Letzte Ruhe muss warten

WEIPERATH. Was haben Nikolaus von Kues, Karl Marx, Kaiser Konstantin und der Schinderhannes gemeinsam? Als Personen der Zeitgeschichte stehen sie und andere im Zentrum der Aktivitäten im Land Rheinland-Pfalz in Sachen Kulturhauptstadt. Das Holzmuseum plant 2007 in diesem Rahmen eine weitere Ausstellung über den berühmtesten Hunsrücker und seine Spießgesellen.

Böse Buben kehren gern an die Stätte ihres Wirkens zurück, glauben Kriminalisten zu wissen. Beim Räuberhauptmann Schinderhannes ist das offenbar auch posthum so. Johannes Bückler, vielmehr sein Skelett, war erst vor zwei Jahren im Holzmuseum zu sehen. Die Aussichten stehen gut, dass seine sterblichen Überreste erneut den Weg von der Anatomie der Universität Heidelberg in den Hunsrück antreten. Das Museum in Weiperath plant, im Rahmen von "Luxemburg und Großregion - Kulturhauptstadt Europas 2007" die Erinnerung an den bekanntesten deutschen Kriminellen wieder aufleben zu lassen. Der Grund ist einfach: Die Menschen wollen ihn sehen. Unvergessen ist für Museums-Chef Michael Pinter die Reaktion eines Busfahrers, der eine Reisegruppe ins Holzmuseum gefahren hatte, als er hörte, dass die Schinderhannes-Ausstellung beendet sei: "Wir sind doch extra seinetwegen gekommen." Pinter und seine Mitstreiter wollen 2007 vor allem die Spießgesellen des Räuberhauptmanns in den Mittelpunkt stellen. Einige von ihnen kommen schließlich aus der Region. Zum Beispiel der Schwarze Peter, ein Köhler aus dem Hunsrück, nach dem offenbar das bekannte Kartenspiel benannt ist. Spießgesellen sollen im Mittelpunkt stehen

Ein wenig hat man in Weiperath schon gebangt, ob die Kulturhauptstadt-Verantwortlichen das Vorhaben unter ihrem Logo, dem Blauen Hirschen, firmieren lassen würden. Rheinland-Pfalz nimmt sich vor allem der "großen Persönlichkeiten der Region" als Schwerpunkt-Thema an. Und da muss der bekannteste Kriminelle des Landes immerhin neben Größen wie Nikolaus von Kues, Kaiser Konstantin und Karl Marx bestehen. Aber schließlich dürfen laut Pinter ja auch die "dunklen Figuren" in diesem Reigen nicht fehlen. "Außerdem wird Marx ja auch nicht von allen geschätzt", argumentierte er in der Vergangenheit. Die Sorge, ob das Thema in Luxemburg akzeptiert wird, ist offenbar unbegründet. Das kann man aus zwei Indizien schließen: Erstens stehe das Projekt inzwischen auf der offiziellen Kulturhauptstadt-Internet-Seite. Und der Museums-Chef erhielt eine Einladung zu einer offiziellen Pressekonferenz in Luxemburg am heutigen Donnerstag. In den fünf Jahren seines Bestehens waren im Hunsrücker Holzmuseum in Weiperath bereits sieben Sonder-Ausstellungen zu sehen. "Denn im Wald, da sind die Räuber..." im Jahr 2003 war zahlenmäßig die Erfolgreichste. In dem Jahr besuchten mehr als 6500 Menschen die Einrichtung, die komplett ehrenamtlich betrieben wird, in den anderen Jahren waren es deutlich weniger. Die Besucherzahlen in zwei Jahren werden auch davon abhängig sein, ob das Schinderhannes-Skelett erneut zu sehen sein wird. "Das müssen wir noch abklären", sagt Pinter.

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