Morgens Mathe, abends melken

MORBACH. (urs) Frauke Lörsch ist jetzt auch offiziell Schulleiterin der Grundschule Morbach. Ein Amt, das sie kommissarisch bereits seit zwei Jahren inne hat.

In eine Schublade passt die neue Leiterin der Morbacher Grundschule nicht. Und das nicht nur wegen ihres beruflichen Werdegangs, sondern allein schon wegen ihrer Beschäftigung außerhalb der Schule. Denn zuhause erledigt Frauke Lörsch Arbeiten, die für eine Rektorin eher untypisch sind: "Ich geh jeden Abend melken, wochenends morgens und abends", erzählt die Mutter zweier 17 und 13 Jahre alter Söhne. 1985 heiratete sie auf einen Bauernhof ein.Offizielle Ernennung ließ auf sich warten

Nach ihrer Lehramtsausbildung hatte die in Bernkastel-Kues aufgewachsene Gutenthalerin erste Erfahrungen an der Grundschule Piesport gesammelt. Als junge Mutter betreute sie dann wegen einer Lehrerschwemme für den Caritasverband ein Übergangswohnheim für Aussiedler, bevor sie im Februar 1993 zur Morbacher Grundschule kam. Doch nicht für immer, denn von 1996 bis 2000 bildete Lörsch am Studienseminar Trier junge Referendare aus. Eine Aufgabe, die sie wöchentlich nach Trier, Morbach und an die Schulen der angehenden Lehrer führte. "Ich wollte noch etwas anderes machen", begründet die 44-Jährige ihre damalige Entscheidung, bei der es vielleicht geblieben wäre. Wegen der schweren Erkrankung eines Lehrers kehrte sie jedoch im Mai 2000 als Konrektorin nach Morbach zurück. Teils, weil sie dort gebraucht wurde, teils aber auch, weil sie sich mittlerweile als Gast in den eigenen Räumen gefühlt hatte. Seit Verabschiedung von Michel Müller vor zwei Jahren hat Lörsch, obwohl kommissarisch erst am März 2003 beauftragt, die Leitung der Schule inne. Die offizielle Ernennung als Rektorin der Schule mit mehr als 300 Kindern in zwölf Klassen und fast 20 Lehrkräften ließ noch länger auf sich warten. Ein Schwerpunkt der Morbacher Grundschule liegt auf den Sprachen, was die Schul-Partnerschaft mit Glasgow, Kontakte nach Edinburgh oder nach Thionville belegen. Außerdem gibt es seit den 80ern Jahren einen in den Unterricht integrierten Fremdsprachenunterricht. Dass andere Bundesländer dies sogar benoten, sieht Lörsch aber kritisch und fragt sich, "ob das Sinn der Sache ist." Damit neben der Schulleitung der Kontakt zu den Schülern nicht zu kurz kommt, teilt sich die Rektorin den Stundenplan so ein, dass sie zum Beispiel in einer Klasse täglich Mathematik unterrichtet. So sichert sie sich die schöne Seite ihres Berufs, nämlich Kinder zu unterrichten, die "alles aufsaugen wie ein Schwamm". Was ihr in Morbach mit dem "hervorragenden" Elternbeirat sowie mit Kollegen, die ein "großes Miteinander" und ein "offenes freundliches Verhältnis" pflegen, viel Freude bereitet. "So eine große Schule zu leiten, ist eine Herausforderung, die einem hier von den äußeren Gegebenheiten relativ leicht gemacht wird." Mit Blick auf die Schüler stellt Lörsch klar, dass sie trotz "familiärer Atmosphäre" an der Schule keine heile Welt dort hätten, die Probleme aber regelbar seien. Dass der Schulleiterin ihre Arbeit dennoch ab und an verleidet wird, liegt am wachsenden "Bürokram". "Es ist Wahnsinn, wie man da täglich zugeschmissen wird," sei es durch die "fortschreitende Qualitätsentwicklung" oder Vergleichs-Projekte, für die Lehrer die Hälfte der Aufgaben aus dem Internet aussuchen müssten. "Das ist schon arbeitsintensiv", kommentiert Lörsch Eingaben, Auswertungen und Statistiken per Computer. Die Begeisterung für ihren Beruf kann das aber nicht schmälern: "Es macht Spaß, etwas zu schaffen, Sachen anzupacken, neue Wege zu gehen und sich nicht auf Altbewährtem auszuruhen."

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