Neue Wege für den Wald

MORBACH. Die Einheitsgemeinde Morbach beschreitet neue Wege bei der Waldbewirtschaftung. Am Montag traf der Gemeinderat die Grundsatzentscheidung, den Forst in einen Eigenbetrieb umzuwandeln. Mit der neuen Struktur, die in anderen Bundesländern gang und gäbe ist, betritt man in Morbach, was Rheinland-Pfalz angeht, Neuland.

In der Einheitsgemeinde befasst man sich nicht zuletzt wegen der gravierenden Sturmschäden von 1990 schon länger mit der Frage, wie der Gemeindewald wirtschaftlicher betrieben werden kann. Das auslaufende Forsteinrichtungswerk verurteilte einen der größten kommunalen Waldbesitzer im Land - Morbach verfügt über 2972 Hektar Gemeindewald - zu sehr schmalen Hauungsplänen.Beharrlich hat die Gemeinde nach Sparmöglichkeiten gesucht. Personal wurde abgebaut, von 17 Stammarbeitern seien heute nur noch sechs Forstwirte im Gemeindewald beschäftigt, informierte Kämmerer Berthold Staudt. Auch der Kulturplan wurde regelmäßig "durchforstet".Doch jetzt geht die Gemeinde einen großen Schritt weiter. Der Morbacher Forst soll künftig ähnlich den Gemeindewerken wie ein Eigenbetrieb organisiert werden. Das Landeswaldgesetz macht es möglich. Die Organisationsform für kommunale Waldbetriebe ist seit zwei Jahren frei wählbar. Ob der Forst als Stiftung, GmbH oder Eigenbetrieb bewirtschaftet wird, das können Gemeinden selbst entscheiden.Nach einem von der Gemeinde in Auftrag gegeben Gutachten der Uni Freiburg stellt die Umwandlung in einen Eigenbetrieb eine Alternative dar. Sinnvoll ist mit der Änderung der Rechts- und Betriebsform ein Übergang zur Doppelten Buchführung, kurz Doppik, die ohnehin für Kommunen ab 2006 vorgeschrieben ist. Darin würden Kommunen ähnlich wie Betriebe behandelt. Weitere Vorteile: Die EDV der anderen Eigenbetriebe in Morbach könne mitgenutzt werden. Die Ausweisung des betrieblichen Vermögens, der mögliche Gewinn- und Verlustausgleich innerhalb von fünf Jahren und die Schaffung von Rücklagen ermöglichen laut Staudt mehr Transparenz und Flexibilität.Trotz positiver Grundstimmung im Rat warnten die Sprecher von CDU und Freien Wählern vor allzu großer Euphorie. "Wir beschließen heute keine sofortige Ergebnisverbesserung", machte Heribert Knob (CDU) deutlich. Dennoch sei seiner Fraktion sehr sympathisch, was die Verwaltung vorgestellt hatte. "Der Versuch ist es wert", pflichtete Achim Zender (Freie Wähler) ihm bei.Künftig mehr Personal nötig?

Doch es gab auch kritische Anmerkungen. "Der Eigenbetrieb wird nicht daran vorbeikommen, zusätzliches Verwaltungspersonal einzusetzen", warnte Winfried Lünemann, SPD-Ratsmitglied und selbst Förster.Außerdem fragte er, ob man mit der Berechnung des Waldvermögens nicht Begehrlichkeiten wecke, zum Beispiel, wenn es um Landeszuschüsse gehe. Diese Gefahr bestehe ohnehin, wenn die Kameralistik durch die Doppik ersetzt werde, entgegnete Eibes. Auch sie sehe die Erfassung des "Betriebsvermögens Wald" vor.Hans-Jörg Dröschel, Ratsmitglied für die Lebendige Demokratie und ebenfalls Förster, sprach von "Buchhaltungstricks". Kein Privatmann kaufe ein Auto für 50 000 Euro und schreibe es innerhalb eines Jahres ab, entgegnete ihm Knob. Doch im Morbacher Forst sei genau dies der Fall. Dem Vorschlag von Erwin Schrenk (Freie Wähler), einen günstigeren Zeitpunkt für die Entscheidung zu wählen, weil noch nicht klar sei, welche Auswirkungen die erwartete Steuerreform habe, mochte der Bürgermeister nicht folgen, weil das neue Forsteinrichtungswerk kurz bevorstehe. Das Werk stelle die Weichen für die nächsten zehn Jahre. Im übrigen werde er nicht zögern, die Entscheidung rückgängig zu machen, wenn sie sich als ungünstig erweise. Der Beschluss wurde ohne Gegenstimmen gefasst.

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