Martin Luther trifft Sophie Scholl

MORBACH. Dafür kommen Realschüler aus Morbach sogar mitten in den Ferien in die Schule: Eine Delegation der Martin-Luther-High-School aus New York bedankte sich in Morbach für die Unterstützung nach den Terror-Anschlägen am 11. September 2001.

 Lehrerin Joan Borchert (links) und Kollegin Jasmine Müller im Kreise von Schülerinnen und Schülern aus beiden Ländern beim Überreichen der Gedenktafel.Foto: Hermann Bohn

Lehrerin Joan Borchert (links) und Kollegin Jasmine Müller im Kreise von Schülerinnen und Schülern aus beiden Ländern beim Überreichen der Gedenktafel.Foto: Hermann Bohn

"Siekönnen sich nicht vorstellen, was sie mit ihren Geschenken undBriefen für uns getan haben", so begann Schüler Eric Petersen ausNew York seine Dankesrede in deutscher Sprache und übergabJasmine Müller, der Lehrerin der Klasse 6c, eine Gedenktafel mitder Inschrift: "Wir danken der Sophie-Scholl-Realschule Morbach,Deutschland für ihre Unterstützung nach dem 11. September 2001.Martin Luther High School New York, New York." Ein Symbol für Solidarität

Ein Händedruck auf der Tafel soll die Solidarität beider Schulen symbolisieren. Anschließend überreichte Schülerin Melissa Regan, ein Bildband über New York City und ein Jahrbuch ihrer High-School. Und sie sprach eine Einladung der Klasse 6c zu einem Besuch ihrer High-School aus.

In Vertretung von Rektor Wolfgang Fink begrüßte zuvor Lehrerin Renate Pfau die amerikanische Delegation sowie das Lehrerkollegium und die vollständig erschienene Klasse 6c. In ihrer Ansprache wies die Pädagogin auf die Gemeinsamkeiten beider Schulen hin. "Martin Luther sowie Sophie Scholl haben vor etwa 500 beziehungsweise 55 Jahren gegen Missstände im täglichen Leben ihrer Zeit gekämpft."

Anlass der Zusammenkunft war der Besuch von Lehrerin Joan Borchert mit ihrem Mann und 13 Schülerinnen und Schülern aus New York, um sich für die Anteilnahme der Klasse 6 und Schülern aus anderen Klassen nach den Terror-Anschlägen am 11. September 2001 auf das World Trade Center zu bedanken, bei denen es Tausende von Todesopfern gab.

"Meine Klasse hat nach den schrecklichen Selbstmordanschlägen auf die beiden Türme des World Trade Centers teilweise sehr betroffen reagiert", erzählt Organisatorin Jasmine Müller, deren Großtante Lehrerin an der dortigen High School ist. Diese erzählte ihr, dass in ihrer Schule mehrere Kinder zu Vollwaisen wurden. "Um die Gefühle der Schüler wieder ins Gleichgewicht zu bringen", beschloss die Pädagogin, spontan ein Paket an die dortige Schule zu schicken, um das Mitgefühl der Schüler zum Ausdruck zu bringen. In der ersten Sendung befanden sich neben persönlichen Dingen der Schüler wie Spielsachen und Stofftieren auch ihre Adressen. In der Folge entwickelten sich etliche Brieffreundschaften. Die Morbacher Schüler bekamen nicht nur Dankesworte für die große Anteilnahme zu lesen. Sie erfuhren auch, dass mit den Postsendungen eine Ausstellung in ihrer Schule organisiert wurde, die großen Anklang fand. Eine Schülerin schrieb, sie könne gar nicht verstehen, "wie Menschen, die so weit weg von New York wohnen, so an uns denken". Für Patricia Becker aus Thalfang war es ein ganz besonderer Tag, denn bei dieser Gelegenheit konnte sie Melissa Regan kennen lernen, die seither mit ihr korrespondiert. "Mein Kontakt mit Melissa fing wie bei allen anderen mit einem Brief an. Doch jetzt schicken wir uns E-Mails." Und: "Die Einladung würde ich gerne einmal annehmen."

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