Klassik: Musik für die Seele

MORBACH. (urs) Mit einer Mischung aus getragenen und lebensfrohen Kompositionen stimmte das Ensemble "Camerata Barocco" in der Baldenau-Halle auf den Jahreswechsel ein. Der schwache Besuch tat der Qualität des Neujahrskonzertes der Morbacher Gemeinde keinen Abbruch.

"Super, da kann man nur den Hut ziehen!" Helmut Zimmer war begeistert. Der Morbacher fand einfach alles an dem von Einheitsgemeinde und Fremdenverkehrsamt Morbach initiierten "Konzert zum Jahresende" wunderbar. Nur hätten es seiner Ansicht nach ein paar Besucher mehr sein können. Noch keine 200 hatten sich an diesem verregneten Nachmittag in der Baldenau-Halle eingefunden. Doch, so Zimmer: "Die, die nicht hier waren, haben etwas versäumt." Und zwar den gelungenen Auftritt des Ensembles "Camerata Barocco", bestehend aus Sopranistin Antonietta Jana, Violinist Peter Enchev, Gerhard Speicher am Klavier und Trompeter Nikolai Tchotchev. Neben Tchotchev, seit 1991 Lehrer der Kreismusikschule Bernkastel-Wittlich, war für die Zuhörer der Gastauftritt von dessen Rapperather Schüler Friedrich Sauer von besonderem Interesse. Der junge Mann stimmte zusammen mit seinem Lehrmeister auf das zweistündige Konzert ein, und ließ es mit Verdis Triumphmarsch feierlich ausklingen. "Wir müssen den jungen Leuten eine Chance geben", kommentierte Tchotchev das Einbeziehen des Nachwuchs-Trompeters.. Was ihm ebenso ein Bedürfnis ist, wie seinen Ensemble-Kollegen, die sich als Berufsmusiker von verschiedenen Auftritten her kennen. Den längsten Part der Vollblutmusiker hatte Organist und Klavierbegleiter Speicher, der in dieser Funktion ständiger Gast des Saarländischen Rundfunk-Orchesters ist. Mit Violinist Peter Enchev, Trierer Konzertmeister, der wie Tchotchev im bulgarischen Sofia studierte, überzeugte er zum Beispiel mit Giuseppe Tartinis Großer Sonate F-Dur. Die Herzen des Publikums eroberte sich jedoch Sopranistin Antonietta Jana. Für ihren forschen Auftritt als lustige Windsor-Frau Fluth erntete die in Trier aufgewachsene und in Kaiserslautern lebende Opernsängerin begeisterten Applaus und anerkennende Zurufe. Ebenso wie für ihre stimmliche und schauspielerische Leistung, mit der sie sich im Sinne von Oscar Strauss sehnlichst ein "Schwipserl" wünschte. Dank der Mischung von fröhlichen und getragenen Stücken war für jeden im Publikum etwas Passendes dabei. Irene Ljalko, Liebhaberin klassischer Konzerte, hatten vor allem Sopran und Geige fasziniert. Zu dem Gastauftritt des Nachwuchs-Trompeters betonte sie die Notwendigkeit, junge Leute bei ihrem Engagement für die klassische Musik zu unterstützen. Es sei sehr wichtig, dass es solche Lehrer gibt, die das weitergeben. Für die Morbacherin ist diese Musikrichtung jedenfalls von großer Bedeutung: "Klassik ist etwas für die Seele - das entspannt und macht nachdenklich." Konzerte wie diese seien ein Ausgleich zum Alltagsstress und für eine Gemeinde wie Morbach sehr wichtig - gerade für ältere Leute. Eine Sichtweise, die zwei Gonzeratherinnen mit ihrer Begeisterung bestätigten. Sie würden diese Musik ja nicht so kennen, gestand die Ältere von beiden ein, die bedauerte, damit zu spät in Berührung gekommen zu sein. Doch das Konzert hatte ihr gut gefallen, wie die 71-Jährige bestätigte, die auch bei der Freilichtaufführung von Nabucco gewesen war. "Die Sopranistin hat eine sehr gute Stimme", lobte ihre Begleiterin beeindruckt.Bürgermeister will mit Konzert Danke sagen

Schade nur, dass es in ihrer Jugend für so etwas weder Zeit noch Möglichkeiten gegeben hätte, meinte die Liebhaberin von Operetten, die beim Neujahrskonzert jedoch voll und ganz auf ihre Kosten kam. Dass es aber nur so wenige in die Baldenau-Halle gezogen hatte, kann Bürgermeister Gregor Eibes dennoch nicht demotivieren. Die Besucherzahl sei zufrieden stellend, stellte der Gastgeber fest, der auf diese Weise Mandatsträgern und Ehrenamtlichen Danke sagen will. Vielleicht müsse der Zeitpunkt noch einmal überdacht werden. Doch an der Grundidee soll sich nichts ändern. Für das 4. Konzert zum Jahresende 2004 sind lediglich Verfeinerungen vorgesehen.

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