Letzter Schultag
MORBACH. Am heutigen Freitag verabschiedet Karl Mutsch die Schüler der Morbacher Hauptschule in die Ferien. Ein ganz besonderer Tag für seine Schützlinge. Doch diesmal gilt das auch für ihn selbst: Der Rektor der Hauptschule Kurfürst Balduin hat nämlich heute seinen letzten Schultag.
39 Jahre lang hat der gebürtige Trierer junge Menschen unterrichtet. Das Besondere an seiner Karriere: Er wirkte während seiner gesamten Berufstätigkeit in Morbach und sogar an der selben Schule, wenn man von dem kleinen Schönheitsfehler absieht, dass die Morbacher Katholische Volksschule sich 1969 in eine Grund- und eine Hauptschule aufsplittete. In den Anfängen war er, wie viele seiner Zunft, "pädagogischer Zehnkämpfer". In diesem Schuljahr unterrichtete er in sieben Klassen das Fach Religion, und das nicht nur, weil es im Lehrerkollegium nicht das beliebteste ist. Der christliche Glaube hat bei dem Lektor und Kommunionshelfer einen hohen Stellenwert. Sein Unterricht - darauf legt der "halbe Jesuit" (Mutsch über Mutsch) großen Wert - ist stark ökumenisch geprägt. "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne." Das Zitat von Mutschs Lieblingsdichter Hermann Hesse durfte bei seiner Verabschiedung nicht fehlen. Denn der 64-Jährige, der noch abends spät und an den Wochenenden in der Schule anzutreffen ist, freut sich bei aller Wehmut auf die Zeit, die jetzt vor ihm liegt. Er will das "riesige Minuskonto" bei seiner Familie abarbeiten und sich vor allem um die beiden Enkel Noah und Emilia kümmern. Neben der Literatur will sich der "begeisterte Soldat" künftig verstärkt einem weiteren "Hobby" widmen, der Bundeswehr. "Für mich hat das nichts mit Schießen und Töten, sondern mit der Wehrhaftigkeit unserer Demokratie zu tun", bezieht der hochdekorierte Reserveoffizier unmissverständlich Position. Erst vor drei Jahren hatte der Major der Reserve das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold erhalten. Anders als in anderen Hauptschulen braucht sich Mutsch um die Zukunft "seiner" pädagogischen Einrichtung mit derzeit 338 Schülern und 21 Lehrern keine Sorgen zu machen. Zwar ging erst unlängst mit Winfried Seemann auch der Konrektor in den Ruhestand, doch das Haus ist bestellt: Für die Leiterstelle gibt es gleich zwei Interessenten. Auch für den Konrektorenstuhl steht ein Anwärter parat. Wer sich ein wenig auskennt, vermag einzuschätzen, dass dies alles andere als selbstverständlich ist.
