Mit der Kugel an die Spitze

Er ist der Stolz des KSV Haardtkopf: Erwin Kirst holte bei der Deutschen Meisterschaft der Behindertenkegler den zweiten Platz in der Gruppe der Sehbehinderten. Mit 717 Holz setzte er sich gegen die bundesdeutsche Konkurrenz durch.

 Der Deutsche Vizemeister der sehbehinderten Kegelsportler, Erwin Kirst, empfiehlt seinen Sport für alle, die Spaß haben, fit bleiben und Kameradschaft erleben wollen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Der Deutsche Vizemeister der sehbehinderten Kegelsportler, Erwin Kirst, empfiehlt seinen Sport für alle, die Spaß haben, fit bleiben und Kameradschaft erleben wollen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Morbach/Thalfang. (doth) Seit 1980 ist Erwin Kirst Sportkegler. "Damals gab es noch keine Behindertenabteilung. Da musste man irgendwie versuchen, mit den Nichtbehinderten mitzuhalten", erklärt der 59-Jährige. Seine Handicaps sind ein Glasauge und ein Auge, mit dem er trotz Brille gerade einmal 60 Prozent Sehkraft hat. "Das räumliche Sehen fällt bei mir flach", so beschreibt er sein Defizit.

Sehkraft auf tragische Weise verloren



Zwei Unfälle raubten Kirst fast die ganze Sehkraft: Im Alter von drei Jahren gerät ein spitzer Draht in eines seiner Augen. Und als er elf Jahre alt ist, trifft ein Schneeball, in dem ein Stein verborgen war, das andere Auge.

Doch er lässt sich nicht unterkriegen, macht zunächst eine Ausbildung zum Koch und schult wegen seines Handicaps 1970 auf den Masseurberuf um. Heute ist Kirst selbstständig und hat eine eigene Massagepraxis.

Zu seinem Titel haben ihm viele Freunde und Bekannte gratuliert. Ein großes Fest gab es jedoch nicht. Was bedeutet ihm der Kegelsport? "Neben der Abwechslung vom Alltag und der körperlichen Fitness bringt mir die Kameradschaft im Verein sehr viel", sagt der Vizemeister. Natürlich stärkt der Erfolg auch sein Selbstbewusstsein, lässt sich der sehr bescheiden auftretende Sportler entlocken.

Erfolg ist Ergenis harten Trainings



Seit Anfang der 90er Jahre trainiert der Thalfanger auf der Anlage des KSV Haardtkopf in der Morbacher Baldenauhalle. Selbst autofahren darf er nicht. Sportkamerad und Freund Hans-Werner Junk nimmt ihn jeden Dienstag mit nach Morbach.

Jetzt ist wieder verstärktes Training angesagt, denn im September geht der normale Spielbetrieb mit Meisterschaften wieder los. Da muss Kirst wieder im Kampf um Punkte und Holz mithalten. Er empfiehlt den Kegelsport für Jung und Alt, ob behindert oder nicht: "Neueinsteiger sind bei uns willkommen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort