Keine Angst vorm schwarzen Loch

Nach Beginn der Altersteilzeit wird bei dem langjährigen Kämmerer der Gemeinde Morbach weiterhin das Wandern die größte Rolle spielen. Heimat- und Ahnenforschung sollen aber nicht zu kurz kommen.

Morbach. Als passionierter Wanderer kommt Berthold Staudt ganz schön rum. Der langjährige Morbacher Kämmerer, der sich nun in die Altersteilzeit verabschiedet hat, ist vor allem dort anzutreffen, wo es um den Hunsrück und dessen Geschichte geht. Denn neben seiner Haupt-Leidenschaft hat den Wanderwart des Hunsrückvereins seit Jahren auch die Heimat- und Ahnenforschung fest im Griff.

Allerdings will er künftig Prioritäten setzen und sich etwa beim Erstellen von Stammbäumen mehr in Zurückhaltung üben. Es sei schon sehr zeitintensiv, einen Stammbaum mit mehr als 500 Namen zu erstellen. Keinesfalls ruhen lässt er sein Engagement für die Morbacher Chronik. Als einer der Autoren verfasst er Firmenchroniken oder dokumentiert, "wie der Strom nach Morbach kam". Weitere Schwerpunkte sind Forst, Feuerwehr, Landwirtschaft, Menschen und Morbacher Auswanderer. Die Brücke zur Ahnenforschung hatte eine längere Erkrankung geschlagen. Damals habe er neue Hobbys gesucht, erzählt der 60-jährige zweifache Vater. Sein erstes Projekt war ein Familienbuch seines Geburtsortes Wederath. Aktuell arbeitet er an einem der Pfarrei Morscheid. Leuten, die sich für ihre aus der Region nach Südamerika ausgewanderten Vorfahren interessieren, hilft er gern weiter. Mancher kenne ja heute noch nicht mal mehr die Namen seiner Großeltern. Dennoch will er sich nicht im Gestern verlieren: "Wir sollten nicht in der Vergangenheit leben - aber man sollte sich dieser Dinge bewusst sein."

Staudts größte Leidenschaft gilt nach wie vor dem Hunsrückverein, dem er 1987 beitrat. Er wolle schlichtweg "den eigenen Körper fit halten". Als Wanderwart hat er vor allem Wanderpläne zu erstellen. Doch es bleibt auch Zeit, Wanderungen oder Radtouren zu führen. Derzeit werde das sehr gut angenommen. Im Schnitt wanderten 30 Personen mit, bei Radtouren etwas weniger. Die Teilnehmer schätzten nicht nur die Landschaft, sondern auch die Geselligkeit. Daher sieht es Staudt als "soziale Verpflichtung", regelmäßige Touren anzubieten. Ab und an folgt er zudem den Spuren des römischen Dichters Ausonius. Etwa 20 Mal habe er für die Hunsrück-Touristik Wandergruppen über den Wanderweg von Bingen nach Trier geführt.

Trotz der nun begonnenen fünfjährigen Ruhephase der Altersteilszeit hat er daher keine Angst vor dem "schwarzen Loch". Zwar hat er sich als Hüter der Finanzen der Gemeinde Morbach mehr als hundertprozentig mit seiner Arbeit identifiziert - doch loslassen kann er auch: "Ich habe 45,5 Jahre voll - das reicht." Eine Besonderheit seiner Verwaltungslaufbahn ist die kaufmännische Ausbildung in der Privatwirtschaft. Nach sechs Jahren wechselte er ins "Morbacher Amt", wo er 1984 Leiter der Finanzabteilung wurde.

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