Mit dem Baby in den Gemeinderat

Eigentlich ist Maja Calustian in Elternzeit. Doch ihr Ehrenamt als Ortsbürgermeisterin von Schönberg ruht nicht. Ein Problem ist das für die zweifache Mutter nicht.

 Ortsvorsteherin Maja Calustian hat schon einige Wünsche der Schönberger Bürger erfüllt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Ortsvorsteherin Maja Calustian hat schon einige Wünsche der Schönberger Bürger erfüllt. TV-Foto: Ursula Schmieder

Schönberg. (urs) Der Wunsch zweier älterer Damen ist für Maja Calustian ein erster Schlüssel gewesen, für das, was sie bewegen könnte. Direkt nach ihrer Wahl zur Ortsbürgermeisterin von Schönberg sei sie gefragt worden, warum im Ort keine Urnenbestattungen möglich seien. Die Frauen hätten den Wunsch geäußert, später in einer Urne bei den bereits verstorbenen Männern bestattet zu werden. Mittlerweile habe sich leider für eine der Frauen dieser Wunsch bereits erfüllt. Im Zusammenhang mit den Urnengrabstätten habe sie auch über einen Friedwald nachgedacht. Der Gemeinderat habe sich aufgeschlossen gezeigt. Ein Hindernis sind jedoch die Steillagen des Ortes: "Hätte Schönberg den passenden Wald, hätten wir auch einen Ruheforst." Die Gemeinde-Chefin hat in ihrer dreijährigen Amtszeit etwas auf den Weg gebracht, das für die Entwicklung des Dorfes von großer Bedeutung ist: das Neubaugebiet "Bei Mühlendorn" mit zehn bis 15 Bauplätzen. Die Realisierung war jahrelang nicht in die Gänge gekommen, weshalb etliche junge Leute andernorts gebaut haben. Calustian packt Dinge an. Sie sagt: "Ich mag das nicht, wenn das so vor sich hin dümpelt." Außerdem sei es Sinn und Zweck eines Bürgermeisteramtes, auf die Wünsche der Menschen einzugehen. Daher hat sie auch Schwung in das Projekt Grillhütte gebracht, die sich viele Schönberger schon lange wünschen. Noch sei die Hütte zwar nicht fertig - es brauche einfach sehr viel ehrenamtliches Engagement und Geld. "Doch im Moment läuft es ganz gut", freut sich Calustian über den Baufortschritt. Parallel zu ihrem Einsatz für die Gemeinde ist die Rechtsreferendarin mit 40-Stunden-Woche zweifache Mutter. Derzeit ist sie zwar in Elternzeit, doch die Amtsgeschäfte laufen weiter. Ein Problem war das für Calustian aber nicht. "Da kann ich gut auf meine sechs Männer vertrauen", lobt sie die Unterstützung des Rates, der ihr manche anstrengende Sitzung erspart hat. Aber auch mit der Thalfanger Verwaltung sei das Hand in Hand gegangen. Abgesehen davon findet sie "Sitzungen mit Baby" auch ganz lustig. Nicht minder wichtig als diese Termine sind ihr die Vorbesprechungen. Ewig lange Debatten, bei denen "Sachen zerredet werden", sind nicht ihr Ding: "Wir versuchen, das ganz locker zu sehen - und das macht dann auch Spaß." Schade findet sie aber, dass es jungen Eltern nach wie vor so schwer gemacht werde, Kinder groß zu ziehen. "Man wird dazu gezwungen, solange zuhause zu bleiben, bis man eine Ganztagsbetreuung hat." Das Argument, dass es für eine Betruung von Kleinstkindern auf dem Land keine Nachfrage gebe, lässt sie nicht gelten: "Man muss erstmal das Angebot schaffen." Künftig will Calustian ihr Augenmerk mehr auf die Bedürfnisse der Jugendlichen im Ort lenken. Es ärgert sie, dass sie bisher keine Zeit gefunden habe, nach deren Wünschen zu fragen oder regelmäßige Treffen zu organisieren: "Das fehlt hier."

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