Mit der Taschenlampe auf Zeitreise

Die Morbacher Energielandschaft soll touristisch erschlossen werden. Ein zentrales Vorhaben ist es, die beiden Überlebensbunker auf der Konversionsfläche zugänglich zu machen. Das Gesamtkonzept soll 730 000 Euro kosten.

Morbach/Wenigerath. In der Morbacher Energielandschaft werden nicht nur beispielhaft regenerative Energien produziert und genutzt. Auf dem Gelände des ehemaligen US-Munitionslagers will man auch Touristen ansprechen. Dass das Konzept Erfolg versprechend ist, darauf lassen die derzeit schon rund 5000 Besucher im Jahr aus aller Welt schließen, obwohl die Gemeinde Morbach das Projekt derzeit noch gar nicht vermarktet.

Zentrale Anlaufstellen sollen zwei ehemalige Überlebensbunker werden. Das Konzept hat die Campus Company GmbH aus Neubrücke entwickelt. Die Bunker sollen möglichst unverändert bleiben, aber erlebbar gemacht werden, ist das Ziel von Geschäftsführerin Heidrun Hausen.

Die Gäste sollen mit der Taschenlampe in der Hand auf Entdeckungsreise gehen können. Dass es dabei beengt zugeht, ist durchaus beabsichtigt. In den Gebäuden sollen die Themen "inszeniert" werden, die mit Geschichte und Zukunft der Energielandschaft eng verbunden sind: der Kalte Krieg und der Klimawandel.

Auf einem rund 3,5 Kilometer langen Energie-Erlebnis-Lehrpfad sollen auf "Info-Inseln" Fakten über Energie-Erzeugung, -sparen und -effizienz lebendig vermittelt werden.

In der jüngsten Ratssitzung waren vor allem die Kosten in Höhe von 730 000 Euro (siehe Extra) umstritten. Deutlich formulierte Frank Klein (FDP) seine Bedenken: "Ich habe angesichts dieser Summen Kopf- und Bauchschmerzen." Das Konzept sei nicht zeitgemäß.

Fraktionsübergreifender Zuspruch



Bürgermeister Gregor Eibes wies den Einwand zurück. Der Gemeinderat habe bereits die große Lösung mit Kosten in Höhe von 2,5 Millionen Euro inklusive Bau des Info-Zentrums durchgewinkt (der TV berichtete).

Jetzt werde deutlich abgespeckt. Schließlich verzichte die Kommune auf das Energie-Plus-Haus, das in der ursprünglichen Variante als Info-Zentrum dienen sollte. Eibes wörtlich: "Sollen wir das Konzept nicht umsetzen, weil irgendwelche Banker nicht mit Geld umgehen können?"

Der zweite Beigeordnete Felix Assmann (CDU) plädierte für das Gesamtpaket in der Energielandschaft: "Andere Gemeinden wären froh, sie hätten so etwas zu bieten." Aus der Sicht von Uwe Andretta (Grüne Liste) ist es "sehr zeitgemäß", angesichts der Klimaveränderung Geld für ein solches Projekt auszugeben. Auch Karlheinz Schneider (SPD) und Achim Zender (FWM) plädierten dafür, das Vorhaben auf den Weg zu bringen.

Mit einer Nein-Stimme wurde das Konzept verabschiedet. Die Verwaltung wurde beauftragt, ein Betriebskonzept zu erarbeiten und das Thema Personalkosten mit dem Land Rheinland-Pfalz und der Campus Company zu klären.

Meinung

Kein Disneyland

Mit Steuergeld verantwortungsvoll umzugehen, ist eine der wichtigsten Pflichten von Ratsmitgliedern. Insofern ist das Anliegen von Frank Klein sehr ernst zu nehmen. Aber die Energielandschaft ist kein Disneyland. In Wenigerath geht es nicht um eine touristische Attraktion im üblichen Sinne. Die Mel ist etwas Besonderes: zum einen, was ihre Geschichte als früher offenbar größtes Munitionslager der US-Luftwaffe in Europa angeht, zum anderen, weil dort beispielhaft erneuerbare Energien genutzt werden sollen. Beides interessiert schon jetzt viele Menschen, wie man an den Besucherzahlen sieht. Im Gegenzug muss man ihnen auch Information und Erlebnis bieten. i.rosenschild@volksfreund.deExtra Kosten: 730 000 Euro werden für das touristische Konzept in der Mel insgesamt veranschlagt. Das Erlebbarmachen soll 160 000 Euro kosten, der Lehrpfad in einer ersten Ausbaustufe 300 000 Euro. Für "Audio-Guides" werden 50 000 Euro und Gästeführer-Ausbildungen 16 000 Euro veranschlagt. Hinzu kommen 570 000 für das Info-Zentrum, dessen Sanierung kurz bevor steht. (iro)

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