Kritik am Verwaltungsrat

HEIDENBURG. Am 1. September schließt die Sparkasse Mittelmosel - Eifel Mosel Hunsrück vier Geschäftsstellen und baut acht Geldautomaten ab - unter anderem in Heidenburg. Ortsbürgermeister Jäger will das nicht hinnehmen.

"Immer dann, wenn andere die Infrastruktur der ländlichen Region schwächen, etwa die Bahn oder die Post, dann sind sie da, die Kommunalpolitiker in unseren Kreistagen und lamentieren", ärgert sich Dietmar Jäger. Jetzt, wo sie es selbst in der Hand hätten, Entscheidungen im Verwaltungsrat zu treffen, für die Stärkung der ländlichen Region oder für den "stinknormalen Profit", würden sie sich wie alle anderen entscheiden - für den Profit. Der Heidenburger Ortsbürgermeister spricht vom Abbau des Geldautomaten im Ort. Als Anfang Juli die Sparkasse ihre Rotstift-Pläne auspackte, gab es in Heidenburg keine lauten Proteste. Jäger, selbst Kreistagsmitglied, schlug leise Töne an und suchte das Gespräch mit den Sparkassen-Chefs. Seine Idee: Im Kreis Bernkastel-Wittlich gebe es eine Kooperation zwischen Kreissparkasse und Raiffeisenbanken. Auf Sparkassen-Kunden, die an einem Automaten einer der vier Raiffeisenbanken abheben, kommen keine Kosten zu und umgekehrt. Das gilt - außer für Heidenburg. Die dort zuständige Raiffeisenbank Mehring-Leiwen liegt im Nachbarkreis Trier-Saarburg. Würde man für Heidenburg eine solche Zusammenarbeit erreichen, rechnet Jäger damit, dass sich die Zahl der Abhebungen vom Automaten am Ort erheblich steigern würde. Dies könnte in einer Testphase erprobt werden. Bei der Sparkasse sieht man dies anders. Mit der Kooperation sei man in Rheinland-Pfalz Vorreiter, erklärt Vorstandsmitglied Edmund Schermann. Im Nachbarkreis Trier-Saarburg gebe es sie nicht, und sie ist nach Informationen von Schermann dort auch "nicht gewünscht". Zudem werde der Automat in Heidenburg "miserabel" genutzt. 3000 Buchungen pro Monat seien erforderlich, damit ein Automat sich rechne. Doch in Heidenburg würde die Mindestzahl von 1000 Vorgängen, auf die sich Vorstand und Verwaltungsrat verständigt hatten, bei weitem nicht erreicht. Zudem fährt die fahrbare Geschäftsstelle Heidenburg auch künftig an."Für vier Euro nach Thalfang fahren"

Alex Licht, der als Kreisbeigeordneter die Landrätin vertritt und selbst im Verwaltungsrat sitzt, äußert Verständnis für die Position Jägers. Dennoch ist er überzeugt, den veränderten Lebensgewohnheiten Rechnung tragen zu müssen. Immer mehr Menschen erledigten ihre Bankgeschäfte am Computer, oder da, wo sie arbeiten oder einkaufen. Im übrigen hätten er und seine Kollegen im Verwaltungsrat mit der Tatsache, dass die Untergrenze statt bei 3000 bei 1000 Buchungen liege, versucht zu berücksichtigen, dass man im ländlichen Raum sei. Den Ortsbürgermeister stellen diese Antworten nicht zufrieden: "Lassen wir die Sonntagsreden im Kreistag, die sich mit der Demografie beschäftigen und uns zeigen sollen, wie wir den Kreis für junge Menschen attraktiv halten können." Es würden Veränderungen eingeläutet, die den ländlichen Raum "platt machen". Jäger erzählt von einer 15-jährigen Heidenburgerin, die bereits ein Taschengeld-Konto hat, und die ihm gesagt habe: "Das kann doch nicht wahr sein. Künftig muss ich für vier Euro nach Thalfang fahren, um Geld abheben zu können."

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