Kein Projekt auf der Sonnenseite

Investor Lutz Güldenburg nimmt Abstand von der geplanten Jugendhilfe-Einrichtung in Horath. Das erklärte er dem Trierischen Volksfreund. Das Thema war am Montagabend zudem Gegenstand der Ratssitzung im 500-Einwohner-Ort.

Horath. Das ursprüngliche Vorhaben des Gräfendhroners Lutz Güldenberg, in einem leer stehenden Haus in Horath eine Einrichtung der Jugendhilfe zu etablieren, beschäftigte am Montagabend den Gemeinderat. Fünf Kommunalpolitiker, darunter Altbürgermeister Helmut Schuh und der Bürgervereinsvorsitzende Harald Dohr, hatten verlangt, dass das Gremium zusammentritt und beantragt, dass der Bebauungsplan "Sonnenseite I" in einem Teilgebiet geändert wird. Der Antrag sah vor, das Dorfgebiet in der Nähe der betreffenden Immobilie in ein reines Wohngebiet umzuwandeln und zusätzlich eine Veränderungsperre über das Areal zu verhängen. Ortsbürgermeister droht mit Rücktritt

Ratsmitglied Helmut Schuh nahm in der Sitzung vor rund 20 Zuschauern kein Blatt vor den Mund: Es solle verhindert werden, auf dem betreffenden Grundstück Investitionen vorzunehmen, die der "Unterbringung und Betreuung gefährdeter Jugendlicher mit möglicherweise gewalttätigem oder kriminellen Hintergrund dienen". Ob das Ziel mit dem vorliegenden Antrag erreicht werden kann, in dem Punkt war sich Schuh offenbar selbst nicht sicher. Das werde sich im Laufe des Verfahrens zeigen. Güldenberg hatte in enger Kooperation mit der Awo Saarland ein Wohn- und Beschäftigungsprojekt für neun Jugendliche ab 13 Jahren starten wollen, die aus schwierigen Familienverhältnissen stammen, Probleme mit dem regelmäßigen Schulbesuch haben und/oder psychische Probleme haben. Von diesem Vorhaben hat Güldenberg allerdings in der Zwischenzeit Abstand genommen. Darüber informierte Bürgermeister Adams die überraschte Runde. Doch dabei ließ er es nicht bewenden. Der Horather Dorfchef machte seinem Ärger "über die Art und Weise, wie mir dieser Antrag zugeleitet wurde", Luft und drohte unverblümt mit seinem Rücktritt. Der besagte Antrag sei ihm und der Beigeordneten per Post zugestellt worden. "Solch geheime Aktionen" seien bei ihm nicht nötig. Er sei gern bereit, "um der Entwicklung der Gemeinde zu einem kinder- und jugendfreundlichen Dorf nicht im Wege zu stehen, den Stuhl zu räumen". Gleich mehrere Ratsmitglieder versicherten, in der Sache und nicht gegen eine Person gehandelt zu haben. Adams versicherte, die Angelegenheit vergessen zu wollen. Güldenberg bestätigte gegenüber dem TV, dass er von seinem Projekt in Horath Abstand nimmt, auch wenn er nach wie vor davon ausgeht, dass der Ort für ein solches Projekt gut eignen würde. Aber: "Ich habe keine Lust, über Jahre gegen große Widerstände ankämpfen zu müssen." Von den heftigen Reaktionen sei er "sehr überrascht" gewesen. Dennoch wirft er die Flinte nicht ins Korn, sondern will sein Projekt anderswo realisieren. Der Horather Gemeinderat beschloss übrigens, sich im Rahmen der Dorfmoderation nochmals mit dem Thema Bebauungspläne zu befassen. Meinung Die Botschaft ist angekommen In Horath ist die Welt derzeit nicht in Ordnung. Das wurde in der Gemeinderatssitzung am Montagabend mehr als deutlich. Fünf Ratsmitglieder, die Mehrheit des Gremiums, hatten eine Sitzung anberaumen lassen, ohne sich, wie ansonsten üblich, vorher mündlich mit Ortsbürgermeister Egon Adams kurzzuschließen. Auch wenn die streitbaren Kommunalpolitiker in der Sitzung versicherten, es sei ihnen um die Sache gegangen: Egon Adams empfand die Vorgehensweise als Affront und drohte relativ unverblümt mit seinem Rücktritt, sollte dieses Beispiel Schule machen. Dass der Stein des Anstoßes eigentlich keiner mehr war, nahm dem Konflikt die Schärfe nicht. Eine besondere Pikanterie liegt in der Tatsache, dass das Sprachrohr der Gruppe ausgerechnet Altbürgermeister Helmut Schuh war. Keine Frage, zwischen den beiden stimmt die Chemie nicht. Außerdem machte die Sitzung nochmals deutlich, wie wichtig es den Horathern offenbar ist, das Wohnprojekt zu verhindern. Und die Botschaft ist bei den Verantwortlichen angekommen. i.rosenschild@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort