Knatsch am Klettergerüst

MORBACH. "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold" , sagt der Volksmund. Dass diese Regel nicht immer der Weisheit letzter Schluss ist, zeigt sich an Morbachs Spielplatz Kapellenweg. Der TV konnte zwischen den Konfliktparteien vermitteln.

Das rechte Wort zur rechten Zeit hätte am Morbacher Spielplatz Kapellenweg sicher das Hochkochen der Emotionen verhindern können. Denn im Grunde sind sich die Anlieger von "Kapellenweg" und "Im Oldenburg" einig: Kinder brauchen Platz zum Spielen. Doch Kinder sind nun einmal nicht gleich Kinder. Sind die Sprösslinge erst einmal im aufmüpfigen Alter, hat sich schon der Bravste von einer ganz anderen Seite gezeigt. Erst recht innerhalb einer Gruppe, kann aus Übermut leicht Unfug werden. Die Spielplatz-Anlieger wollen dem nun Einhalt gebieten. Bei einem Ortstermin mit dem TV ließen sie ihrem Frust und Ärger freien Lauf. Lärm, Glasscherben und Kondome - für Rudolf Marx ist das Maß übervoll. Seine Bilanz reicht vom ständig angebolzten Giebel, der einen neuen Anstrich bekam, bis zu "kaputt geschossenen Lampen" und Dellen in Autos. Jüngste Ärgernisse: die in ein Klettergerüst eingehängte schwere Bank und die zerborstene Eternit-Platte an einer Hauswand. So richtig auf die Palme gebracht hat ihn jedoch die Reaktion der alarmierten Polizei. Die hätten den Jugendlichen noch den Rücken gestärkt. Ihn ärgert aber auch, wie mit dem Spielplatz, in dem viel Eigenleistung von Anliegern stecke, umgegangen wird: "Da kommen die und machen alles mutwillig kaputt." Mit seinem Ärger steht Marx nicht allein. "Jetzt kommen die Bälle schon bis zu uns geflogen", erzählt Klaus Weyand, dessen Haus schräg hinter dem Bolztor steht. "Die schießen aus Versehen bis auf den Balkon", zweifelt er die Kommentare der Jugendlichen an. Schlimm sei aber auch, dass viele der Kleineren inzwischen schon heimgingen, wenn die Großen nur auftauchten. Als unerwartet einige Eltern von Jugendlichen hinzukommen, wird das Bild klarer. Warum denn nie einer mit ihr über einen konkreten Vorfall gesprochen habe, will eine Mutter wissen. Gerd Loch pflichtet bei, wenn etwas vorkomme, dann müsse man doch mal darüber sprechen und zwar "am richtigen Platz". Das sähe ja so aus, als sollten die Jugendlichen von dem Spielplatz fern gehalten werden. Diesen Eindruck will eine junge Mutter jedoch so nicht stehen lassen: "Es geht ja nicht darum, dass die hier nicht mehr spielen können - es geht darum, dass die sich arrangieren." Alle Beteiligten müssten einfach mal drüber reden. Diesen Wunsch hat auch die Fraktion der Jugendlichen-Eltern: "Die Großen und die Kleinen sollen auf dem Spielplatz harmonieren", betont Loch. Dem Vater eines 15-Jährigen sowie zweier drei und zwei Jahre alter Kinder liegt das am Herzen. Daher will er den Platz künftig im Auge behalten: "Wenn die Großen bolzen und die Kleinen können nicht spielen, werde ich dazwischengehen." Für Ortsvorsteher Hans Jung ist das Ausmaß des Unmutes eine Überraschung. Bisher ging er davon aus, dass mit dem Umstellen des Bolztores in Richtung Bachlauf und dem Schutzzaun dahinter frühere Probleme behoben seien. Sein Verständnis für jugendlichen Übermut hört jedoch bei "Mutwillen" auf. Hermann-Josef Decker, stellvertretender Leiter der Morbacher Polizeiinspektion, sieht am Spielplatz Kapellenweg "keine signifikanten Auffälligkeiten". Von absichtlichen Beschädigungen könne er nichts sagen und die Regulierung des Eternit-Schadens sei ja bereits in die Wege geleitet. Dem Ziel der TV-Aktion scheint man jedenfalls erst mal näher gekommen zu sein. Durch die Präsenz vor Ort sind die beiden Parteien ins Gespräch gekommen. Fazit: Ihre Positionen liegen gar nicht so weit auseinander.Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Schildern Sie uns Ihr Problem auf maximal einer Din-A-4-Seite und schicken Sie es als Brief an: Trierischer Volksfreund, Stichwort: "TV bringt's voran”, Martinusstraße 2, 54411 Hermeskeil, oder als E-Mail an: hunsrueck@volksfreund.de. Der TV bringt Ihr Thema voran.

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