvorsteher Recht gehabt. In schwierigen Situationen habe er immer versucht, seine Ehefrau Maria und die beiden Kinder Ulrike (23) und Martin (9) herauszuhalten. Dennoch ist es ihm wichtig, dass die Arbeit als Ortsvorsteher eine Gemeinschaftsleistung der Familie war. Leicht ist ihm das Amt nicht immer gewesen, denn er wurde schließlich sehr jung - mit 29 Jahren - Dorf-Chef in Gonzerath. Manch einer habe damals gedacht: "Was will der Rotzlöffel?" So früh zu beginnen, das könne er nicht empfehlen. Mit zunehmendem Alter - er ist heute 54 - frage er sich schon, wie er sein "Doppelleben" als Justizbeamter, das Amt als Ortsvorsteher und zahlreiche weitere Ehrenämter unter einen Hut bekommen hat. Der Start seiner Laufbahn verlief im übrigen nicht gerade wie im Bilderbuch. Als er 1974 - ein Jahr, bevor Morbach Einheitsgemeinde wurde - als erster Beigeordneter der noch selbstständigen Gemeinde Gonzerath vereidigt wurde und auch die Urkunde in Händen hielt, wurde nach seinem Alter gefragt. Als er wahrheitsgemäß mit "bald 25" antwortete, nahm ihm der damalige Morbacher VG-Bürgermeister Otmar Scholl das Dokument ab und zerriss es. Denn ein Beigeordneter musste laut Statuten das 25. Lebensjahr vollendet haben. Dass er sich sprichwörtlich das Heft aus der Hand nehmen ließ, ärgert ihn. "Das würde mir heute nicht mehr passieren", versichert das kommunalpolitische Urgestein. Der 54-jährige ist einer der wenigen Dorf-Chefs in der Gemeinde Morbach, der den Wechsel von der Verbands- zur Einheitsgemeinde selbst miterlebt hat. Das sei damals "hochstrittig" und ein "politischer Kraftakt" gewesen."Herzensprojekt" Schule kam nicht zustande

Natürlich gebe es noch heute Rivalitäten unter den Dörfern, aber die besondere Struktur sei heute kein Thema mehr, betont Assmann, der auch zweiter Beigeordneter der Gemeinde Morbach ist. Dass er das nach dem 13. Juni bleibt, ist durchaus möglich. Für den Gemeinderat kandidiert er jedenfalls erneut. In Gonzerath soll künftig ein anderer die Geschicke in die Hand nehmen. Denn: "Die Demokratie lebt vom Wechsel." In der Rückschau auf die 25 Jahre seines Wirkens freut er sich über die zahlreichen Projekte, vom Sportplatzbau über die Schackberghalle, die mit viel Eigenleistung der Bürger zustande kamen. Dass sein "Herzensprojekt", eine Grundschule, im zweitgrößten Ortsbezirk der Einheitsgemeinde wegen der zu geringen Kinderzahlen nicht umgesetzt werden konnte, "ist der einzige Wermutstropfen" seiner Amtszeit.

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