Lenin, Lenchen und die Loreley

Die Heimat-Filmzyklen sollen touristisch vermarktet werden. 25 Teilnehmer kamen in den Genuss der ersten ganztägigen Filmreise auf den Spuren des dreiteiligen Filmepos "Heimat" von Edgar Reitz - inklusive einiger Überraschungen.

"Ist der Lenin echt?" Die Fragen der Fans von "Heimat 3" beginnen bereits vor dem offiziellen Start der Bus-Tour, zu der die Hunsrück-Touristik erstmals eingeladen hatte. Natürlich hat Helma Hammen, die die Tagesfahrt "Heimat 3 von Edgar Reitz - eine Filmreise im Hunsrück" begleitet, auf diese und viele andere Fragen Antworten parat. Ja, es handelt sich bei der überdimensional großen Lenin-Statue, die vor dem Museum in Simmern steht, um eine echte Requisite. Sie weiß es aus erster Hand. Schließlich hat sie die Komparserie für das Filmprojekt im Hunsrück geleitet. Dass die Bustour am Simmerner Schloss beginnt, hat seinen Grund. Denn der "Lenin" soll den Weg in die neue Daueraustellung des Hunsrück-Museums weisen. Dort können die Teilnehmer Original-Filmkleidung von Hermann Simon alias Henry Arnold und Clarissa Lichtblau alias Salome Kammer bestaunen. Auch die letzte Klappe für "Heimat 3" ist hier in einer Vitrine zu besichtigen. Die erste Überraschung gibt‘s, als die Gruppe in den Bus steigt. "Darf ich ihnen Karlheinz Kaiser vorstellen?", fragt die Reiseleiterin. Ein Raunen geht durch die Reihen. Der stattliche Mann spielt in "Heimat 3" den Chauffeur von Anton Simon. Und dann geht es mitten hinein in die Filmwelt. Nachdem die Gruppe in Gehlweiler nur Blicke durch die Fensterscheiben ins Wohnhaus und die Schmiede der Familie Simon werfen darf, ist die Anzenfelder Mühle südlich von Gehlweiler das nächste Ziel. Zwischendurch macht der Fahrer auf eine Abzweigung aufmerksam: "Hier geht‘s nach Schabbach." Gemeint ist natürlich Woppenroth. Doch für die "Heimat"-Fans ist der Ort längst identisch mit dem fiktiven Hunsrück-Dorf, in dem ein Großteil des ersten Teils der Trilogie spielt. Die Zimmerei der Eheleute Ingrid und Werner Litzenberger ist im Film das Anwesen des Kunstsammlers und leidenschaftlichen Fliegers Ernst Simon. In einem Stollen unter dem Gelände ist seine Sammlung gelagert, für die er ein Museum bauen will. Auf dem Gelände der ehemaligen Mühle kommt es auch zum großen "Showdown"... "Das ist mir etwas zu Hollywood-mäßig", schüttelt Erna Jeganathan aus Frankfurt den Kopf, die den Film ansonsten gelungen findet. Sie ist ein großer Anhänger der Heimat-Trilogie und von Edgar Reitz. Mit ihrem Sohn Robin ist sie sogar zur Premierenfeier nach München gereist. Nächster Stopp: Woppenroth. Das Gasthaus Molz, das bei der "ersten" Heimat den Filmemachern als Treffpunkt diente, war diesmal einer der zentralen Drehorte. "Ist Lenchen auch da?", ruft Karl-Josef Sonnet aus Argenthal, leidenschaftlicher "Heimat"-Fan und Komparse, spontan. Und siehe da, Christel Schäfer alias Lenchen gesellt sich bei einer Erbsensuppe zu der Gruppe. Edgar Reitz habe sie mit wenigen Worten auf die Rolle vorbereitet: "Niemals zapft Lenchen das Bier, das macht der Rudi. Lenchens Reich ist die Küche." Natürlich muss auch Wirtin Marga Molz den Gästen Rede und Antwort stehen. Rudi und Marga Molz, das war für Reitz der "Leitstern der ewigen Liebe". Dieser Liebe wollte der Filmemacher mit Rudi und Lenchen ein filmisches Denkmal setzen. Im ursprünglichen Drehbuch war vorgesehen, dass die Wirtsfrau stirbt. Doch dann kam drei Monate vor Drehbeginn Rudi Molz tatsächlich bei einem tragischen Unfall ums Leben. Der Hunsrücker Regisseur schrieb kurzerhand das Drehbuch um und setzte die Beerdigung von Rudi Molz in Szene. Und so kommt es, dass der bald wohl bekannteste Gastwirt im Hunsrück zumindest vorübergehend zwei letzte Ruhestätten hat: sein tatsächliches Grab in Woppenroth und sein Filmgrab auf dem Friedhof in Sargenroth - inmitten echter Gräber. Letzte Station ist das Günderrode-Haus in Oberwesel unweit der Loreley. Hier restaurieren die Protagonisten Hermann und Clarissa liebevoll ein altes Fachwerkhaus. Hier tritt Hermann in die Mausefalle, die Ingrid Litzenberger zuvor gezeigt hatte. Und von hier geht Hermann zu Fuß nach Schabbach, während Woppenroth tatsächlich 45 Kilometer entfernt liegt. Aber was macht das schon, meint Helma Hammen: "Schabbach ist schließlich überall." "Heimat 3" ist in ungekürzter Fassung von Montag, 6. Dezember, bis Mittwoch, 8. Dezember, von 19 bis 23.30 Uhr im Pro-Winzkino in Simmern zu sehen. Vorbestellung unter Telefon 06761/7748. Die Hunsrück-Touristik bietet im Zusammenhang mit "Heimat" zahlreiche Pauschalangebote an, darunter ein Wochenende auf den Spuren von "Heimat" sowie diverse Tagesprogramme. Weitere Infos: Telefon 06504/950460. * Von unserer Redakteurin Ilse Rosenschild.

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