Langweiler, Morbach und zurück

MORBACH. Er ist kein Langweiler, aber ein Langweilerer. Der Morbacher Ortsvorsteher Hans Jung stammt aus dem 300 Einwohner starken Ort in der Verbandsgemeinde Herrstein. Wurzeln geschlagen hat er allerdings in Morbach, wo er 33 Jahre als Lehrer tätig war und noch als Ortsvorsteher die Geschicke des Mittelpunktortes der Einheitsgemeinde lenkt.

Ein "Grenzgänger" war Hans Jung schon in jungen Jahren. Schließlich hatte er Verwandtschaft in Gutenthal. Diese Tatsache hat in seinem Leben ein wenig Schicksal gespielt: Denn seine künftige Ehefrau lernte er - "lang, lang ist's her" - auf der dortigen Kirmes kennen. Vorm Wald oder hinterm Wald - das war bei Jungs und auch bei der Familie von Ehefrau Hannelore, die aus Oberkirn stammt, kein Thema. "Diese Ausdrücke gebrauchten wir nicht", blickt Hannelore Jung zurück. Nicht mal im Streit fiel der Begriff "Hinterwäldler", der "früher ganz schlimm war". Viele Langweilerer fuhren regelmäßig auf den Morbacher Markt. Der Ortsvorsteher erinnert sich an drei Männer aus seinem Heimatort, die anfangs jeden Tag zu Fuß nach Morbach arbeiten gingen - immerhin sechs oder sieben Kilometer - einer von ihnen zur überregional bekannten Bildhauerei Mettler. Jungs Mutter war lange Zeit aus unerfreulichen Gründen auf dem Langweiler Pfad unterwegs: Im zarten Alter von fünf oder sechs Jahren hatte Tochter Katharina eine Hüftgelenksentzündung. "Eingegipst bis über den Bauch" verbrachte sie mehrere Monate im damaligen Morbacher Krankenhaus. Dass es ihn nach Morbach verschlagen sollte, war zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn nicht abzusehen. Seine erste Stelle als Lehrer trat Jung in Oberkirn, heute Verbandsgemeinde Rhaunen, an. Von Anfang an war er Leiter der zweiklassigen Volksschule. Und wie kam er in seinen jetzigen Wohnort? Dort gab es in den 60er Jahren einen Mangel an Pädagogen, die naturwissenschaftliche Fächer unterrichten. Eine Abordnung der Morbacher Realschule versuchte, ihn zum Stellenwechsel nach Morbach zu bewegen. Der Versuch war erfolgreich. Dass ihm die Prüfung für die Schulform fehlte, störte nicht. Die holte er später nach. 33 Jahre war er dann als Lehrer in Morbach tätig. Doch von seiner ersten Heimat "hinterm Wald", oder wie die Morbacher diplomatisch sagen "überm Wald", musste er sich keineswegs verabschieden: Denn die Schulbank drückten und drücken bis heute Schüler aus Langweiler, Sensweiler, Allenbach, Rhaunen, Schauren und Stipshausen. "Ich habe gern unterrichtet. Es war eine schöne Zeit", blickt der 65-Jährige zurück. Denn seinen Brotberuf musste er 1999 aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Doch sein Amt als Ortsvorsteher von Morbach, das er seit 1994 innehat, möchte er bis heute nicht missen. Der Abschluss der Ortskernsanierung fällt ebenso in seine Amtszeit wie die Erweiterung der Baldenau-Halle. Doch sein Herzblut hängt an einer anderen Morbacher Einrichtung: an der historischen Ölmühle, die er und andere freiwillige Helfer mit großem Engagement wieder instand gesetzt haben. Bei den alljährlichen Festen auf der Ölmühle oder bei zahlreichen anderen Veranstaltungen, bei denen auch die zupackende Art von Ehefrau Hannelore gefragt ist, findet auch der eine oder andere Gast von "überm Wald" seinen Weg in das Kleinod mit Geschichte.

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