Kerzen ritzen und Wolken drucken

BERGLICHT. Ein Atelierbesuch wird in der kommenden Woche ein Projekt abschließen, das es Vorschulkindern ermöglichte, Kunst und Künstler einmal ganz nah zu erleben.

Wenn sich Sechsjährige klaglos sputen, brav in einer Reihe anzustehen, muss das schon einen besonderen Grund haben. Im Kindergarten Berglicht war dies die Aussicht auf einen heiß ersehnten Druckvorgang. Jedes Kind wollte schnellstmöglich sein eben frisch kreiertes Einritzbild auf Papier bannen. Obschon mit dem vollbrachten Werk nicht alle ganz glücklich waren: "Mir gefällt mein Krokodil nicht - es ist zu dick", gestand Jan ein. Johanna war dagegen ganz zufrieden: "Das hier ist der Kuchen mit den Kerzen drauf", erläuterte sie die Details ihrer Styropor-Druckvorlage. "Ich mal noch eine Wolke", entschied Dominik rasch, während Ramona sich konzentriert der Skizzierung eines Hauses widmete. Erst recht fasziniert waren die Kinder, als sie mit blauer Farbe ihre Mini-Druckvorlagen einwalzen durften, aus denen dann mit einer weiteren Rolle und mit bereit liegenden Papierstückchen kleine Kunstdrucke wurden. "Wir haben gemalt und Collagen aus Schmuckseiten eines Kataloges gemacht", berichtete Irmtraud Knoth, Grafik-Designerin mit Wohnsitz und Atelier in Thiergarten. Am meisten begeistert hätte die Kinder jedoch das Drucken. Insgesamt sechs Mal hatte Knoth die Vorschulkinder des Berglichter Kindergartens in den vergangenen drei Wochen besucht. Ein Atelierbesuch in Thiergarten schließt das Kinder-Kunst-Projekt ab. Ein Termin, dem manche schon regelrecht entgegen fiebern. "Ich bin so gespannt", meinte Katharina, die trotz allen Eifers stets ein waches Auge auf die Handgriffe der Künstlerin hatte. "Warum musst du die durchkneten?", hatte sie zum Beispiel den Grund für den Umgang mit den Farbtuben hinterfragt. Worauf ihr Knoth erklärte, dass sich so die Farbe mit dem Öl vermischen würde, was sie den Kindern wenig später auch gleich praktisch demonstrierte. Das Ziel dieses außergewöhnlichen Angebotes ist laut Leiterin Gabi Braunshausen, dass die Kinder Kontakt zu freischaffenden Künstlern bekommen, die im nähren Einzugsbereich wirken. Daher hätten sie Irrmtraud Knoth, die Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler ist und Erfahrung mit Kunstkursen für Kinder mitbringt, eingeladen, um mit den Sechsjährigen im Haus zu arbeiten. "Die Kinder sollen mit ihr ins Gespräch kommen und erfahren, dass es Menschen gibt, die das Malen zu ihrem Beruf gemacht haben", erläutert Braunshausen.

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