Kleine Dörfer, große Probleme

Während die Einheitsgemeinde Morbach weiter wächst, ist in der Verbandsgemeinde Thalfang der demografische Wandel bereits spürbar. Die Kinderzah-len gehen jedoch in beiden Gemeinden zurück. Deshalb wird es wohl immer mehr leer stehende Häuser geben.

 In der Thalfanger Kindertagesstätte „Regenbogen“ spielen Jan, Vivien, Dunja und Lea ihr geliebtes Schneckenspiel. Wie häufig wird es solche Szenen noch geben, sollte die demographische Entwicklung sich fortsetzen? TV-Foto: Peter Ittenbach

In der Thalfanger Kindertagesstätte „Regenbogen“ spielen Jan, Vivien, Dunja und Lea ihr geliebtes Schneckenspiel. Wie häufig wird es solche Szenen noch geben, sollte die demographische Entwicklung sich fortsetzen? TV-Foto: Peter Ittenbach

Thalfang/Morbach. Politische und gesellschaftliche Debatten drehen sich in den vergangenen Jahren zunehmend um das Thema der demografischen Entwicklung. Die Menschen werden immer älter, die Zahl der Kinder geht zurück, und langfristig schrumpft die Be-völkerung Deutschlands. Wer die Einwohnerzahl der Dörfer in der Verbandsgemeinde Thal-fang und der Einheitsgemeinde Morbach betrachtet, kann die allgemeinen Trends bestätigen. In Rorodt funktioniert die Gemeinschaft

In der Verbandsgemeinde Thalfang ist die Zahl der Einwohner mit Hauptwohnsitz von 7710 im Jahr 1996 auf 7636 im Jahr 2006 leicht gesunken. Die Einheitsgemeinde steht dagegen besser da. Hier gab es einen Anstieg von 10 767 auf 11 063 im gleichen Zeitraum. Gewachsen sind vor allem die beiden Hauptorte Morbach und Thalfang. Viele kleine Dörfer verlieren jedoch Einwohner. Rorodt, das kleinste Dorf in der Verbandsgemeinde, hatte 1996 noch 59 Einwohner, Ende 2006 waren es nur noch 47. "Die kleinsten Dörfer haben die größten Schwierigkeiten", sagt Ortsbürgermeister Hermann Klein. Allerdings funktioniert die Dorfgemeinschaft im Ort noch. "Wir organisieren viele Feste und sind bei jedem Fastnachtsumzug dabei", berichtet Thomas Klein. Dennoch schrumpft der zentral zwischen Thalfang und Morbach gelegene Ort zunehmend.Ähnlich geht es Elzerath in der Einheitsgemeinde Morbach. "In den nächsten Jahren sind leerstehende Häuser programmiert", meint Ortsvorsteher Winfried Lünemann. In manchen Orten ist die Lage jedoch anders, weiß Ewald Gorges, Ortsvorsteher von Bischofsdhron: "Durch billigere Bauplätze hatten wir viel Zuzug aus Morbach."Früher haben Krieg und Pest die Orte bedroht

In Bischofsdhron ist das Ende des Wachstums ebenfalls erreicht, denn gebaut wird auch dort kaum noch. Auch die derzeit wachsenden Orte werden irgendwann Schwierigkeiten bekommen, denn die Zahl der Geburten ist stark zurückgegangen. In der Einheitsgemeinde sank die Zahl der neu geborenen Einwohner von 109 im Jahr 1996 auf 84 im vergangenen Jahr, in Thalfang waren es nur noch 47 statt 69 Geburten. Aber welche Probleme folgen konkret aus dieser Entwicklung? Sollten tatsächlich einige der kleinen Hunsrückdörfer verlassen werden, wären es nicht die ersten Orte, die verschwinden. Kaum jemand kennt heute noch die Orte Brabach, Gospert, Neudorf oder Röderbach. Sie alle sind untergegangene Dörfer in der VG Thalfang, ausgestorben durch Krieg oder Pest. Die Probleme unserer Zeit sind jedoch anderer Natur: Wir sind kaum darauf vorbereitet, was mit den überalternden Dörfern geschehen muss, um der wachsenden Zahl an Senioren das Leben auf dem Dorf zu ermöglichen.Obwohl das Dorf statistisch recht gut da steht, bemüht sich die Ortsgemeinde Heidenburg zusammen mit einem Institut der Universität Trier um praxisorientierte Konzepte. "Zweigstellen der Pflegedienste auf den Dörfern oder eine Beratung der Senioren beim Einkaufen und in finanziellen Angelegenheiten würde ihnen den Alltag viel einfacher machen", sagt Ortsbürgermeister Dietmar Jäger: "Man muss auf das Dorf als Solidargemeinschaft bauen." Die Entwicklung in den Orten Die Einwohnerzahlen der Dörfer in der Verbandsgemeinde Thalfang 2006 und 1996 (nur Hauptwohnsitz): Berglicht: 505 (538), Breit: 287 (276), Büdlich: 223 (226), Burtscheid: 130 (140), Deuselbach: 274 (317), Dhronecken: 125 (128), Etgert: 67 (89), Gielert: 169 (154), Gräfendhron: 122 (124), Heidenburg: 745 (737), Hilscheid: 283 (295), Horath: 450 (460), Immert: 168 (153), Lückenburg: 110 (86), Malborn: 1424 (1454), davon OT Thiergarten: 571 (540), Merschbach: 63 (62), Neunkirchen: 145 (154), Rorodt: 47 (59), Schönberg: 240 (254), Talling: 233 (229), Thalfang: 1826 (1775), davon OT Bäsch: 359 (379); gesamt: 7636 (7710). Die Einwohnerzahlen der Dörfer in der Einheitsgemeinde Morbach 2006 und 1996 (nur Hauptwohnsitz): Bischofsdhron: 833 (749), Elzerath: 105 (139), Gonzerath: 1185 (1150), Gutenthal: 445 (434), Haag: 528 (505), Heinzerath: 326 (333), Hinzerath: 425 (415), Hoxel: 586 (578), Hundheim: 665 (708), Hunolstein: 246 (278), Merscheid: 377 (408), Morbach: 3287 (2956), Morscheid-Riedenburg: 519 (516), Odert: 103 (100), Rapperath: 434 (463), Wederath: 217 (264), Weiperath: 298 (294), Wenigerath: 301 (280), Wolzburg: 183 (197), gesamt: 11063 (10767).

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