Musikalische Visitenkarten

MALBORN/THALFANG. (jolo) Begeisternd - vielseitig - abwechslungsreich. So kann man den VG-Musiktag, der zum zehnten Mal und diesmal in der Malborner Steinkopfhalle stattfand, beschreiben. Die musikalische Rundreise begann in Norwegen und endete in Amerika.

Die Zuversicht steht dem Vereinsvorsitzenden der "Eintracht" aus Malborn, Hans-Peter Eisele, ins Gesicht geschrieben. Hat sein 35-köpfiger Musikverein doch vor drei Monaten mit dem Hermeskeiler Stadtkapellenmusiker Fabian Gilles einen fachlich versierten Dirigenten gefunden, der ebenso zu ihnen passt wie der richtige Ton. Beim zehnten Musiktag waren sie als Veranstalter als erste an der Reihe. Und das leistungswillige Orchester zeigte in vier frisch einstudierten Stücken die Handschrift ihres neuen Tonangebers. Mit "Norwegian Rondo", komponiert vom Engländer Philip Sparke, begann der Verein, dessen Gründungsväter vor 76 Jahren im Verein mit 70 Reichsmark pro Mann das Fundament legten. Ihr Vorspiel beendeten die Malborner mit einer Komposition von Carl Strommen, mit dem sie durch die autofreie Stadt "Canterbury" schlenderten. "Eine Chronik schreibt nur derjenige, dem die Gegenwart wichtig ist!" Dieses Zitat von Goethe verpackte VG-Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo in seine Laudatio und bezog es auf die tollen jungen und alten Hobbymusiker, die ihre Freizeit opfern, ihre Heimat mögen, sich für ihre Dörfer einsetzen und letztendlich die Menschen mit ihrer Musik erfreuen. Weiter ging es mit der 24-köpfigen Musikmannschaft aus Heidenburg, die unter ihrem Dirigenten Helmut Schander mit dem Soundtrack "Stallion of the Cimarron" des Filmkomponisten Hans Zimmer glänzte. Die Büdlich-Breiter Musiker, seit 14 Jahren unter der Leitung von Hans-Erwin Bastgen aus Neumagen-Dhron, gaben ihre Visitenkarten beispielsweise mit "ABBA Gold" (Arrangement Ron Sebregts) oder einer "Western-Party" ab. Ein weiteres Grußwort sprach Kreismusikverbandsvorsitzender Ewald Tonner, der insbesondere Hans-Dieter Dellwo und seine VG-Mannschaft lobte, die in Sachen "Unterstützung der kulturellen Vereine" vorbildlich im Kreis seien. Dieses Engagement dankten ebenfalls die Musiker des an diesem Abend ältesten Musikvereins aus Thalfang. Obwohl längere Zeit im Tiefgang hat der 1923 gegründete Klangkörper wieder ein klein wenig Oberwasser bekommen und ist - wie es scheint - am rettenden Ufer angekommen. Großen Anteil daran haben der Vorsitzende Thomas Borgsmüller und Dirigent Hans-Karl Daus. Mit dem jungen Mann aus Ehrang haben sie einen Leiter engagiert, der aus dem jetzt noch winzigen Pflänzlein, um das sich 17 Aktive ranken, ein prächtiges "Gewächs" machen will."So lange es Vereine gibt, gibt es auch ein Dorfleben"

Die kleine Mannschaft braucht sich nicht zu verstecken, denn mit drei Kompositionen von Dizzy Stratford (unter anderem "Sunny Day") und dem wunderschönen dreiteiligen Blues-Stück von Kees Schonenbeck bewiesen sie tat- und hörkräftig, dass es mit ihnen aufwärts geht. Als letzte Musikmannschaft trat nach der Auslosung die Orchestergemeinschaft Horath-Berglicht mit 40 Musikanten an. Selbstsicher und schwungvoll bot die musikalische Zweidörfergemeinschaft, die sich auf Schloss Dhaun auf diesen Auftritt vorbereitetet hat, unter ihrem seit 1996 wirkenden "Eigengewächs" Franz-Josef Steffes Musikstücke von Ernest Gold ("Exodus"), John Moss ("Great Movie Marches") und die neu einstudierte Melodie "Frank Sinatra in Concert", die Norbert Studnitzky bearbeitete, Blasmusik vom Feinsten. Und hier endete die musikalische Weltreise, die der ehemalige Malborner Lehrer Kurt Bach als Reiseführer begleitete. Pfarrer Matthias Jung, der bis zu seinem Abitur sechs Jahre lang Posaune spielte, war sichtlich angetan von der ansprechenden Musik. Er freute sich, dass die Dörfer erst durch die Vereine leben: "So lange es Vereine gibt, gibt es auch ein Dorfleben!" Und mit dieser Meinung steht er nicht allein.

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