Morbach heizt bald mit Holz

In Morbach entsteht laut Bürgermeister Gregor Eibes das größte Nahwärmenetz in Rheinland-Pfalz. In einer Bürgerversammlung drängte er die potenziellen Nutzer bei ihrer Entscheidung zur Eile. Nur so könne zeitnah eine exakte Planung erstellt werden.

 Holzhackschnitzel sind für Morbach die nachwachsende Wärmequelle. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Holzhackschnitzel sind für Morbach die nachwachsende Wärmequelle. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Morbach. Bürgermeister Gregor Eibes, Bauamtsleiter Alfons Gorges und die beiden Planer Jürgen Jakobs und Leo Riebenbauer erläuterten rund 270 möglichen Nutzern in der Baldenauhalle den Stand der Dinge in Sachen Morbacher Nahwärmekonzepts. In einem ersten Bauabschnitt ist vorgesehen, ein Heizkraftwerk im Bischofsdhroner Gewerbegebiet "Auf der Acht" zu bauen. Dieses wird mit Holzhackschnitzeln aus dem Gemeindewald betrieben. Von dort aus können neben Gewerbebetrieben und gemeindlichen Einrichtungen wie dem Rathaus, Schulen und Kindergärten bis zu 280 Haushalte über das Rohrleitungsnetz versorgt werden.

Es wird mit einem Investitionsvolumen von 15 Millionen Euro das größte Projekt seiner Art in ganz Rheinland-Pfalz.

Bürgermeister Gregor Eibes drängt die potenziellen Nutzer zur Eile: "Nur wenn wir wissen, wie viele Haushalte angeschlossen werden, können wir exakt planen." Deshalb bittet Eibes um eine verbindliche Zusage bis zum 15. Januar. Leider sei aus dem Zuschuss aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung nichts geworden, bedauerte er. Doch der Verwaltungs-Chef hat noch einen Trumpf im Ärmel. Er hat Ministerpräsident Kurt Beck bei dessen Besuch einen Brief mitgegeben, in dem das Vorzeigeprojekt beschrieben ist, und um Unterstützung der Landesregierung gebeten. "Vielleicht liegt ja an Heiligabend doch noch ein Bewilligungsbescheid unterm Baum", hofft Eibes.

Leo Riebenbauer aus der Steiermark bringt über 20 Jahre Erfahrung in der holzhackschnitzel-betriebenen Nahwärmetechnik mit. "In den Haushalten wird eine Wärmeübergabestation installiert, die bis zu vier Wärmekreisläufe versorgen kann", erklärte der Ingenieur. Vorhandene Brenner und Kessel werden nicht mehr gebraucht. "Sie werden hier zu einem Emirat der Holzhackschnitzel", schmunzelte der Planer.

Eibes versuchte, den Zuhörern die Technik schmackhaft zu machen: "Wir liefern Wärme aus dem eigenen Gemeindewald, die nachwächst und zu einem äußerst günstigen Preis angeboten wird." Ferner gebe es Zuschüsse von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Bei Störungen könne einfach der Versorger angerufen werden. Es gibt eine fünfjährige Preisgarantie für diejenigen, die sich für zehn Jahre vertraglich binden. Die erste Ausbaustufe soll Mitte 2011 fertig sein. Der Endausbau wird voraussichtlich bis Mitte 2012 dauern.

Eine Anstalt des öffentlichen Rechts wird noch gegründet. Viele technische Details wollten die Zuhörer erklärt haben, allen voran die Frage: Verheizen wir hier nicht unseren Wald? Da musste Planer Riebenbauer lachen: "Wo ich herkomme, gibt es nur ein Zehntel so viel Wald wie in Morbach. Und wir betreiben seit vielen Jahren Nahwärmenetze." Der Wald sei immer noch da, was man vom Heizöl irgendwann nicht mehr behaupten könne.

Informationen über das Nahwärmekonzept Morbach gibt es im Rathaus unter Telefon 06533/71-301 oder im Internet unter www.morbach.de mit Kostenrechner.

Nahwärmenetz:

EXTRA Nahwärmenetz: In einer ersten Ausbaustufe plant die Gemeinde Morbach den Anschluss von rund 300 Abnehmern. Im ersten Schritt wird eine rund zehn Kilometer lange Leitungstrasse verlegt. Für die ersten fünf Jahre wird ein Arbeitspreis von 7,5 Cent pro Kilowattstunde festgeschrieben. Hinzu kommt eine Grundgebühr von maximal 15 Euro pro Kilowatt. Für den Anschluss werden einmalig 5000 Euro fällig. (iro)

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