Keine endgültige Lösung

Das Metallbauunternehmen Räsch und Rauls hat seine Produktionsstätte von Thalfang zurück nach Gielert verlagert. Als Gründe nennt der Geschäftsführer die schlechte Zahlungsmoral öffentlicher Auftraggeber sowie ständig neue Auflagen.

Thalfang/Gielert. Eine Entscheidung aus dem Bauch heraus war es nicht für Dieter Räsch, den alleinigen Geschäftsführer des im Thalfanger Gewerbegebiet Vorwald ansässigen Metallbaubetriebes Räsch und Rauls. "Das hat mit Außenständen zu tun und mit Auflagen", kommentiert er die Rückverlagerung der Produktion an den früheren, vor 15 Jahren begründeten, Standort in Gielert. Verwaltung und Ausstellung bleiben in Thalfang, wo für die nun ungenutzte Produktionshalle bereits ein Mieter gefunden wurde. Die Anzeige sei kaum raus gewesen, da hätten sich schon vier Interessenten gemeldet, berichtet Räsch.Bauanträge in Luxemburg sind schon gestellt

Der Hauptbeweggrund für die Entscheidung, Thalfang den Rücken zu kehren, sei die schlechte Zahlungsmoral der öffentlichen Auftraggeber. "Die zahlen einfach nicht", führt Räsch als Beispiel Arbeiten auf dem Thalfanger Friedhof an. "2003 haben wir dort gearbeitet und ich hab immer noch Geld zu bekommen." Kürzlich habe er geprüfte Rechnungen von 2002 zurück erhalten. "Das geht doch nicht", meint er dazu. Seine Entscheidung habe er daher auch mit Rücksicht auf seine Familie getroffen, die das mehr und mehr belastet habe. Es sei schon demotivierend, ständig nur neue Auflagen zu bekommen - wie Zusatzuntersuchungen oder technische Nachweise - und immer nur zahlen zu müssen, während die Außenstände immer größer würden. Dabei hätte ansonsten alles gut funktioniert mit der Neuansiedlung.Gerade mal drei Jahre ist es her, dass sich der Unternehmer für den Neubau im neu erschlossenen Gewerbegebiet entschieden hatte. Statt der bis dahin vier Mitarbeiter in Gielert beschäftigte Räsch in Thalfang zuletzt zehn Personen. Mit der Rückverlagerung wird er die neu geschaffenen Arbeitsplätze wieder abbauen. Als eine endgültige Lösung sieht er das aber nicht. "Ich wollte eigentlich nach Luxemburg gehen - und das werde ich auch tun." Die Bauanträge dort seien schon gestellt. Die Zahlungsmoral im Nachbarland sei eine völlig andere. "Die ist hervorragend", weiß er aus Erfahrungen mit bisherigen Auftraggebern. "Wenn ich die nicht gehabt hätte, wär ich schon längst weg vom Fenster." In Luxemburg sei es nämlich üblich, für eine erbrachte Leistung zu zahlen. In Deutschland müssten Unternehmer hingegen immer öfter prozessieren, um ihr Geld zu bekommen. Nicht selten münde das dann auch noch in einen 50:50-Vergleich. Ein Einzelfall sei das aber nicht: "Viele Unternehmer haben das gleiche Problem mit den Öffentlichen." Das Echo der Verbandsgemeindeverwaltung auf die Vorwürfe des Unternehmers ist heftig. "Das betrifft die Verbandsgemeinde nicht - das weise ich vehement zurück", sagt Kämmerer Michael Suska in barschem Ton. Ob bei den Friedhofsarbeiten tatsächlich noch Zahlungen zu leisten sind, kann er aber nicht sagen. Das müsse er erst prüfen. Grundsätzlich legt er jedoch Wert auf die Feststellung: "Wir wickeln hier unsere Zahlungen zügig ab." Und weiter: "Wenn da Zahlungen ausstehen, hat das mit Sicherheit Gründe." Meinung Bittere Entscheidung Jede Kommune schätzt sich über eine Neuansiedlung glücklich. Denn eine Firma zu bewegen, sich aus der Fülle von Gewerbegebieten ausgerechnet im "Vorwald" oder auf "Humos" anzusiedeln, ist nicht einfach. Wenn ein heimisches Unternehmen wie Räsch und Rauls sich nach Luxemburg verabschiedet und dabei Stellen zur Disposition stehen, ist das richtig bitter. Und das, wo gerade in Morbach zahlreiche Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze bangen. Dass immer mehr Auflagen den Firmen das Leben schwer machen, ist nicht Neues. Trotzdem bleibt es bedauerlich, dass der Gesetzgeber dies zwar erkennt, aber offenbar doch keine Abhilfe schafft. Dann müssen wenigstens vor Ort die Bedingungen stimmen. Welche Darstellung zutrifft, die des Unternehmens oder die der Verbandsgemeinde, lässt sich an dieser Stelle nicht entscheiden. Wirtschaftsförderung macht allerdings wenig Sinn, wenn Firmen zwar volle Auftragsbücher haben, aber auf ihr Geld zu lange warten müssen. Das hat schon manchen Betrieb in die Knie gezwungen. i.rosenschild@volksfreund.de

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