Mit Muskelkraft durch den Hochwalddschungel

Thalfang. Schon zum zweiten Mal waren Studenten der Technischen Universität Kaiserslautern in Thalfang, um ein Konzept für die touristische Nutzung der alten Bahnstrecke von Morbach nach Hermeskeil zu erarbeiten. Ihr vorgestelltes Zwischenergebnis zeigte, dass nicht nur der Tourismus von einer Wiederbelebung des Gleiskörpers profitieren könnte.

"Es geht." Das war wohl die wichtigste Mitteilung der zwölf Studenten der Technischen Universität Kaiserslautern an die Bürgermeister der Gemeinden Thalfang (VG und Ortsgemeinde), Morbach und Hermeskeil. Es ist möglich, die alte Bahnstrecke von Morbach nach Hermeskeil mit einer Draisine zu befahren und damit für den Fremdenverkehr attraktiv zu machen. Was die Studenten vor einigen Wochen schon als theoretische Behauptung in den Raum gestellt hatten (der TV berichtete), haben sie nun praktisch unter Beweis gestellt.Mit Gangschaltung und Gummibereifung

Drei Tage lang waren die zehn Studentinnen und zwei Studenten im Thalfanger Feriendorf Himmelberg untergebracht und hatten vor allem eine Draisine im Gepäck, von der sie beim letzten Mal schon gesagt hatten, mit ihr könne man die Strecke befahren. Ein Hersteller aus der Nähe von Bielefeld, der das mit Gangschaltung und komfortabler Gummibereifung ausgestattete Gefährt für eine bestehende Bahn schon gebaut hat, stellte den Forschenden ein Modell zur Erprobung zur Verfügung. Über ihre Erfahrungen berichteten die nun den Kommunalpolitikern. In zwei Abschnitte unterteilen die Studenten die 32 Kilometer lange Strecke. Von Morbach bis Thalfang ist sie für Familien und Landschaftsfreunde interessant, der Weg nach Hermeskeil eher für Aktivsportler, die etwas für ihre Fitness tun wollen. Dies liegt vor allem an der lang gezogenen Steigung, die schon recht Kräfte zehrend sei. Bevor die Studenten dieses Urteil abgeben konnten, war allerdings vor allem Muskelkraft gefragt. Christian Pörsch, Mitarbeiter des leitenden Professors Hans Dennhardt, berichtete, dass die Strecke teilweise so überwuchert war, dass man sich fast mit der Machete durch den Dschungel kämpfen musste, um die Gleise frei zu legen. Auch scheinen einige Zeitgenossen die Streckenführung als ideales Entsorgungsgebiet für Baumschnitt und anderen Müll zu betrachten.Bahnhöfe müssen attraktiver werden

Natürlich muss noch einiges getan werden, bevor Touristen auf diesem ungewöhnlichen Weg den Hunsrück erobern können. Die Vorschläge der Studenten: Die Kreuzungen von Straßen und Schienenweg müssen gesichert werden, ebenso wie die Schienenstrecke selber. Haltepunkte müssen ausgewählt und entsprechend hergerichtet werden, und auch die Bahnhöfe an der Strecke müssen attraktiver gestaltet werden. Vor allem aber muss ein rund ein Kilometer langes Teilstück vor dem Hoxeler Tunnel neue Gleise erhalten. Ist dies alles geschehen, ist die Strecke gleich in dreifacher Hinsicht interessant, da sind die Studenten sicher: Denn nicht nur die Fahrt mit der Draisine könnte angeboten werden, sondern auch Touren mit den "Roten Brummern", den historischen Zügen der Hochwaldbahn seien machbar.Probefahrten auf eigenes Risiko

Ein weiterer Aspekt, der zur Wirtschaftlichkeit der Strecke beitragen kann, ist der Güterverkehr. Den Zweifeln von Franz Josef Gasper, Ortsbürgermeister von Thalfang, ob für solch eine Nutzung überhaupt Bedarf sei, widersprach der Geschäftsführer der Hochwaldbahn, Bernd Heinrichsmeyer. Schon jetzt verfrachte man Güter von Hermeskeil aus bis nach Stendal. Für ihn sei sehr gut vorstellbar, dass auch im Bereich Morbach und Thalfang Firmen ein Interesse an einer funktionierenden Bahn hätten. Während die Kaiserslauterner Studenten ihre gesammelten Erfahrungen noch weiter ausarbeiten werden, steht die Draisine in Thalfang noch für mindestens zwei Wochen zur Verfügung. Wer Interesse hat, einmal eine Fahrt zu unternehmen, kann sich bei der VG Thalfang melden und einen Termin vereinbaren. Ausdrücklich muss aber betont werden, dass diese Fahrten auf eigenes Risiko stattfinden. Eine Haftung für eventuelle Unfälle kann die Verbandsgemeinde nicht übernehmen.

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