Morbach lehnt Bestattungswald ab

Morbach · Lange hat der Morbacher Gemeinderat darüber diskutiert, ob sich Bürger künftig in einem Waldstück der Einheitsgemeinde beerdigen lassen können. Die Mehrheit des Gremiums lehnte es schließlich ab, einen sogenannten Bestattungswald herzurichten. Einen in privater Regie eingerichteten Bestattungswald können sich die Räte allerdings vorstellen.

In der Einheitsgemeinde Morbach wird es keinen Bestattungswald in kommunaler Trägerschaft geben. Das hat der Gemeinderat in am Montagabend beschlossen. Vorangegangen war vor mehr als 30 Zuhörern eine zweistündige Diskussion, in der die Mitglieder des Gemeinderats betont sachlich argumentierten. Schließlich handele es sich um ein sensibles Thema, erklärten zahlreiche Redner.

Anlass für die Diskussion war zum einen ein Einwohnerantrag, den das Ratsmitglied Rainer Stablo (Die Linke) zusammen mit den Hinzerathern Bruni Kluss und Rüdiger Luckow ins Leben gerufen hat. 415 Bürger hatten den Antrag mit folgendem Wortlaut unterschrieben: "Der Gemeinderat beschließt die schnellstmögliche Errichtung und Betreibung eines Bestattungswaldes in kommunaler Trägerschaft in einem geeigneten Bereich des gemeindeeigenen Waldes." (der TV berichtete).

Luckow und Stablo sagten, sie wollten keine Konkurrenz zu den klassischen Friedhöfen schaffen, sondern eine zusätzliche Bestattungsform in der Einheitsgemeinde ermöglichen.

In der anschließenden Diskussion gab es Befürworter und Gegner des Vorhabens. Sprecher mehrerer Fraktionen kritisierten die Formulierungen "schnellstmöglich" und "kommunale Trägerschaft." Jürgen Jakobs (CDU) und Kurt Müllers (FDP) sprachen sich deshalb gegen den Antrag aus, genauso wie Achim Zender (FWM), der im Falle eines positiven Votums ein Gesamtkonzept für die Friedhöfe verlangte. Uwe Andretta (Grüne) befürwortet grundsätzlich einen Bestattungswald, kritisierte aber ebenfalls die Art des Antrags. "Er ist übers Knie gebrochen", sagte er.

Stablo sorgte für Verstimmung bei den anderen Mandatsträgern, als er für den Fall der Ablehnung des Einwohnerantrages einen neuen Antrag für einen Bürgerentscheid ankündigte und, falls der Rat diesem ebenfalls nicht zustimme, ein Bürgerbegehren in Gang setzen wolle. "Wenn der Rat das jetzt ablehnt, ist Stablo das selbst schuld", erklärte Erwin Schrenk, Ortsvorsteher von Morscheid-Riedenburg.

So kam es dann auch: Mit 19 Neinstimmen bei fünfmal Ja und vier Enthaltungen lehnte der Gemeinderat den Antrag ab.

Doch der Rat diskutierte nach der Entscheidung weiter über das Thema Bestattungswald. Bürgermeister Andreas Hackethal wollte eine grundsätzliche Diskussion auch unabhängig vom Einwohnerantrag führen. Er verwies auf 8150 Quadratmeter freie Flächen auf den 17 Friedhöfen der Einheitsgemeinde sowie auf ein Defizit von fast 100.000 Euro im Jahr 2012. Mit einem Bestattungswald kämen weitere Kosten auf die Gemeinde zu, sagte er. "Ist es für denjenigen, der eine solche Bestattungsform wünscht, nicht zumutbar, außerhalb eine Stätte zu finden?", fragte er. Und wieder ging es in der Diskussion hin und her. Einige Ratsmitglieder verlangten nach mehr Informationen und Konzepten, andere lehnten das ab. Viel Beifall seiner Ratskollegen erhielt Willi Feilen (FWM), als er mahnte, das Kulturgut Friedhof müsse gepflegt und geschätzt werden.

Nach einer 15-minütigen Sitzungsunterbrechung, in der die Mitglieder des Ältestenrats zusammenkamen und innerhalb der Fraktionen rege diskutiert wurde, wurde über Anträge befunden. Nachdem Stablos Antrag, am 25. Mai parallel zur Kommunalwahl die Bürger zu befragen, wegen Formfehler nicht zugelassen wurde, stimmten die Mitglieder des Rats auch gegen eine Vertagung des Themas. Der Antrag von CDU-Fraktionschef Jakobs, dass der Wille der Bürger zwar respektiert, ein Bestattungswald "in kommunaler Trägerschaft" jedoch abgelehnt werde, wurde angenommen (16 Jastimmen, zehn Neinstimmen, zwei Enthaltungen).

Das bedeutet: Die Gemeinde wird selbst keinen Bestattungswald ins Leben rufen. Sollte jedoch ein privater Investor einen solchen betreiben wollen, wäre dies grundsätzlich möglich. cst

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