Lösung am "Rande der Legalität"

Morbacher Notfall-Mediziner fühlen sich getäuscht. Im Oktober hätten sie sich bereit erklärt, während ihrer Bereitschaftsdienste zusätzlich als Notarzt tätig zu sein. Im Gegenzug sei ihnen zugesagt worden, dass bis zu diesem Zeitpunkt ein "Ärztlicher Leiter Rettungsdienst" installiert sei. Von diesem haben sie allerdings bislang noch nichts gehört.

 Sie ärgern sich darüber, dass Zusagen von Behörden nicht eingehalten werden: Tobias Kühne (von links), Birgit und Folker Musial. TV-Foto: Ilse Rosenschild

Sie ärgern sich darüber, dass Zusagen von Behörden nicht eingehalten werden: Tobias Kühne (von links), Birgit und Folker Musial. TV-Foto: Ilse Rosenschild

Morbach. Am 31. Oktober traf sich in der Morbacher Rettungswache ein illustrer Kreis: Zahlreiche Ärzte, Vertreter des Roten Kreuzes, der Kreisverwaltung Trier-Saarburg, der AOK Rheinland-Pfalz, der Kassenärztlichen Vereinigung, ein Vertreter des Innenministeriums und der Morbacher Bürgermeister Gregor Eibes. Damals kam es nach Angaben der Morbacher Ärzte Tobias Kühne, Birgit und Folker Musial zu einer inoffiziellen Vereinbarung. Befristet bis 31. Januar erklärten sich niedergelassene Ärzte bereit, in den Zeiten ihres hausärztlichen Bereitschaftsdienstes auch als Notärzte zu arbeiten. Die Kassenärztliche Vereinigung, die eine solche Lösung in aller Regel untersagt, "schaut dabei wohlwollend weg", schildert Folker Musial dem TV. Im Gegenzug sollte bis Ende Januar ein Ärztlicher Leiter Rettungsdienst bestellt werden, der die Notarzt-Situation in Morbach unter die Lupe nehmen und gegebenenfalls nach einer besseren Lösung suchen sollte. Die Frist verstrich. Angesichts dieser Situation flüchten sich die Mediziner in Zynismus. Kühne beschreibt die stillschweigende Regelung: "Wir werden gemäß eines Vorschlags des Innenministeriums zur Zeit über einen zufällig eingeschalteten Notarzt-Piepser alarmiert, steigen dann in das zufällig vor der Praxis parkende Einsatz-Fahrzeug, von dem wir zufällig den Schlüssel haben, und fahren dann zum Einsatz."Komme es bei sich überschneidenden Fällen - hausärztlicher Bereitschafts- und Notarzt-Einsatz - jemand zu Schaden, müssten sie die haftungsrechtlichen Konsequenzen für die Lösung "am Rande der Legalität" tragen. Entgegen der Zusagen aus der Kreisverwaltung "lässt man uns bewusst in dieser Grauzone". Hinzu kommt, dass die Kreisverwaltung dem TV mitgeteilt hatte, die Morbacher Ärzte würden sich "selten" zum Notarzt-Einsatz melden. "Noch öfter geht nicht", ist sich das Ärzte-Trio einig. Dies würden allerdings auch die Patienten nicht verstehen. Aber mit den üblichen Praxis-Verpflichtungen komme man allerdings schon heute ohne Probleme auf 36-Stunden-Dienste. Was die Mediziner besonders ärgert, ist das "Ansinnen der offiziellen Stellen", der Arzt möge auch an seinem bereitschaftsfreien Abend die ärztliche Versorgung übernehmen, kritisiert Kühne. Falsch sei im Übrigen auch die Zahl der Mediziner, die nach Angaben der Kreisverwaltung in Morbach als Notärzte arbeiten: Es sind drei. Auch Birgit Musial fährt zu lebensrettenden Einsätzen, allerdings nicht mit dem Notarzt-Einsatzfahrzeug (Nef), sondern mit dem Privat-PKW. Das Nef ist ihr zu schwer zu manövrieren. Auch hier setzt ein, allerdings unausgesprochener, Kritikpunkt an: An offiziellen Standorten seien spezielle Fahrer eingesetzt.Extra Hausärztlicher Bereitschaftsdienst: Gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung besteht eine vertragliche Verpflichtung von Ärzten, die Praxen zwischen 8 und 18 Uhr geöffnet zu haben. Sie sind auch zu Bereitschaftsdiensten in der Nacht, an Mittwochnachmittagen und an Wochenenden verpflichtet. Vom 1. April an wird der Morbacher Bereitschaftsdienst teilweise von der Notdienst-Zentrale Birkenfeld übernommen. Der Bereitschaftsdienst dient der Versorgung der Patienten, die außerhalb der Öffnungszeiten ärztliche Hilfe benötigen. Nur in lebensbedrohlichen Fällen kommt der Notarzt. Notarzt-Versorgung: Die Versorgung mit Notärzten ist über das Land Rheinland-Pfalz organisiert. Dieses hat diese Aufgabe in der Region an die Kreisverwaltung Trier-Saarburg delegiert. Ausführendes Organ im Kreis Bernkastel-Wittlich ist das DRK. In der Region sind unter anderem in Wittlich, Bernkastel-Kues, und Hermeskeil, Notarzt-Standorte. (iro)

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