Nationalpark soll besser erreichbar sein

Thalfang/Morbach · Seit fast einem Jahr besteht der Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Aber ein Verkehrskonzept steht noch immer aus. Das bemängelt der Verkehrsclub Deutschland (VCD). Nachdem eine erste Studie im vergangenen Herbst auf heftige Kritik gestoßen ist, soll nun nachgebessert werden.

Nach der Mobilitätsstudie ist vor der Mobilitätsstudie: Die Landesverbände Rheinland-Pfalz und Saarland des Verkehrsclubs Deutschland forderten unlängst ein nachhaltiges Verkehrskonzept für die Nationalpark-Region ein. Die Vorsitzende Helga Schmadel erinnerte daran, dass fast ein Jahr nach der Eröffnung außer einer Mobilitätsstudie noch kein schlüssiges Nahverkehrskonzept für die Anbindung des Nationalparks und keinerlei Verbesserungen für die Menschen in der Region vorliegen.

Stattdessen würde die Politik der Umwandlung der Hochwaldbahn und Hunsrück-Querbahn vorangetrieben. Tatsächlich gibt es derzeit Bestrebungen, die Gleise der seit Jahren stillgelegten Bahnstrecke zu demontieren und die Trasse in einen Radweg umzuwandeln.Wird Hunsrückbahn Radweg?


Im Kreistag des Rhein-Hunsrück-Kreises gibt es Bestrebungen, die 50 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Büchenbeuren und Hermeskeil in einen Radweg umzuwandeln. Es gebe keinerlei Bedarf mehr für eine Bahnlinie, heißt es dort. Auch das Saarland schwenkt um. Verkehrsministerin Anke Rehlinger verkündete, ein Kostengutachten zu einem vom Kreis St. Wendel vorgeschlagenen Radwegekonzept in Auftrag zu geben (der TV berichtete mehrfach).

Helga Schmadel erinnert daran, dass die für den Nationalpark notwendige Zustimmung der Region und der Kommunen auch durch das Versprechen eines Mobilitätskonzeptes und besserer ÖPNV-Verbindungen für die Bürger vor Ort erwirkt wurde. Seit 2014 fordere der VCD daher ein nachhaltiges und schlüssiges Nahverkehrskonzept bei der rheinland-pfälzischen Landesregierung ein. Ein Nationalpark müsse nach Meinung des VCD auch durch naturschutzfreundliche Wege erschlossen werden. Schmadel: "Die Landesregierungen von Rheinland-Pfalz und dem Saarland sollten daher zumindest eine Trassensicherung statt der Entwidmung und oder Umwandlung der Bahnstrecken vornehmen."

Weiterhin müsse ein neues Busnetz und -angebot schnellstmöglich realisiert werden und auch Angebote wie E-Bus, E-Autos oder E-Rad einbezogen werden. Eine Reaktivierung der Hunsrückbahn solle ebenso geprüft werden.

Die Forderung des VCD hat insofern Brisanz, als dass die Landesregierung im Herbst vergangenen Jahres bereits eine Mobilitätsstudie vorgestellt hatte. Bei der Präsentation in Birkenfeld, zu der viele Besucher aus kommunalen Gremien gekommen waren, holte sich der Referent jedoch eine Abfuhr ein. Die 60 000 Euro teure Studie sah für die Wiederbelebung des Schienennetzes als Alternative "kein Potenzial im Alltagsverkehr". Zudem wurde bemängelt, dass das damalige Konzept keine Süd-Anbindung vorsehen würde. Auch die vorgeschlagenen Bus-Routen stießen damals auf Kritik.

Auf TV-Nachfrage erklärt nun Heike Spannagel vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten in Mainz, dass das Ziel der Landesregierung nach wie vor die Entwicklung eines nachhaltigen Verkehrskonzepts für die Nationalparkregion sei.

Spannagel: "Ein Diskussionsbeitrag dazu ist die im Oktober 2015 vorgestellte Mobilitätsstudie, in der es unter anderem auch um die Hochwald- und Hunsrück-Querbahn geht. Für den rheinland-pfälzischen Streckenanteil der Bahn ist eine Trassensicherung über den bestehenden Rahmenvertrag mit der DB Netz AG angedacht. Die Mobilitätsstudie weist jedoch darauf hin, dass nur eine gemeinsame Sicherung mit dem saarländischen Streckenanteil sinnvoll wäre." Wie Spannagel erklärt, habe inzwischen die Nationalparkversammlung über die Mobilitätsstudie beraten und Hinweise aus der Region in die Diskussion aufgenommen. Als nächster Schritt soll nun eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der Kommunen sowie des Umwelt- und Verkehrsministeriums eingerichtet werden, die sich mit der Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen beschäftigt.

Zudem habe das Verkehrsministerium aktuell das "ÖPNV-Konzept Rhein-Nahe" - in Ergänzung des ÖPNV-Konzepts Nord - beauftragt. Dieses umfasst auch den Landkreis Birkenfeld und damit die Nationalparkregion. Im Rahmen dieses Projektes wird das Liniennetz überarbeitet mit dem Ziel, ein besser verknüpftes und attraktiveres ÖPNV-Netz zu entwickeln. Das Konzept soll den Alltagsverkehr, den Schülerverkehr und auch den Natur- und Freizeitverkehr untersuchen. Auch die Ergebnisse der Diskussion um die im Herbst 2015 vorgelegte Mobilitätsstudie sollen dabei berücksichtigt werden.

Für Helga Schmadel ist das jedoch nur ein Teilerfolg. Sie fürchtet, dass die Realisierung des Mobilitätskonzepts nun noch später erfolgen wird. Schmadel: "Zumindest ein gutes und attraktives Busangebot, das zum Nationalpark führt, sollte bereits jetzt dringend geschaffen werden."Meinung

PR-mäßig eine Bruchlandung
Der VCD legt den Finger in die Wunde. Und das zu Recht. Bald ist der Nationalpark ein Jahr alt, aber verkehrsmäßig immer noch nicht erschlossen. Für Ortsfremde ist er nach wie vor eine unbekannte Zone inmitten des Naturparks Saar-Hunsrück. Im vergangenen Jahr wurde er mit einer zweitägigen pompösen Feier eröffnet. Neben der Ministerpräsidentin kam damals sogar die Bundesumweltministerin, um den ersten Nationalpark in Rheinland-Pfalz zu würdigen. Der Werbeeffekt dieser Feier hätte nachhaltig wirken können, wenn es bereits damals ein schlüssiges Verkehrskonzept gegeben hätte. Aber außer mit dem eigenen Auto gab und gibt es keine bequemen Möglichkeiten, in den Nationalpark zu gelangen. Damit ist der einmalige Werbeeffekt seiner Eröffnung verpufft. Das ist eine Bruchlandung. Das Mobilitätskonzept wird viel zu spät kommen. hp.linz@volksfreund.de

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