Keine glücklichen Hühner

HUNSRÜCK. Probleme beim Abtransport von alten Hennen und weniger Freilandeier: Die Auswirkungen der Geflügelpest und der damit verbundenen Auflagen machen sich im Kreis bislang nur am Rande bemerkbar.

Von Panik angesichts der Geflügelpest ist Hühnerhalter Rüdiger Born weit entfernt. "Machen kann man da nicht viel, wir versuchen so vorsichtig wie möglich zu sein", sagt er. Für den Bioland-Bauern aus Odert bedeutet das, dass er keine Besucher mehr auf den Hof lässt, was er jedoch auch vorher schon nur selten getan hat. Da seine 3000 Legehennen zuvor schon im Stall untergebracht waren, muss er sich auch keine Sorgen um freilaufende Hühner machen, die sich den Pest-Erreger draußen leichter einfangen könnten. Das einzige, was ihm Kopfzerbrechen bereitet, ist der Abtransport der alten Hühner im Juli. "Da es in Deutschland nur noch wenige Schlachthöfe für Geflügel gibt, macht das eine Firma, die im ganzen Land unterwegs ist und früher auch nach Belgien gefahren ist." Er weiß noch nicht, ob er die Firma in diesem Jahr auch beauftragen will. Im Kreis ist Born eine Ausnahme, da der Eierverkauf für ihn der Haupterwerb ist. Die meisten Bauern dort halten Hühner höchstens noch als Nebenerwerbsquelle. Kreisveterinär Dr. Joachim Wiedner: "Die Geflügelhaltung wird hier nicht sehr intensiv betrieben." 250 Geflügelhalter mit 12 000 Tieren sind im Kreis registriert. Es handele sich dabei vor allem um private Hobbyhaltungen. Ganze zehn Betriebe würden die Tiere noch gewerbsmäßig halten. Und die verdienen ihr Geld vor allem mit den Eiern und nicht mit dem Verkauf der Tiere selbst.Ställe werden dicht gemacht

Zum Vergleich: Die großen Händler in Nordrhein-Westfalen beherbergen in ihren Ställen um eine Million Tiere. Für die bedeuten die Auflagen wegen der Geflügelpest nun großen Aufwand. Denn sie müssen jedes Tier vor dem Verkauf auf Geflügelpest untersuchen lassen. Bemerkbar machen sich die Auswirkungen der Geflügelpest-Auflagen im Kreis vereinzelt bei den Eiern. So bietet Bauer Karl-Heinz Janshen aus Ellscheid (Kreis Daun) auf dem Wittlicher Markt zur Zeit keine Freilandeier mehr an. "Wir lassen keine Legehennen mehr raus", sagt der Landwirt, der 10 000 Tiere hält, ein Viertel davon war zuvor "glücklich" im Freiland unterwegs. Den großen Stall mit den Hühnern hat er dicht gemacht. Maßnahmen, die der Kreisveterinär für sinnvoll hält. Wiedner: "Größere Bestände sollten eingestallt und die Ställe dicht gemacht werden. Denn auch Wildvögel können den Erreger einschleppen." Bauer Janshen könnte die Eier zwar weiterhin Freilandeier nennen, weil es reicht, wenn die Tiere theoretisch die Möglichkeit haben, rauszukommen. Aber ganz praktisch meint er: "Das wäre unseren Kunden schlecht klarzumachen." Und so verzichtet er auf das Geld, das er mit den Freilandeiern zusätzlich verdienen würde. "Immer noch besser als die Pest", sagt er. Gedanken macht er sich zudem darüber, ob er wie jedes Jahr Ende Mai 250 Gänse einkauft. Denn die kommen aus Nordrhein-Westfalen, wo es einen Verdacht auf Geflügelpest gab. Doch die Geflügelpest sorgt nicht nur bei Hühner- und Gänsehaltern für Sorgenfalten. Auch Taubenzüchter Nikolaus Settinger ist bekümmert. Mit seinen Brieftauben hat der Hetzerather schon Preise gewonnen. Und nun? "Momentan dürfen die Tiere nicht fliegen und wir wollten doch in diesem Jahr noch bei einigen Wettkämpfen mitmachen."

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