Krach in der Küche

MORBACH/RAPPERATH/HUNDHEIM. Nicht nur Fabrikarbeiter sind in erheblichem Maß Lärm ausgesetzt. Auch Hausfrauen, die sich lange in der Küche aufhalten, kriegen was auf die Ohren. Das fanden drei Schülerinnen der Morbacher Kurfürst Balduin Hauptschule heraus. Sie erhielten bei "Jugend forscht" dafür einen zweiten Preis im Bereich Arbeitslehre.

Dass Lärm am Arbeitsplatz oder der Krach von Flugzeugen die Gesundheit belastet, ist gemeinhin bekannt. Mit der Suche nach Krachmachern in der Küche widmeten sich Anna Petry aus Rapperath, Ludmilla Kessler aus Morbach und Tatjana Klein aus Hundheim im Rahmen von "Jugend forscht" einer eher ungewöhnlichen Fragestellung. Das war womöglich einer der Gründe dafür, warum die Preisrichter in Trier die Arbeit der Schülerinnen der Kurfürst Balduin Hauptschule auszeichneten. Mit einem Schallpegel-Messgerät nahmen die drei Jungforscherinnen Lärmquellen in der Küche vom Heißluftherd bis zur Spülmaschine unter die Lupe. Doch auch Geräte, die nur punktuell Krach verursachen wie wie Allesschneider und Kaffeemaschinen, wurden untersucht. Lautestes Gerät war ein Handmixer

Die Ergebnisse waren erstaunlich: Das lauteste Gerät war ein Handmixer, den Klassenlehrer Ottmar Jakobs mitgebracht hatte: Bis zu 82 Dezibel (dB(A))zeigte das Messgerät an, ein Wert, der nach Angaben von Experten über längere Zeit problematisch sein kann. Zum Vergleich: Ab 85 db(A) Dauerbelastung ist nach Angaben der Schülerinnen in gewerblichen Betrieb Gehörschutz vorgeschrieben. 80 db(A) werden an verkehrsreichen Straßen und Autobahnen gemessen. Diesen Wert registrierten die jungen Forscherinnen beispielsweise auch bei einem Elektro-Messer. Doch nicht nur Küchengeräte lassen den Messpegel ausschlagen. Fällt beispielsweise ein Löffel aus Tischhöhe auf Laminatboden, liegt die Lautstärke bei 84 Dezibel, ist die Küche mit PVC ausgestattet, sind es "nur" noch 72. Ähnliches gilt fürs Stühlerücken. Das Altglas-Entsorgen in einen Küchen-Container schlug gar mit 85 bis 95 Dezibel zu Buche. Und was kann man tun, um Lärm zu reduzieren oder zu vermeiden? Die 15-jährige Anna weiß Rat. Sie empfiehlt, schon "beim Kauf der Geräte die Gebrauchsanweisung genau anzuschauen oder sich vom Verkäufer beraten zu lassen". Dann sei man auf der sicheren Seite. Auch kleine Tricks können hilfreich sein: Benutzt man eine Tischdecke oder Sets, werden die Geräusche beim Tischdecken erheblich abgedämpft, erklärt Tatjana Klein der TV-Reporterin. Ähnliches gilt für Filzgleiter unter den Stühlen. Und beim Einrichten einer Küche sollte man zudem Wert auf einen "leisen" Fußboden legen, sagt Ludmilla Kessler. Dass die jungen Damen für ihre Untersuchung einen zweiten Preis im Bereich "Arbeitslehre" bekamen, hat nicht nur die Mädchen, sondern auch ihren Lehrer überrascht. Immerhin hätten sich an dem Wettbewerb nur zwei Hauptschulen beteiligt. Mit 14 und 15 Jahren hätten die Morbacherinnen zudem zu den Jüngsten gehört. Der Klassenlehrer, der das Projekt auch betreute, hatte das weibliche Trio auf das Thema aufmerksam gemacht. "Ich reagiere ziemlich empfindlich auf Geräusche", schildert er. "Die meisten Körperzellen erneuern sich in bestimmten Zeiträumen, Sinneszellen hat man ein Leben lang, auch wenn sie nicht mehr funktionieren", weist er darauf hin, wie wichtig ein bewusster Umgang mit der Lautstärke ist. Bei den Jungforscherinnen ist das Bewusstsein auch nach Abschluss der Untersuchungen unterschiedlich ausgeprägt. Während Tatjana ihren MP3-Player schon mal gern laut hört, ist Anna sensibilisiert. "Ich habe schon viele Mittelohrentzündungen gehabt und muss deshalb auf meine Ohren achten", schildert die Rapperatherin.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort