Glockengießer in Brockscheid
"Frisch Gesellen, seid zur Hand" (von links): Die Mitarbeiter Alex Kraus, Michael Schmidt, Edmund Emmerich in ihrer Arbeitskleidung. Der Tag kann beginnen.
"Fest gemauert in der Erden": Zuerst werden die Glockenkerne aus Ziegelsteinen in einer Grube gemauert, und...
...mit einer Holzschablone, dem Rippenbrett, bekommen sie ihre Form. Dieses Rippenbrett stellt den geometrischen Aufriss des Glockenprofils dar und entscheidet über Tonhöhe und Klangfarbe der späteren Glocke.
"Steht die Form, aus Lehm gebrannt": Die Glockenkerne werden mit einer Schicht aus Lehm, Pferdemist und Rinderhaar bestrichen und mit einem Holzkohlefeuer getrocknet.
Hierdurch entsteht die sogenannte "falsche Glocke", das genaue Gegenstück der späteren Glocke. Diese "falsche Glocke" wird ausgebrannt und der entstehende Hohlraum später mit Bronze ausgegossen.
Ein letztes Mal wird maßgenommen. Jedes Ornament muss genau sitzen. Buchstaben aus Wachs ergeben die späteren Inschriften der Glocken.
Dünne Schichten aus Zierlehm bilden einen Mantel, in den sich die Verzierungen einprägen. Die "Falschen Glocken" sind fertig für den Guss.
"Heute muss die Glocke werden": Am Tag des Gusses wird zunächst der große Ofen mit Gas vorgeheizt und die Schmelze vorbereitet. Die Mischung aus Kupfer und Zinn muss genau stimmen. Immer wieder wird das Verhältnis der Legierung neu überprüft.
"Flackernd steigt die Feuersäule, Durch der Straßen lange Zeile" Flüssige Bronze ergießt sich in die gemauerten Gussrinnen und fließt durch einzelne Gusskanäle in die eingegrabenen Glockenformen, die sich in der mit Erde aufgefüllten und gestampften Grube befinden. Dadurch hält die Form dem Druck des Metalls stand.
"Kochend wie aus des Ofens Rachen, glühn die Lüfte, Balken krachen" Doch das glühende Metall darf nicht unkontrolliert aus dem Ofen fließen, der Strom der 1100 Grad Celsius heißen Bronze wird mit einem Schieber am Ofen reguliert. Die beiden Löcher über der Glockenform, die sogenannten Windpfeifen, werden mit Fichtenstangen geöffnet, damit die beim Gießen entstehenden Gase entweichen können.
"Zieht, ziehet, hebt! Sie bewegt sich, schwebt!" Die Glocke wird samt Mantel aus der Grube gehoben, nachdem der Guss erkaltet ist. Später wird der Mantel abgeschlagen, jetzt erst wird sich zeigen, ob der Guss gelungen ist.
Von Erde und Schlacken befreit, kommt der metallische Kern zum Vorschein, der dann sorgfältig poliert wird. Doch noch ist die Glocke nicht komplett fertiggestellt, weitere Arbeitsschritte folgen. So wird in einem Spezialbetrieb der passende Klöppel geschmiedet - für jede Glocke ein Einzelstück. Anschließend muss die Glocke gestimmt werden.