Männer lassen Puppen tanzen

MORBACH. (peg) Frauenabend in der Baldenauhalle: Ob blond, ob braun, sie lieben alle Männer, könnte der Wahlspruch gelautet haben. Beim Gastspiel der California Dream Boys stand jede Menge nackte Männerhaut auf der Bühne.

Schon im Foyer war sie spürbar, die pure Lust auf knackige, junge, durchtrainierte Männerkörper. Hunderte Frauen, meist mit Freundinnen im Schlepptau, genossen die Vorfreude, heizten sich mit anzüglichen Thekenbemerkungen, die frau sonst eher vom anderen Geschlecht kennt, auf. Je nach Geschmack, nahmen die Damen schnell noch ein Gläschen Sekt, ein Schlückchen Espresso, eine Flasche Mineralwasser zu sich. Unter denen, die sich den Anblick wohlgeformter Stripper in der Baldenauhalle gönnen, ist auch Elisabeth. Ihre Angestellten hatten ihr zum 49. Geburtstag das Ticket geschenkt. "Zum 50. schenken sie mir wahrscheinlich gleich einen ganzen Kerl", vermutet sie und prostet ihren Mitarbeiterinnen Kerstin und Marion, die gleich mitgekommen sind, lachend zu. Eigentlich gehört auch ein Mann zum Team, das die Chefin beschenkt hatte. Der ist allerdings zu Hause geblieben. Elisabeth: "Er hatte wohl Angst vor dem Vergleich!" Recht hat er. Denn was auf die Bühne stürmt, ist, zumindest unter optischen Gesichtspunkten, nicht von schlechten Eltern.Der schönste Mann des Lebens

Fünf durchtrainierte Bodies wie sie im Buche stehen: Kein Gramm Fett zu viel, perfekter Muskelaufbau, der Bände erzählt von der Disziplin, die die Herren täglich aufbringen müssen, rhythmisch geschwungene Hüften mal von links nach rechts, mal von hinten nach vorne à la Michael Jackson, wobei die Damen lüstern aufschreien. Alle paar Sekunden der obligatorische Griff in den Schritt. Auch dafür ist das weibliche Publikum wenige Tage nach Karneval zusammen gekommen: um schon wieder zu klatschen, zu pfeifen und zu brüllen, was das Zeug hält. Zugegeben: Fünf echte kalifornische Leckerchen legen sich da vorne auf der Bühne ordentlich ins Zeug, mal im Tankstellen-Overall, mal als Cowboys mit Lederhut und -peitsche, mal mit Jeans und Knieschonern, am Ende jeder Nummer jedoch nur noch äußerst spärlich bekleidet. Dieses "da vorne" ist es allerdings, an dem manches Weib schon in der Pause leise Kritik übt. "Ich hätte gerne noch mehr gesehen und mehr angefasst", meint zum Beispiel Olga. Vielleicht hätte ein Laufsteg in der Mitte des Saales Wunder gewirkt. Klar, die knackigen Kerle springen immer wieder einmal hinunter ins johlende Publikum. Und wie hatte der zwei Zentner schwere Moderator - optisch ein Gegenstück zu seinen kalifornischen Geschlechtsgenossen - zu Beginn erklärt: "Wie weit sie gehen, entscheidet ihr!" Und: "Ihr dürft anfassen, ihr dürft kratzen, ihr dürft beißen - nur nichts abbeißen!" Die letzten Hemmungen fallen, der erste Büstenhalter wird zur Bühne geschleudert. Richtig heiß wird's dann, als zwei Damen auf die Bühne gebeten werden. Anja und Viktoria lassen sich nicht lange bitten. Sowohl auf der Bühne, als auch unten im Saal steigt die Spannung. Der Bad Boy mit Tatoos und Glatze kümmert sich um Viktoria, die blonde Anja hat den stolzen Latino erwischt - der schönste Mann, den sie je gesehen hat, wie sie später gesteht. "Obwohl ich schon 15 Jahre verheiratet bin!" Nach Sekt und ein paar nicht ganz jugendfreien Streicheleinheiten gehen die Dream Boys dann zur Sache. Mit seligem Lächeln kehren Anja und Viktoria auf die hinteren Ränge zurück, beneidet von vielen im Saal, die immer noch grölen, klatschen und kreischen.Foto mit Schwiegermutter-Liebling

Casey, das blonde Bürschlein aus San Diego, Marke Schwiegermutter-Liebling, hat es den meisten Frauen quer durch alle Generationen angetan. Das wird spätestens beim Foto-Shooting klar. Zehn Euro für ein Polaroid mit fünf von oben bis unten enthaarten, duftig eingeölten maskulinen Prachtstücken - ob diese Gelegenheit je wieder kommt? Die Damen stehen gleich dutzendweise an: Es ist halt für jeden Geschmack etwas dabei, wenn die Dream Boys auf Tour gehen.

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