Mit Scheuklappen im Kreisel

Ich bin ja froh, dass mein Hermann immer am Steuer sitzt, wenn wir nach Morbach fahren. Mal ehrlich, geht's Euch nicht genauso: Der Kreisel macht einen ganz schwindelig. Nicht nur wegen der Kurverei, sondern wegen dem Ding da in der Mitte, ich hab mir schon überlegt, ob man nicht für Autofahrer, die oft durch den Morbacher Kreisel fahren müssen, so etwas wie linksseitige Scheuklappen entwickeln könnte, damit ihr Gleichsgewichtssinn beim Umkreisen des buntesten M, das ich je gesehen habe, nicht unnötig beeinträchtigt wird.

Uns Hunsrücker kann zwar so schnell nichts aus dem Gleichgewicht bringen, aber mein Hermann schwankt auch schon manchmal bedenklich, wenn wir aus dem Kreisel raus und endlich auf einem Parkplatz angekommen sind. An den einen Kreisel mit dem einen Bunt-Buchstaben werden wir uns ja mit der Zeit vielleicht auch gewöhnt haben, aber ich bin schon erschrocken, als ich jetzt gelesen habe, dass der zweite Kreisel in Morbach an der Kreuzung Reitergasse in Planung ist. Mal abgesehen von den zusätzlichen fahrerischen Herausforderungen, die da auf uns Hunsrücker zukommen, habe ich jetzt schon gehört, dass der neue Kreisverkehr auch künstlerisch gekrönt werden soll. Diesmal soll R.O. Schabbach ein liegendes O basteln. Das kann ja nur bedeuten, dass der ganze Ortsname durchbuchstabiert werden soll. Wenn ich richtig zähle, würden also in den nächsten Jahren noch R,B,A,C und H drohen. Mit anderen Worten also: fünf weitere Kreisel. Dann wäre nicht nur jede halbwegs befahrbare Kreuzung im Ort rund, sondern vermutlich auch die Gemeindekasse komplett leer. Immerhin könnte Morbach dann aber mit zwei neuen Superlativen werben: meistverkreiseltes Dorf in Rheinland-Pfalz (berechnet nach Kreisverkehren pro Kopf) und Gemeinde mit dem höchsten Anteil der Förderung bildender Kunst am Haushalt. Vielleicht sollte ich mir die Scheuklappen-Idee doch schon mal patentieren lassen, findet Eure

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