"Mama, ess ich das?"

ERBESKOPF. Gesunde Nahrung genussvoll essen, das ist für viele Erwachsene bereits ein Problem. Um so schwieriger ist es, Kindern dies in der Erziehung zu vermitteln. 19 Grundschullehrerinnen und Erzieherinnen nahmen im Hunsrückhaus an einer Fortbildung zum Thema "Fühlen, wie‘s schmeckt?" teil.

"Jekleiner, desto besser essen die Kinder." Doris Hoff, Leiterineiner Tagesstätte im Saarland, hat oft mit Kindern im Alterzwischen 18 Monaten und sechs Jahren zu tun, die "nix Grünes"oder "nix Rotes" essen. Die Jüngeren seien noch unvoreingenommenund wollten alles probieren. Doch ist erst mal die Frage "Mama,ess ich das?" oder der Satz "Das isst du ja sowieso nicht" zuhören, ist Neugier auf Speisen kaum mehr zu wecken. Sich wegendes Eintopfs zu erkundigen: "Gibt\\\\\\\\'s nicht was für dieKinder?" ist sicher der falsche Weg. Aber oft beschritten, wieEdith Mertes als Erzieherin in einer Eltern-Kind-Einrichtung inBad Bertrich weiß. Zur Fortbildung "Fühlen wie´s schmeckt" waren ein Mann und 18 Frauen ins Hunsrückhaus gekommen, von denen einige in Kaiserslautern und Luxemburg arbeiten. Aus der Bruchweilerer Kurklinik, die zurzeit wegen Sanierungsarbeiten nach Langweiler umgezogen ist, waren fünf Fachleute dabei. In der Klinik werden adipöse, fettsüchtige, Kinder und Jugendliche betreut. "Kinder essen ja fast nur noch vorgefertigte Nahrungsmittel", bedauerte Erzieherin Hannelore Gerhard. Zum Blumenkohl auf dem Teller folge der Kommentar: "Das Weiße da ess ich nicht." Viele Kinder würden auch einfach zu schnell essen, stellte Diätassistentin Nelli Dumler fest.

Ziel des Seminars war, Kindern die Chance zu geben, "sich wieder auf natürliche Lebensmittel freuen zu können", wie Martina Ludwig, Erzieherin im Kindergarten Kröv formulierte. Um das zu erreichen, sollte laut Seminarleiterin Yvonne Clemens das Genießen im Vordergrund stehen. Die Ernährungswissenschaftlerin weiß, dass Kinder gespannt sind, aber nach der von den Eltern "aufgedrückten Meinung" keine Lust zum Probieren hätten. Im Seminarraum erlebten die Teilnehmer entlang eines Parcours Obst und Gemüse mit all ihren Sinnen. Dazu gab es Anregungen für den Einkauf sowie für geeignete Spiele, die Neugier auf frische Produkte wecken. "Ein Pfannkuchen mit einem Gesicht drauf" schien Gaby Röper, Leiterin der Kinderbetreuung in einem Hotel, beispielsweise geeignet. Tina Klein, Erzieherin im Privathaushalt, erzählte von guten Erfahrungen mit rohem Gemüse und verschiedenen Dips. Andere hatten Erfolg mit kleinen Portionen oder aus Obst gelegten Gesichtern.

Beim Hunsrück-Sommerfest wird es am 20. Juli einen Slow-Food-Parcours und einen Hunsrück-Schlemmer-Markt geben.

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