Mit Kettensäge und Giftspritze

Auf dem Gleis der Hunsrückbahn-Strecke Büchenbeuren-Morbach tut sich etwas, wenn auch eher im Verborgenen: Die beiden Angestellten der Hochwaldbahn-Servicegesellschaft, Thomas Ensch und Klaus Pfeiffer, arbeiten sich mit Kettensäge und Giftspritze durchs Dickicht, das die Bahntrasse teilweise bis zur Unsichtbarkeit überwuchert hat. In vier Wochen müssen sie die Strecke zwischen Büchenbeu ren und Morbach freigelegt haben.

Morbach. Das Aufwecken aus dem Dornröschenschlaf geschieht brachial: Ohne Kettensäge und Giftspritze geht nichts bei der Arbeit von Thomas Ensch und Klaus Pfeiffer auf der Trasse der Hunsrückbahn. Sie machen den Weg frei für die Wiederaufnahme des Schienenverkehrs mit Güter- und Museumszügen.

Links und rechts zahlreiche Laubbäume, mitten auf dem Gleis eine Reihe von Tannenbäumchen, als hätte jemand sie dort hin gepflanzt. "Wir haben uns schon überlegt, ob wir keinen Weihnachtsbaumverkauf eröffnen", witzeln die beiden. Leider würden die Bäumchen nicht bis zum großen Fest halten.

Teilweise liegen massive Stämme quer über dem Gleis, an anderer Stelle ist es nur ein wenig Gras, das mit der Giftspritze bekämpft werden muss. "Jetzt fahren wir mal zu einer Stelle, da sehen sie von den Gleisen fast nichts mehr", sagen der gelernte Maurer und der Garten- und Landschaftsgärtner. Und in der Tat: An manchen Stellen hätte es die Natur fast geschafft, die Gleise vollkommen verschwinden zu lassen. Da hilft nur geballte Kettensägenkraft.

An einen Dschungel muss man unwillkürlich an manchem Bahnübergang denken. Mitten im Busch steht einsam ein Andreaskreuz. "Gerade diese Schilder müssen großzügig frei geschnitten werden, damit für Lokführer und den Querverkehr gute Sicht herrscht", wissen die Hochwaldbahner.

Durchgängig schlagen die Arbeiter eine drei Meter breite Schneise. Später fährt ein großer Häcksler hindurch und zerkleinert den Grünschnitt. Die wieder frei gelegte Drainage regelt den ordentlichen Wasserabfluss nach Regenfällen.

Immer wieder treffen die Beiden auf interessierte Spaziergänger. "Die Leute kommen auf uns zu und freuen sich, dass sich auf dem Gleis wieder was tut", berichten Ensch und Pfeiffer. Viele können es kaum erwarten, hier wieder Züge rollen zu sehen. Man erzählt von früher, als die Bahn regelmäßig fuhr und den Wohlstand in Hunsrück und Hochwald brachte. Die Strecke soll aber nicht nur ein Nostalgie-Bedürfnis für Touristen befriedigen. Güterzüge können die Hunsrückhöhenstraße entlasten. Und darüber werden sich wiederum die Autofahrer freuen.

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