Kein französisches "Sprachbad"

BERGLICHT/THALFANG. Vor vier Jahren hat Rheinland-Pfalz das Förder-Programm "Lerne die Sprache des Nachbarn" ins Leben gerufen. Seither bemühen sich etliche Kindergärten, darunter der in Berglicht, um Personal – bislang jedoch ohne Erfolg.

Seit zwei Jahren sucht die Kindertagesstätte Berglicht eine Muttersprachlerin mit pädagogischer Berufserfahrung. Doch bisher ist es nicht gelungen, für 22 Wochenstunden jemanden zu finden, der den Anforderungen des zu 60 Prozent vom Land geförderten Programms "Lerne die Sprache des Nachbarn" gerecht wird. "Es ist sehr schwierig", bilanziert Ulrike Malburg von der Thalfanger Verwaltung die europaweiten Ausschreibungen. Auch Rückfragen in französischen Kasernen oder an der Uni Trier hätten nichts gebracht. Es hätten sich zwar Muttersprachler beworben, doch die Anwärter könnten teils weder eine pädagogische Ausbildung noch Berufserfahrung vorweisen, und manchen mangele es sogar an Deutschkenntnissen. Hinzu komme, dass sie weite Fahrten auf sich nehmen müssten oder einen Wohnortwechsel. Außerdem sei das von den hohen Abzügen in Deutschland geschmälerte Gehalt einer Halbtagsstelle wenig attraktiv. "Es ist sehr schade, wenn so ein Programm nicht zur Ausführung kommt", bedauert Malburg. Ähnlich schlecht sieht es für die beiden Thalfanger Tagesstätten aus, für die seit März 2006 eine Ganztagskraft gesucht wird. Ein Hoffnungsschimmer für Berglicht ist, dass auch Malborn seit einigen Wochen für 19,25 Wochenstunden eine französische Erzieherin sucht. Derweil parliert der Heidenburger Nachwuchs bereits seit Oktober 2004 Französisch. Eine Erzieherin lässt Sprache und Kultur des Nachbarlandes in den Tagesablauf einfließen. Trotz der Probleme mancher Kindergärten mit der Stellenbesetzung denkt Mainz nicht an eine Lockerung der Förderbedingungen. "Veränderungen im Konzept sind nicht geplant", betont Wolf-Jürgen Karle, Pressesprecher des Bildungsministeriums. Das Programm sehe ausdrücklich vor, neben ersten Begegnungen mit der französischen Sprache den Kindern zu vermitteln, wie gleichaltrige Kinder in Frankreich leben. Deshalb sollten vorrangig französischsprachige Erzieher eingesetzt werden. Sei dies nicht möglich, könnten auch Französisch sprechende Nichtpädgogen nachgeschult werden. Im März hatte Karle weitere Möglichkeiten in Aussicht gestellt. Demnach ist neben der Einstellung von Muttersprachlern auch die pädagogischer Fachkräfte möglich, die länger in Frankreich gearbeitet haben, oder von Humanisten. Die Entscheidung über mögliche Ausnahmeregelungen liege beim Landesjugendamt. Der dortige Referent für Kindertagesstätten, Hartmut Gerstein, bestätigt solche Ausnahmen. Von den unter 100 Personen, die im Rahmen des Förder-Programms in etwa 82 Einrichtungen arbeiteten, seien aber "fast alle französische Muttersprachler". Er sehe zwar, dass es mitunter schwierig sei, die Stellen zu besetzen. Doch Ziel des Programms sei nun einmal, die Kinder in einer Art "Sprachbad" in die Kultur des Landes eintauchen zu lassen: "Wir verzichten eher auf die pädagogische als auf die muttersprachliche Kompetenz." Bei den wenigen Zugeständnissen handele es sich um "die absoluten Ausnahmen". Da komme es auf den Einzelfall an, sprich die Erfahrungen, die jemand mitbringe. Sofern es vor Ort eine nicht-französische Fachkraft gebe, solle daher beim Landesjugendamt nachfragt werden. Der Nebeneffekt, dass so Fördermittel gespart würden, ist nach Gersteins Überzeugung nicht beabsichtigt. "Das ist überhaupt nicht der Fall - es ist Landesinteresse, das Programm erfolgreich durchzuführen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort