Neues "Graues Kreuz" im Wald

Das sagenumwobene "Graue Kreuz" zwischen Hinzerath und Bruchweiler bildete einst einen besonders wichtigen Orientierungspunkt. Den nächsten Winter hätte es aber vermutlich nicht überstanden. Deshalb wurde es jetzt ersetzt.

Hinzerath/Merscheid/Bruchweiler. Das uralte "Graue Kreuz", das rund 50 Meter seitlich der Landesstraße 159 zwischen Bruchweiler und Hinzerath aufragte, war stark verwittert und hätte wahrscheinlich den nächsten Winter nicht aufrecht überstanden. Deshalb sorgte eine Initiativgruppe von Bürgern aus den Gemeinden beiderseits des Idarwalds für seine Erneuerung. Vor wenigen Tagen wurde das alte Monument durch ein vollständiges Faksimile aus schweren Eichenbalken ersetzt, das Fritz Rummel aus Morbach-Merscheid nach dem Muster des historischen Kreuzes gefertigt hat. Dieses wird einen "Ehrenplatz" im Hunsrücker Holzmuseum (Morbach-Weiperath) erhalten.Seit 345 Jahren steht das Graue Kreuz im Idarwald

Hoch droben auf dem Idarwaldscheitel grenzten schon im Mittelalter die Gemarkungen mehrerer Ortschaften sowie die Herrschaftsgebiete der Wild- und Rheingrafen, der Veldenzer und der Sponheimer Grafen an Kurtriers mächtigen Kirchenstaat. Dort bildet seit alters her das sagenumwobene "Graue Kreuz" einen wichtigen Orientierungspunkt.Vielleicht ist der Name dieser Stelle erheblich älter als das Grenzzeichen selbst und bezeichnete ursprünglich den mit grauen Quarzitbrocken markierten Kreuzungsbereich der Idarwald-Kammstraße mit mehreren von Hellertshausen, Schauren, Bruchweiler, Hinzerath und Bischofsdhron heraufkommenden Querwegen. Zumindest einer dieser Wege, der durch Schaurens Ortsteil Aschied und durch das Waldtälchen der Spring verläuft, diente bereits zur keltisch-römischen Zeit als Regionalverbindung zwischen dem Vicus Belginum an der heutigen Hunsrückhöhenstraße (B 327) und einer frühgeschichtlichen Siedlung unweit Hellertshausen. Der Quarzitstein an der Wegekreuzung droben wird in einem Hottenbacher Weistum aus dem Jahr 1558 erwähnt, das Kreuz jedoch noch nicht.Erst 1662 wurde das Graue Kreuz als solches in einem zweiten Grenzweistum aus Hottenbach beurkundet: "Am Endweg stehet ein Markstein und ein hölzernes Kreuz dabei." Diesem Monument war freilich eine von den Kräften der Verwitterung begrenzte Zeitspanne beschieden, die kaum länger als ein Jahrhundert dauerte. Das am 10. August 2007 entfernte und durch eine exakte Kopie aus Eichenbalken ersetzte Kreuz dürfte mithin das dritte oder vierte an dieser Stelle gewesen sein. Im Hunsrücker Holzmuseum (Morbach-Weiperath) wird es einen vor allen Witterungsunbilden geschützten "Ehrenplatz" erhalten.Nach einer mündlichen Überlieferung aus Hinzerath und Bischofsdhron ist das ausgewechselte Kreuz um 1920 errichtet worden. In den Jahren nach 1960 wurde es durch eine kleine Betonplatte stabilisiert und erhielt außerdem ein schmiedeeisernes Stützgerüst an der Rückseite. Sein "Vorgänger" war vermutlich das 1905 beim "Schulausflug zur Wildenburg" erwähnte "Wanninger Kreuz" aus dem Jahr 1827.In jenem Bericht des Hinzerather Dorfschullehrers findet sich auch die sogenannte "Spring" östlich des Grauen Kreuzes erwähnt. Diesen Namen erhielt sie, weil ihr Wasser nach starken Regenfällen meterhoch aus dem Boden sprudelte. In einem Hunsrücker Wanderbuch von 1904 steht zu lesen: "Vom Grauen Kreuz führt ein schmaler Pfad in fünf Minuten zu der gern besuchten ‚Spring', einem krystallhellen Waldquell (der Quelle des Fischbaches) mit Bänken und kleinen Anlagen." Leider ist von diesem Waldidyll nichts Sehenswertes übriggeblieben. Lediglich aus einem kleinen Quellhaus und mehreren mit schweren Eisendeckeln verschlossenen Betonröhren lässt sich das starke Rauschen dieses für die Wasserversorgung der Verbandsgemeinde Herrstein gebändigten "Spring"-Brunnens vernehmen.Knapp südlich und westlich des Grauen Kreuzes, das übrigens auch schon dem Schinderhannes und seinen Spießgesellen als geheimer Treffpunkt diente, erscheint der Waldboden von tiefen Ausschachtungen durchwühlt. Dort wurde früher der sogenannte "Silbersand" ergraben, der angeblich zur Reinigung von Zinngeschirr benutzt wurde. Wahrscheinlicher klingt freilich die Annahme, dass dieser hier offensichtlich in großen Mengen entnommene Rohstoff wohl eher in den Hunsrücker Eisengießereien als Formsand eine Rolle spielte.Festliche Segnung heute ab 16 Uhr

Heute Nachmittag wird das neue "Graue Kreuz" ab 16 Uhr an seinem Platz im Idarwald neben der L 159 gesegnet. Dazu haben sich neben Jagdhornbläsern auch die Bernkastel-Wittlicher Landrätin Beate Läsch-Weber, der Birkenfelder Landrat Axel Redmer, der Morbacher Bürgermeister Gregor Eibes und andere Vertreter aus der Kommunalpolitik angekündigt. Um 17.30 Uhr geht es auf dem Dorfplatz beim Feuerwehrhaus in Hinzerath mit den Feierlichkeiten weiter. Der Musikverein Bruchweiler sorgt für die musikalische Unterhaltung und die Freiwiliige Feuerwehr Hinzerath für Speis und Trank. Zum Abschluss wird ab 19 Uhr im Bürgerhaus der Heimatfilm von Eduard Anton aus dem Jahre 1957 über die Sage vom Grauen Kreuz gezeigt. Mehrere Darsteller des historischen Amateurstreifens haben ihr Kommen zugesagt.

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